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Amerikaner müsste man sein

Zunehmend kann man nur lachen über die starken Sprüche mancher europäischer Politiker wie etwa erst jüngst die des derzeitigen Chef-Lobbyisten der EU-Industrie, Christoph Leitl. Er hat angedroht, dass die Europäer sich jetzt gemeinsam mit China und Russland gegen die USA wenden werden, wenn diese ihre Interessen so brutal verfolgen. Da hat Popeye wohl wieder einmal seinen Spinat vergessen. Denn die USA sind wirtschaftlich so stark, dass sie derzeit offenbar fast alles im Alleingang durchsetzen können.

Um zu diesem Schluss zu kommen, muss man nur vier Fakten aus den letzten Stunden aneinanderreihen:

  1. Kaum haben die USA neue massive Sanktionen gegen China angekündigt, ist die chinesische Währung steil gefallen, und die amerikanische weiter gestiegen (was sie übrigens als Folge der amerikanischen Zinserhöhungen schon länger tut).
  2. Knapp danach wurde ein "Vergleich" zwischen dem VW-Konzern und den USA in der sogenannten Dieselaffäre bekannt: Der deutsche Autobauer hat sich bereit erklärt, den gigantischen Betrag von 25 Milliarden Dollar an die USA zu zahlen, den Autokäufer, Händler und Behörden kassieren werden (obwohl sie gar keinen konkreten Schaden erlitten haben). VW sah offenbar keine Alternative. Europäische VW-Käufer können da nur vor Neid platzen.
  3. Gleichzeitig üben die drei großen deutschen Autokonzerne (VW, Mercedes, BMW) Druck auf die EU-Kommission aus, im Handelskrieg um Strafzölle gegenüber den USA nachzugeben.
  4. Der Iran bemüht sich derzeit, schnell noch über 300 Millionen Euro in bar aus Deutschland herauszuschaffen, bevor die US-Sanktionen in Kraft treten. Finanzexperten können sich nicht erinnern, wann jemals schon ein so großer Bar-Betrag transportiert worden ist.

Vier unglaubliche Tatsachen. Sie alle zeigen, dass fast die ganze Welt Respekt vor den USA zeigt und letztlich immer vor deren selbstbewusstem (und sich nicht mehr wie einst um Sympathiewerte kümmerndem) Auftreten zurückweicht. Das ist Faktum, wie berechtigt oder unberechtigt man die amerikanischen Forderungen im Einzelnen auch ansehen mag.

Und man kann wetten, dass bald eine fünfte Entwicklung folgen wird: Deutschland und andere europäische Länder werden nach rüden Rügen Donald Trumps wohl ihre niedrigen Verteidigungsausgaben erhöhen. Beim Nato-Partner USA sind diese – in BIP-Prozent gerechnet – vier Mal so hoch wie etwa in Deutschland, weshalb nicht nur Trump die USA derzeit als Gratis-Polizist missbraucht sieht. Merkel&Co müssen daher fürchten, dass Trump auch die Nato aufkündigen könnte, wenn sie nicht seinen Forderungen nachgeben.

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