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Wie werden Türken zu Österreichern?

Für jeden vernünftigen Menschen kann es keinen Zweifel geben: Die perfekte Beherrschung der Landessprache ist die wichtigste (wenn auch keineswegs einzige) Voraussetzung, dass Migration gelingt. Sonst bleiben Migranten vor allem der Mittel- und Unterschicht sozial, gesellschaftlich, kulturell dauerhaft abgeschlagen. Für jeden vernünftigen Menschen ist das klar – nicht jedoch für die Ideologen im Wiener Rathaus und in den diesen unterstehenden Ämtern, Schulen und Kindergärten. Das, was dort verzapft wird, klingt zwar Migranten-freundlich, ist aber in Wahrheit ein Verbrechen an ihnen und der gesamten österreichischen Gesellschaft. Das hat sich für mich in den letzten Tagen durch zwei frappierende Begegnungen wieder einmal deutlich bestätigt, die auch die aus einem anderen Bundesland kommende politische Kontroverse "Deutsch in der Unterrichtspause" in ein eigenes Licht rücken.

Ich bin binnen weniger Stunden bei getrennten Gelegenheiten zwei Menschen begegnet, die beide in Österreich geboren sind, die beide in österreichische Schulen gegangen sind, die beide 33 Jahre alt sind, die beide sehr freundlich Auskunft gegeben haben, die beide Kinder von Eltern sind, die einst aus der Türkei nach Österreich gekommen sind, und wo der Vater ein körperlich schwer werkender Gastarbeiter gewesen ist.

Der Rest könnte freilich zwischen den beiden unterschiedlicher nicht sein und beweist einmal mehr anschaulich, wo der zentrale Punkt der Integration liegt.

Der eine ist Taxifahrer; die andere arbeitet im Medienbereich. Dem Taxifahrer hat man vom ersten Satz an angehört, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist (so wie man es auch vielen Jugendlichen anhört, die in der Nähe meines Büros in eine Gesamtschule gehen). Bei der Frau bin ich erst draufgekommen, dass sie keine autochthone Österreicherin ist, als sie mir ihre Visitenkarte gegeben hat. So akzentfrei hat sie Deutsch gesprochen.

Was mich aber innerlich wirklich erzürnt hat, war, als der Taxifahrer dann auf seine fünfjährige Tochter zu sprechen kam. Mit dieser werde daheim "natürlich" türkisch geredet. Darauf berichtete ich ihm von meinen eigenen intensiven Recherchen über die vielen nach dem Krieg emigrierten Österreicher, die alle noch in der ersten Generation und zwar sehr bald nach Eintreffen in Übersee untereinander Englisch zu reden begonnen hatten; die fast alle später einen schönen Wohlstand errungen haben (Milliardär Frank Stronach ist der Prominenteste unter ihnen); und wo schon die zweite Generation oft gar nicht mehr Deutsch kann.

Die Antwort des Mannes war dann nicht etwa der (insgeheim erwarteten) Art, dass ein stolzer Türke nie seine Sprache aufgebe, oder dass ihm und seiner Frau das alles zu mühsam wäre. Er verwies vielmehr geradezu entschuldigend darauf, dass ihm das von österreichischen Amtsträgern "so empfohlen worden" sei. Sein Kind solle zuhause türkisch lernen und reden, das Deutsche komme dann eh später durch Kindergarten und Schule.

Es sind die Wiener Kindergärtnerinnen, die gemeindeeigenen Mütterberatungen und Volksschullehrer, die solche schlimmen Ratschläge erteilen. Sie haben ganz offensichtlich sogar die Weisung ihrer Vorgesetzten, solchen Schlangenrat zu erteilen. Dahinter steckt die Aversion der Genossen und einiger ihnen nahestehender "Experten" gegen Assimilation, was ja nur ein anderes Wort für gelungene Integration ist.

Die Motive dieser linken Aversion sind schillernd. Einerseits gibt es da die krause Assoziationskette: Wer Zuwanderer zu Österreichern machen will, muss ein Nationalist sein, und das ist wiederum für Linke automatisch gleichbedeutend mit Nazi. Und das ist wiederum für Sozialdemokraten ein alle anderen Erwägungen übertönende Totschlagbehauptung.

Andererseits sind die türkischen Migranten für die SPÖ längst schon wichtige Wähler geworden. Gibt es doch wohl bei keiner anderen wie auch immer definierten Wählergruppe einen so hohen Anteil von SPÖ-Wählern. Würden sich die türkischstämmigen Österreicher hingegen voll integrieren, wäre ihr Wahlverhalten nicht mehr ethnisch bestimmt. Dann würden viel mehr andere Wählermotivationen wirken. Dann würden etwa viel türkische Greißler und Marktstandler, ebenso wie die familienorientierten Wertkonservativen stark motiviert, schwarz zu wählen, Arbeiter hingegen blau oder weiterhin rot, usw. Jetzt aber wählen sie ziemlich geschlossen SPÖ, weil diese halt als die Türkenpartei empfunden wird – wobei freilich schon öfter die Ansätze zu einer eigenen, von der SPÖ getrennten Türkenpartei erkennbar geworden sind.

