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Die nächste Dummheit der Gewerkschaft

Die Regierung hat mit dem Arbeitszeitgesetz die Macht der Gewerkschaft und der Betriebsräte signifikant geschmälert. Das mussten diese trotz aller Proteste zähneknirschend erdulden. Denn den allermeisten Arbeitnehmern war sehr bald klar geworden, dass es bei diesem Kampf nur um die Interessen der Funktionäre ging, dass hingegen das neue Gesetz für sie selber und ihre Arbeitgeber (mit denen sich ja erfreulich viele verbunden fühlen) durchaus positiv ist. Sie waren daher keineswegs kampfbereit. Jetzt wollen freilich die gekränkten Gewerkschaften zurückschlagen – haben sich aber neuerlich ein Feld ausgesucht, wo sie vor allem den Arbeitnehmern schaden.

Genauer gesagt: Wo sie einer ohnedies exponierten Gruppe der Arbeitnehmer schaden. Nämlich den älteren, oder noch genauer gesagt: jenen älteren Arbeitnehmern, die ihren Job verloren haben, oder die nicht mehr das Glück haben, einen lebenslangen Arbeitsplatz beim immer gleichen Unternehmen zu haben.

Genau dieser Gruppe schadet das Verlangen der Gewerkschaft, dass alle Arbeitnehmer ab dem 25. Arbeitsjahr eine sechste Urlaubswoche haben sollen. Derzeit haben nur jene Anspruch auf eine solche sechste Woche, die 25 Jahre lang immer beim gleichen Arbeitgeber gearbeitet haben. Was aber außerhalb des geschützten Bereiches wie etwa den ÖBB immer seltener geworden ist.

Nun zeigen die Arbeitslosen-Zahlen seit längerem einen klaren Trend. Während kaum noch jüngere Österreicher arbeitslos sind, ist das bei zwei Gruppen ganz anders: Bei Nicht-EU-Ausländern und bei älteren Österreichern ist die Arbeitslosigkeit signifikant höher.

Diese Älteren haben oft Probleme, einen neuen Arbeitgeber zu finden, wenn sie den früheren aus welchen Gründen immer verloren haben. Sie werden auf dem Arbeitsmarkt mit vielen Vorurteilen konfrontiert: Dass sie nicht mehr so leistungsfähig seien, dass sie widerborstiger seien als Jüngere, dass sie sich schlechter einordnen können, dass sie neue Technologien nicht mehr beherrschen. Sie sind überdies auch teurer als die Anderen. Denn viele Kollektivverträge sehen umso höhere Gehälter vor, je mehr Arbeitsjahre jemand aufzuweisen hat (egal wo).

Das ist in etlichen Ländern ganz anders. In Großbritannien oder Skandinavien sinken die Einkommen ab dem 40. oder 50. Lebensjahr. Das entspricht auch durchaus den Bedürfnissen. Denn die Lasten von Familiengründung und Hausbau sind meist in jüngeren Lebensjahren zu tragen.

Es wäre eigentlich auch bei uns logisch, die Gehaltskurven bei den Jüngeren anzuheben (die man ja überdies von einem Abgang ins Ausland abhalten sollte), bei den Älteren hingegen zu senken.

Aber die Gewerkschaft in ihrer begnadeten Weisheit macht genau das Gegenteil. Sie will die älteren Arbeitslosen noch teurer und daher noch schwerer vermittelbar machen. Denn eine Urlauswoche kostet Geld, ob sie nun konsumiert wird oder ausgezahlt werden muss. Aber Gewerkschafter wissen das vielleicht nicht.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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