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Wie man sich lächerlich machen kann

Mit großem Brimborium haben sich jetzt bei den Filmfestspielen in Cannes die Jury-Präsidentin Blanchett und viele andere Frauen aus der Branche erregt: In der Geschichte dieser Festspiele seien bisher nur 82 Filme von Frauen im Bewerb gewesen. 1688 stammten hingegen von männlichen Filmemachern. Eine grobe Ungerechtigkeit – oder?

In der Sichtweise dieser – im feministischen Zeitgeist ganz in Schwarz gehüllten – Frauen wird die Ungerechtigkeit noch größer, wenn man die in Cannes dann als Ergebnis der Wettbewerbe jeweils ausgezeichneten Filme zählt: Da sind es gar nur zwei Filme von Frauen, hingegen 71 von Männern  gewesen, die die "Goldene Palme" erhalten haben. Die Protestiererinnen fordern deshalb allen Ernstes "Regierungen und Staatsgewalten" auf, einzuschreiten. Alle Filmgremien sollen paritätisch besetzt werden.

Schmerz lass nach! So viel Dummheit auf einem Fleck tut weh. Mit solchen Aktionen machen die feministischen Aktivistinnen nicht nur die sogenannte MeToo-Bewegung lächerlich (für die man ja noch viel Sympathie haben konnte, solange sie als Protest gegen männliche Gewaltanwendung und Erpressung erschienen ist), sondern auch das Festival. Wenn sogar die Jury-Präsidentin(!) solche Aktionen setzt, dann ist damit bewiesen: Bei solchen "Preisen" gibt es hinten und vorne keinen objektiven Maßstab, den Wert eines Filmes zu bemessen, sondern es entscheiden bloße Machtspiele – oder zumindest sollen künftig solche entscheiden.

Wird dieses Quotengefordere wirklich Realität, dann ist natürlich völlig klar, dass es nicht nur beim Geschlechterproporz bleiben wird dürfen. Dann wird es auch ethnische, religiöse und sonstige Quoten geben müssen. Dann werden etwa auch zehn Prozent der Filme muslimisch sein müssen. Dann wird es überdies jede Menge serbischer, kroatischer, polnischer, ungarischer Filme geben müssen. Dann wird es Pro- und Anti-Schwulen-Filme geben müssen, je nach Verteilung der Meinungen in der Bevölkerung. Dann wird es Quoten für Filme von Behinderten und für solche von Brillenträgern geben müssen. Und zwar natürlich nicht nur im Kino, sondern auch im Fernsehen, wo ja zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender ohnedies vor Political Correctness und Quotenhysterie nur so sprühen.

Wie, diese Filme würde oft niemand anschauen? Was soll denn das für ein Gegenargument sein? Der Markt hat doch die Kampffeministinnen und die Freaks dieser Festivals noch nie interessiert!

Aber ist es nicht wirklich ungerecht, dass weibliche Filmstars im Schnitt weniger verdienen als männliche?

Da kann man nur mit der Gegenfrage antworten: Was bitte ist Gerechtigkeit bei der Honorierung künstlerischer Leistungen? Alle gleich viel? Mit dieser Logik müssten dann auch die Schauspieler in Tschauners Stegreifbühne genauso viel Geld wie jene am Burgtheater bekommen. Und eigentlich sogar mehr, weil sie sich ja erstens nicht auf einen fix und fertig vorliegenden Text verlassen können, sondern selbst improvisieren, also mehr leisten müssen. Und weil ihre Bühne zweitens viel weniger Subventionen braucht, um überleben zu können.

Ähnliches hat es im einst real existierenden Sozialismus in Osteuropa tatsächlich gegeben, wo zeitweise alle Künstler gleich entlohnt worden sind. Freilich hat das auch dort nicht lange gehalten.

Weibliche Schauspieler haben – jenseits aller nie beantwortbarer Qualitätsfragen – ein ganz anderes Problem: Bei ihnen gibt es viel mehr Konkurrenz, was logischerweise immer die Preise drückt. In den Schaupielerberuf drängen viel mehr junge Mädchen als junge Burschen, die ja meist viel scheuer und gehemmter sind.

