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Der Diktatorpapst

Bekanntlich sind Leben, Wohlfahrt und Frieden der Völker zuinnerst mit dem Leben und dem Wohlbefinden der Kirche verbunden. Wie die Kirche unsere europäische Zivilisation geschaffen hat, so beeinflusst sie auch weiterhin deren Leben. Die Erschütterungen im Innenleben der Kirche betreffen daher die Welt: Ein Papst – oder ist es ein Gegenpapst? – reißt den überlieferten Glauben nieder und erweist sich als unberechenbarer Willkürherrscher. Dazu erschien vor kurzem ein aussagekräftiges Buch. Das dem Autor erhebliche Misslichkeiten eintrug.

Henry Sire ist in Spanien geborener Engländer mit französischen Wurzeln. Er lebte einige Jahre in Rom am Sitz des Malteserordens, dem er angehört. Aufgrund des Buches wurde seine Mitgliedschaft suspendiert. Papst Franziskus hatte im Jänner 2017 in den Malteserorden eingegriffen, indem er den Großmeister Fra‘ Matthew Festing zum Rücktritt zwang. Inwiefern der Orden also noch "souverän" ist, sei dahingestellt.

Das zum zeitgeschichtlichen Hintergrund des Buches. Sire veröffentlichte die vorliegende Abhandlung Der Diktatorpapst zunächst unter dem Pseudonym Marcantonio Colonna.

Er zeichnet die Umstände des angeblich "freiwilligen" Rücktritts von Papst Benedikt und der Wahl von Papst Franziskus nach:

Die "St.Gallen-Mafia" am Ziel: Benedikt XVI. ist weg, ein Revolutionär ist gewählt

Als Papst Franziskus nach seiner Wahl die Loggia des Petersdomes betrat, befand sich dort auch der emeritierte Kardinalerzbischof von Brüssel-Mecheln, Godfried Danneels. Für Leute, die um die Vorgänge der Kirche in Belgien wußten, muß das ein niederschmetternder und ominöser Anblick gewesen sein. Denn Danneels, der sich im September 2015 offenherzig als Mitglied der "St.Gallen-Mafia" bekennen sollte, einer klandestin wirkenden Gruppe, die den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. das Leben schwer machte und die Wahl eines "liberalen" Papstes anstrebte, war ein Totengräber der belgischen Kirche.

Dieser Kardinal erlangte unter Papst Franziskus wieder Einfluss. Alle Verfehlungen waren offenbar vergessen:

"Danneels war in ganz Europa aufgrund seiner politischen Schlagkraft bekannt, mit der er in Belgien auf die Liberalisierung der Gesetze bezüglich der Sexualität und Ehe drängte. Im Jahr 1990 riet er König Baudouin von Belgien, ein Gesetz zur Legalisierung von Abtreibung zu unterzeichnen und später weigerte er sich, Material zur Sexualerziehung aus den katholischen Schulen in Belgien zurückzurufen, obwohl dieses Material von den Eltern als pornographisch verurteilt worden war. Es ist dokumentiert, dass er die belgische Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen als ‚positive Entwicklung‘ bewertete. Im Mai 2003 gratulierte er dem Premierminister Guy Verhofstadt, der sich auf seine zweite Regierungsperiode vorbereitete, in einem Schreiben zur ‚Anerkennung des Rechtsstatus von stabilen Partnerschaften zwischen Partnern des gleichen Geschlechts‘ unter seiner Regierung" (23).

(Wir erinnern uns: Verhofstadt war einer der schlimmsten Hetzer im Jahr 2000 gegen die österreichische Bundesregierung und das Wahlvolk gewesen.)

Danneels wurde vorgeworfen, den Bischof von Brügge, Roger Vangeluwe, der seinen eigenen Neffen sexuell missbraucht hatte, gedeckt zu haben. Eine Welle von Klagen brach über Danneels herein. Die Polizei beschlagnahmte massenweise Material, der Kardinal selbst wurde zehn Stunden lang verhört.