Damit sind wir beim wichtigsten Hindernis dafür gelandet, weshalb Integration in Österreich seit Jahrzehnten nicht gelingt. Zumindest in Wien – wo ja der der Großteil der Migranten lebt – wird aus parteipolitischen und ideologischen Gründen frontal gegen das Gelingen der Integration gearbeitet. Die Wiener Stadtpolitik zielt de facto stark auf ethnische Segregation hin – obwohl diese nach außen lautstark verurteilt wird, obwohl beide Gründe falsch bis kurzsichtig sind.

Im Vergleich zum Mega-Problem des Sprachgebrauchs in den Familien ist der innerkoalitionäre Streit marginal, ob in den Schulen in der Pause deutsch, türkisch, arabisch oder sonst was gesprochen wird. Da ist Bildungsminister Faßmann zuzustimmen, dass eine Deutsch-Pflicht in der Pause praktisch nicht kontrollierbar sei, und dass es blöd wäre, neue Regeln zu erlassen, die nicht durchsetzbar sind. In den Pausen des Schulunterrichts oder nach diesem passieren oft viel schlimmere Dinge unter den Schülern als die Verwendung einer falschen Sprache, ohne dass es die Lehrer verhindern könnten oder überhaupt merken.

Aber was auch Faßmann leider nicht sagt: Statt über Pausen zu streiten, sollte sich die Politik viel mehr auf den Sprachgebrauch in den Familien konzentrieren. Es wäre die wichtigste und effizienteste Integrations-Strategie, würden alle dauerhaft hier lebenden Einwanderer auch im Familienleben auf die deutsche Sprache wechseln. In sehr vielen Fällen kann Integration nur so wirklich gelingen.

Um das zu erreichen, wäre freilich eine intensive Diskussion über die notwendigen Strategien Österreichs notwendig, als deren Ergebnis man auch nicht a priori vor scharfen Maßnahmen zurückschrecken sollte. Wobei natürlich klar ist, dass alles extrem schwer wird, solange insbesondere der ORF komplett in Händen der radikalen Linken ist und alles verteufeln kann, was zu wirklicher Integration führen würde.

Dabei sollte etwa (auch) an folgende Maßnahmen gedacht werden:

  • Alle öffentlichen Bediensteten bis hinunter zur Gemeindeebene werden gesetzlich verpflichtet, Migranten intensiv zu raten, ihren Kindern möglichst frühzeitig Deutsch beizubringen.
  • Den oben zitierten Schlangenrat sollte man hingegen als – fahrlässige oder vorsätzliche – Schädigung der Interessen der Migrantenkinder pönalisieren.
  • Verpflichtung aller eingewanderten Mütter (die ja in manchen rückständigen Migranten-Familien selber kein Wort Deutsch können) zu intensiven und bei erfolgreichem Besuch unentgeltlichen Deutsch-Kursen.
  • Wenn man vor Verpflichtungen zurückschrecken sollte, kann man notfalls auch versuchen, diese Deutsch-Kurse nur freiwillig durch Prämien erfolgreich zu machen – was aber wohl bei ganz konservativ-islamischen Milieus nicht wirken wird.
  • Finanzielle Folgen für die Eltern (etwa Kürzung der Familienbeihilfe), wenn ihr Kind bei einer Sprachstandserhebung nicht ausreichend Deutsch kann.
  • Ausweisung aller nichtösterreichischen Imame, die nicht gut genug Deutsch können.
  • Auch sonstige Leistungen der Republik bis hin zur Staatsbürgerschaft werden von ausreichenden Deutschkenntnissen abhängig.

Krasse Maßnahmen? Vielleicht. Aber sicher ist das alles weit harmloser als das Verbrechen, Migrantenkinder a priori zu lebenslangen Verlierern zu verurteilen. Vor allem dann, wenn Eltern es nichtsahnend begehen, weil dümmliche Ideologen und deren Unterläufel ihnen die Überflüssigkeit von Deutsch in der Familie einreden.

PS: Noch eine Anmerkung zu meiner perfekt hochdeutsch redenden 33-jährigen Gesprächspartnerin, die übrigens auch einige Jahre in einem anderen westeuropäischen Land gelebt hat: Am Schluss unseres Gesprächs erwähnte sie, dass ihre Eltern aus dem "türkisch besetzten Kurdistan" stammen, und dass sie den Status "ohne religiöses Bekenntnis" hat. Was die Annahme erneut bestätigt, dass Kurden und Nichtmoslems sich halt nicht so sehr in ethnisch, sprachlich und kulturell abgeschlossene Gemeinschaften zurückziehen wie die Türken, deren emotionale Bindung an das Erdogan-Land ja bis zum heutigen Tag massiv durch türkisch finanzierte Verbände und Moscheen in Österreich organisiert wird.

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