Für mich war jedenfalls die Auszeichnung eines Filmes mit Preisen aus Cannes, Berlin, Venedig & Co immer ein Warnschild, sich den Film eher nicht anzusehen. Und wenn es dann auch noch Quoten-Filme sein werden, dann wird diese Warnung doppelt gelten.

Ich stehe mit meiner Skepsis gegenüber den Filmfestivals auch keineswegs alleine da. Viele dort prämierte Filme sind nämlich alles andere als Kassenfüller geworden. So ist beispielsweise Michael Haneke zwar der meistprämierte und gefeierte Österreicher. Doch keiner seiner Filme war außerhalb von Festivals und Filmkritikerzunft in irgendeiner Weise ein Erfolg. Ich habe mir zwei angesehen, habe nichts verstanden, mich furchtbar gelangweilt und werde sicher in keinen mehr gehen. Seither erinnert mich der Hype um Haneke nur noch an des Kaisers neue Kleider.

Gewiss kann man sagen: Wem es gefällt, der soll sich Haneke- und andere Festival-Filme anschauen. Das kann man aber nicht mehr so einfach sagen, wenn man sich bewusst macht, wie viel Steuergeld in solche Festivals und in die Filmbranche fließt. Allein die Stadt Wien lässt sich den Spaß jährlich 16 Millionen Euro kosten. Mit seit Jahrzehnten recht überschaubarem Erfolg.

Ich weiß nicht wirklich, was einen Film zu einem erfolgreichen, bewegenden, spannenden, witzigen macht – auch wenn meine Vermutung stark ist, dass das Drehbuch dabei die wichtigste Rolle spielt. Und dass die Fähigkeit, solche zu schreiben, in Österreich seit Jahrzehnten weitgehend fehlt (wahrscheinlich hängt das auch stark mit der Vertreibung der Juden zusammen, die dann halt in Hollywood die tollen Filme machen mussten). Und dass Political Correctness die Drehbücher nicht gerade attraktiver gemacht hat.

Ich weiß nur eines: Festivals und staatliche Filmförderer wissen es schon gar nicht. Die haben ganz andere Prioritäten als die Frage, ob sich viele Menschen einen bestimmten Film anschauen wollen. An das denken eigentlich immer nur jene, die ihr eigenes Geld dabei investieren. Das Spannende ist, dass bisweilen auch ganz billig produzierte Filme zu tollen Erfolgen werden, und dass Riesenbudgets floppen können. Das macht des Filmgeschäft interessant und immer offen auch für Außenseiter.  

Es ist hingegen schlicht ein Ärgernis, dass die kleine Gruppe der begeisterten Konsumenten von Festivals- und Förderfilmen ihren Spleen durch unsere Steuergelder mitfinanziert bekommt. Dadurch findet wie fast im ganzen Kultur- und Subventionsgewerbe eine massive Umverteilung von den arbeitenden Menschen zu sich für elitär haltenden Profiteuren statt. Solche staatliche Einmischung führt eben auch dazu, dass die Frauen von Cannes auf die Idee kommen, der Staat solle sich einmischen und Quoten, Posten und Gehälter im Filmbusiness verteilen. Sie glauben ja nicht, dass die Konsumenten, dass der Markt das Wichtigste wäre. Sie würden diesem Markt wohl am liebsten verbieten.

Sonst bräuchten sie nämlich nur eines zu machen: Filme, die Erfolge an den Kassen haben, die von den Menschen gemocht werden. Kann ja nicht so schwer sein. Schließlich sitzen in den Kinosälen sicher nicht mehr Männer als Frauen und starren auf die Leinwand: gebannt, bewegt und amüsiert – oder eben gelangweilt und verärgert.

Aber bitte: machen und nicht ständig lächerlich jammern, ständig Ausreden suchen.

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