Aber es gab keinerlei Anklage:

"Aus unklaren Gründen wurde das beschlagnahmte Beweismaterial für unzulässig erklärt, die Unterlagen an die Erzdiözese zurückgegeben und die Ermittlungen wurden abrupt eingestellt. Und das, obwohl Einzelpersonen mit fast fünfhundert Einzelklagen aufgetreten waren, darunter viele, die Danneels vorwarfen, seine Macht und Verbindungen genutzt zu haben, um klerikale Sexualstraftäter zu schützen" (24f).

Und dieser Danneels konspirierte mit einigen anderen Kirchenmännern, um einen Revolutionär zu wählen – und dieser nahm dankend an.

Der Prolog zum Pontifikat Jorge Bergoglios: krasse Führungsschwächen von Benedikt XVI.

Kritisch ist Sire mit Benedikt XVI., dem er vorwirft, einen hochvertraulichen und nicht schmeichelhaften Brief des paraguayischen Bischofs Rogelio Livieres Plano über Kardinal Bergoglio nicht ausreichend geheim gehalten zu haben, worauf der Brief Bergoglio selbst in die Hände – und in die Presse – gelangte.

Benedikt lehnte sodann zum Entsetzen der argentinischen Bischöfe das routinemäßig zum 75. Geburtstag eingereichte Rücktrittsgesuch Kardinal Bergoglios als Erzbischof im Dezember 2011 ab.

Zudem rächte sich Benedikts krasse Fehlentscheidung, Kardinal Tarcisio Bertone zu seinem Kardinalstaatssekretär zu machen. (Nur eine kurze Reminiszenz: Bertone hatte 2007 ein unverschämtes Lügenbuch zum Thema Fatima mit dem Titel Die Seherin von Fatima veröffentlicht, das völlig unverständlicherweise von Papst Benedikt ein Vorwort erhielt. Dieser Vorgang gehört zu den Rätseln dieses so unglücklich gescheiterten Pontifikats.) Möglicherweise war dann Kardinal Bertone das Leck, durch das die Rücktrittsüberlegungen des Papstes zu Kardinal Bergoglio gelangten. Dieser entfaltete auf diese Information hin hektische Betriebsamkeit und zeigte sich am Tag der Rücktrittserklärung, dem 11. Februar 2013, euphorisch und triumphierend und nahm zahlreiche telephonische Gratulationen entgegen.

Sire dazu:

"Die Abdankung im Jahre 2013 kam gerade noch rechtzeitig, um das St.Gallen-Programm wieder aufleben zu lassen. Kardinal Martini war im Vorjahr verstorben, aber Danneels und Kasper waren jung genug, um noch nicht vom päpstlichen Konklave ausgeschlossen zu werden" (60).

Schließlich war die Bestellung des brasilianischen Kardinals João Braz de Aviz im Jänner 2011 als Präfekt der Kongregation für die Ordensleute eine weitere katastrophale Personalentscheidung Benedikts, die sich bitter rächen sollten. Braz de Aviz sollte sich nur zwei Jahre später als erbitterter Feind und offener Verfolger der Franziskaner der Immaculata erweisen, eines Ordens, den Benedikt geschätzt und geschützt hatte.

Keine Reformen, sondern planvoll eingesetztes Chaos

Henry Sire zeichnet den Papst als Psychopathen und Narzissten, der um sich ein System "chaotischer Rivalitäten und Konflikte" aufbaut. Von der immer wieder ventilierten Kurienreform kann überhaupt keine Rede sein, denn "manipulative Methoden" (80) sorgen für Angst und Verunsicherung im Verwaltungsapparat. Bekannt und berüchtigt geworden sind die päpstlichen Weihnachtsansprachen an die Kurie, die diese als ungerechtfertigte Kopfwäschen und Verbalinjurien empfinden musste.

Gleichzeitig werden moralisch kompromittierte Persönlichkeiten in wichtige Ämter eingesetzt oder auf bestimmte Weise rehabilitiert, unter ihnen Msgr. Battista Ricca oder der mittlerweile weltweit in Verruf geratene, inzwischen seiner Kardinalswürde enthobene Erzbischof Theodore McCarrick.

Dieses Muster reicht in die Zeit Jorge Bergoglios als Erzbischof von Buenos Aires zurück, "indem er sich nämlich mit moralisch schwachen Persönlichkeiten umgibt, um sie unter seiner Kontrolle zu halten" (82).

