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Was Innsbruck bedeutet

Die Tiroler Landeshauptstadt bekommt einen grünen Bürgermeister – aus elf guten Gründen.

Die Innsbrucker Wahl und der Erfolg von Georg Willi führen zu einer ganzen Reihe spannender Erkenntnisse:

  1. Die sympathischere, mehr Vertrauen erweckende und weniger Politikerslang sprechende Persönlichkeit hat gewonnen – auch wenn es eher lächerlich wirkt, dass sich Willi ständig mit Fahrrad in der Hand abbilden lässt.
  2. Der in letzter Zeit österreichweit stattfindende Abstieg der Grünen ist kein Naturgesetz. Für einen Wiederaufstieg bräuchte es "nur" gute Kandidaten, Glaubwürdigkeit und die richtige Themensetzung. Mit allen drei Aufgaben tun sich jedoch die durch Quotenzwang und aktivistische Linksradikale gequälten Grünen derzeit außerhalb Innsbrucks furchtbar schwer, obwohl viele Journalisten hinter ihnen stehen.
  3. Die beste Wahlhilfe für den nunmehrigen Wahlsieger war der als Demonstration gegen ihn gedachte Parteiaustritt der bisherigen grünen Vizebürgermeisterin. Die Dame hat gegen angebliches Rechtsabweichlertum Willis protestiert; sie war empört, weil Will gleich gegen zwei grüne Dogmen verstoßen hatte: Er hat nämlich gesagt, dass die Probleme der Wohnungssuchenden wichtiger denn Binnen-I und "Ehe für alle" sind. Bei den Grünen sorgt so ein Satz für helle Aufregung und Empörung – der Funktionärsklasse, während die Wähler durchaus zustimmen. Dieser Parteiaustritt hat die Innsbrucker daher gegen die Intentionen der Austretenden positiv für Willi eingenommen: Der ist ja offensichtlich gar nicht so links, wie die Grünen normalerweise sind. Der Anti-Willi Protest hat die Wähler wohl handfester überzeugt als die längst vergessene Tatsache, dass Willi einst von den bürgerlichen "Vereinten Grünen" gekommen ist, die nach der Fusion mit den Linksalternativen innerparteilich meist an die Wand gedrückt worden sind. Da haben sich offensichtlich viele Wähler gesagt: Dann schauen wir uns den einmal an, ist doch das Angebot der anderen Parteien ohnedies nicht so toll.
  4. Die Niederlage der ÖVP-nahen Bürgermeisterin zeigt, dass die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht noch kein Wahlprogramm und kein Wahlhelfer ist.
  5. Die Grünen haben ihre Chancen meist nur in Universitäts- und Schulstädten. Ihre Denkwelt reüssiert in den realitätsfernen Hörsälen weit besser als im Rest des Landes oder bei all jenen Menschen, die in der Wirklichkeit angekommen sind.
  6. Der Grüne hat auch gewonnen, weil er sich deutlich für Bürgermitbeteiligung ausgesprochen hat. Genau dieser Wunsch der Bürger nach mehr Mitsprache hat bei der letzten Nationalratswahl Schwarz und Blau einen Triumph gebracht, weil beide die direkte Demokratie versprochen haben. Ein Versprechen, das sie aber offenbar jetzt ignorieren.
  7. Die direkte Demokratie war ja schon einst bei den Grünen als Idee merkbar gewesen, wurde dann aber von Political Correctness, Neomarxismus, Schwulen-, Gender- und anderen Linksthemen überwuchert. Genau dieser Weg Willis – also ein Weg nach rechts – wäre für die Grünen wohl die einzige Chance der politischen Wiederbelebung. Zum Glück für die anderen Parteien setzen sich aber bei den Grünen meist die Linksradikalen durch.
  8. Noch wichtiger für die Zukunft der Grünen dürfte aber das weitere Schicksal der Sozialdemokratie sein. Diese ist einerseits in hohem Ausmaß ein mit den Grünen verbundenes Gefäß - Wähler wechseln besonders gerne zwischen den beiden. Andererseits ist die Sozialdemokratie europaweit in der schwersten Krise seit hundert Jahren. Was den Grünen automatisch einen Windfall-Profit bringt.
  9. Bürgermeister zu sein ist ein viel unangenehmerer Job als der eines Landeshauptmannes. Diese werden fast immer wiederbestätigt, diese haben (auch dank ORF!) einen riesigen Propagandaapparat. Diese brauchen meist nur zu Schönwetterterminen in die Orte und in direkten Kontakt mit den Bürgern zu kommen.
  10. Bürgermeister stehen hingegen an vorderster Front vor allem bei Bau- und Verkehrsproblemen. Sie sind an allem "schuld" – vor allem für relativ politikferne Ortsbewohner –, obwohl sie vielen Problemen relativ machtlos gegenüberstehen.
  11. Und jedenfalls haben die bürgerlichen Parteien einen Wahlkampf schon fast verloren, wenn sie das zentrale Thema "Migration" links liegen lassen. Gerade in den Gemeinden sind die Bürger nämlich ganz hautnah mit allen Auswirkungen der Völkerwanderung konfrontiert – auch wenn der Schaden nicht durch die Gemeinden, sondern primär durch die Politik des Bundes, der EU und diverser Höchstgerichte entstanden ist.

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