Papst Franziskus machte mittlerweile sein Domizil, das Hotel Casa Santa Marta zum "Kreml" (206), in dem nur Ja-Sager und Speichellecker geduldet werden. Die Angst vor Denunziation ist das bestimmende Lebensgefühl geworden.

Ausführlich stellt Sire die Abläufe der beiden manipulierten Bischofssynoden zum Thema Familie (2014 und 2015) dar. Aus diesem Prozess erfloss nach offizieller Lesart das postsynodale Schreiben Amoris laetitia (2016). Dieses muss aber schon vorher konzipiert worden sein.

Da es häretische Aussagen enthält und verheerende Verwirrung auslöst, entschließen sich vier Kardinäle zur Intervention und legen dem Papst fünf Dubia (Zweifel) zur Beantwortung vor. Der Papst verweigert die Antwort. Die Kardinäle gehen an die Öffentlichkeit. Franziskus verweigert erneut die Antwort. Zwei der vier Kardinäle sterben unerwartet.

Und der Papst zieht sein revolutionäres Programm rücksichtslos durch:

Diesem fällt die junge und erfolgreiche Ordensgemeinschaft der Franziskaner der Immaculata zum Opfer. Dieser Orden, der sich am Charisma des hl. Maximilian Kolbe orientiert, wird unter kommissarische Verwaltung gestellt. Als der brutale und vor Lügen nicht zurückschreckende Kommissar, ein italienischer Kapuziner, plötzlich stirbt, stehen die Zeichen an der Wand. Nichtsdestotrotz wird ein neuer Kommissar ernannt und der Orden stranguliert.

Eingriff in den nicht mehr sehr souveränen Malteserorden

Nachdem im Malteserorden Informationen über Kondom-Verteilungsaktionen aufgetaucht waren, schaltete sich der schon erwähnte Großmeister Festing ein. Das bekam ihm nicht gut: Der Papst zwang den Großmeister gegen alle Usancen zum Rücktritt. Dann rehabilitierte er denjenigen deutschen Malteser, der die Verantwortung für die humanitären Aktionen trug, einschließlich der moralisch verwerflichen und von der Kirche verbotenen Verteilung von Verhütungsmitteln. Der für den Orden zuständige Kardinalprotektor Raymond Kardinal Burke, der schon als Präfekt der Apostolischen Signatur abgesetzt worden war, wurde auch hier de facto entmachtet.

Sire dazu:

"Was den Großmeister [Festing] betrifft, kam eine private Vorladung, allein zu einer Audienz zu kommen, es niemandem zu erzählen, und dann eine überraschende Forderung nach Rücktritt. Damit verbunden ist eine unbekümmerte Haltung gegenüber der Morallehre der Kirche, aber eine sehr praktische Wertschätzung von Geld und Macht, die schwerlich zu den Ambitionen einer ‚Kirche der Armen‘ und zur Verurteilung der ‚Weltlichkeit in spirituellen Angelegenheiten‘ paßt" (206).

In der Tat.

Sire folgert aus dem eben Gesagten:

"Gelitten haben Rechtsgrundsätze. Nur Tage nach der Entlassung des Großmeisters war gegen das, was der Papst getan hatte, ein Chor an Kritikern zu hören, hauptsächlich Anwälte. Es wurde herausgestellt, dass, wenn der Heilige Stuhl sich ungehemmt über die Souveränität des Malteserordens hinwegsetzen konnte, die italienische Regierung auch nichts davon abhalten würde, Polizei in den Vatikan zu entsenden, um die Finanzlage zu kontrollieren" (ebd.).

Letzteres wäre übrigens eine gute Idee und könnte zur Rehabilitierung des brutal hinausgeworfenen Generalrevisors Libero Milone führen, der offenbar einigen dunklen Geheimnissen im Vatikan schon zu nahe auf die Spur gekommen war (228).

Politische Implikationen des Wirkens von Jorge Bergoglio: Anbiederung an die Mächtigen

Hochbrisant sind die geopolitischen Implikationen des päpstlichen Agierens, seine Nähe zu UNO, Oligarchen und Hillary Clinton, seine Feindschaft gegen Donald Trump – und "die Überwachung des Konklaves 2013 durch die CIA" (228).

Hochbrisant sind auch die Recherchen zum Wirken P. Bergoglios als argentinischer Jesuitenprovinzial und als Erzbischof von Buenos Aires, die das gezeichnete Bild bestätigen: Hier ist ein skrupel- und prinzipienloser Tyrann am Werk.

Ein Jesuit berichtet in diesem Zusammenhang von Kontakten des späteren Papstes zur Militärregierung, die dieser gelegentlich nutzte, um Leute zu schützen:

"Ich kenne Menschen, denen er half. Das ist Ausdruck seiner zwei Gesichter und seiner Nähe zu den Militärbehörden. Seine Art, Unklarheit zu erzeugen, ist meisterhaft. Wenn sie getötet wurden, war er sie los. Wenn sie gerettet wurden, war er der Retter. Deswegen gibt es Menschen, die ihn für einen Heiligen halten und andere, die große Angst vor ihm haben" (247).

Resümee

Wie eingangs gesagt: Der Zustand der Kirche hat unvermeidlicherweise Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft. Von daher ist das Werk Henry Sires auch für ein säkulares Internettagebuch von Interesse.

Sires Buch ist noch vor der Veröffentlichung der Zeugnisse des ehemaligen päpstlichen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, erschienen. Diese Berichte – mittlerweile drei an der Zahl – beschuldigen den Papst, von den homosexuellen Übergriffen von Erzbischof Theodore McCarrick (an Seminaristen, Priestern und mindestens einem minderjährigen Meßdiener) gewusst und diesen dennoch gedeckt zu haben. Etliche andere Würdenträger werden beschuldigt, ebenfalls geschwiegen und vertuscht bzw. gelogen zu haben.

Durch diese aktuelle Information erhalten die Ausführungen Sires weitere Bestätigung und Gewicht: Der Stuhl Petri ist von einem Diktator besetzt, der sich um Glauben, Moral und Tradition nichts schert.

Da er aber eine revolutionäre Agenda in Kirche und Politik betreibt, wird er von einflußreichen Kreisen in Europa und den USA gedeckt. Die Hauptstrom- und Oligarchenmedien berichten – von wenigen Ausnahmen abgesehen – offenbar deswegen nichts Kritisches, weil das ebendieser Agenda schaden könnte. Damit wird auch ein Führungsstil befürwortet, der schon für einen weltlichen Politiker verwerflich wäre, geschweige denn für den Stellvertreter Christi und Nachfolger des Apostels Petrus.

Es ist ein Stil, der demjenigen im Ozeanien von George Orwells 1984 ähnelt: Angst und Unsicherheit schüren, zwei plus zwei gelegentlich fünf sein lassen, die Untergebenen nicht nur nicht fördern sondern unterdrücken, Macht vor Prinzip setzen – also die von Benedikt XVI. so sehr kritisierte "Diktatur des Relativismus". Dabei werden moralisch integre Personen aus dem Apparat ausgeschieden und korrupte Personen zu höchsten Ämtern befördert.

Das ist eine Karikatur von Kirche und damit ein verheerendes Beispiel für den weltlichen Bereich. Da wie dort können tyrannische Systeme nur durch die Unterstützung von Opportunisten, Karrieristen, Hofschranzen und Speichelleckern überleben.

Und dass der Malteserorden Henry Sire suspendiert hat, beweist ja nur um so mehr, wie recht dieser mit der Anklage der "Diktatur" hatte.

Dass allerdings Papst emeritus Benedikt XVI. zu diesen skandalösen Vorgängen schweigt, wird immer mehr zum Ärgernis.

Marcantonio Colonna (Henry Sire), Der Diktatorpapst,
Renovamen-Verlag, Bad Schmiedeberg 2018,
276 S.
(Original: The Dictator Pope, Regnery Publishing, Washington DC 2018)
16 Euro
Buch bei Amazon

MMag. Wolfram Schrems, Wien, katholischer Theologe, Philosoph, Katechist, Pro-Lifer

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