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Der Kindesmord und worüber nicht gesprochen werden darf

Gewiss: Der grässliche Wiener Kindermord durch einen 16-Jährigen, der aus Tschetschenien stammt, war ein Einzelfall. So wie jedes Verbrechen. Erwartungsgemäß: Sich vordrängende Psychologen sprechen sofort wieder von der Möglichkeit einer "psychischen Erkrankung". Ich vertraue freilich mehr den vielen entsetzten Lehrern, die von Jahr zu Jahr intensiver über eine als Folge der Massenmigration massiv zugenommene Brutalität unter den Jugendlichen und steigende Aggressivität von Schülern gegen Lehrer berichten. Und ich erinnere mich auch ein wenig an meine eigenen Beobachtungen.

Mein Büro liegt nicht nur im gleichen Bezirk wie der Tatort, sondern auch im Schnittpunkt gleich dreier Schulen, die jeweils nur wenige Meter entfernt sind, und die in Summe eine ethnisch-soziale Hochschaubahn bilden. Da ist eine Volksschule, die offensichtlich von überwiegend deutschsprachigen Kindern besucht wird. Da ist der Hintereingang einer bekannten Klosterschule, in die die Kinder vielfach mit dem Auto gebracht werden - und in die auch der Mörder gegangen ist. Und da ist eine "Neue Mittelschule" samt Polytechnischem Lehrgang, wo Deutsch für fast alle eine Fremdsprache ist.

Neben dem Eingang dieser Gesamtschule prangen zwar verlogene Propagandasprüche des Wiener Stadtschulrates. Aber trotzdem ist man gut beraten, bei Unterrichtsschluss dieser Schule die Straßenseite zu wechseln, etwa um den Rangeleien unter den Schülern auszuweichen. Man sollte vor allem nicht den Fehler wiederholen, den ich einmal begangen habe: nämlich einige Schüler darauf aufmerksam zu machen, dass sie sich in einem ihnen fremden Privathaus herumtreiben. Auf diese Bemerkung haben interessanterweise besonders die – etwa 14- bis 15-jährigen – Mädchen sehr bedrohlich, sehr wütend reagiert, während mich ein gleichaltriger Bursch quasi gerettet hat (der ebenfalls aus Gegenden irgendwo östlich von Istanbul stammt).

Zum Einzugsbereich dieser Gesamtschule gehört zufällig auch jener Gemeindebau, in dem der 16-jährige Tschetschene und die von ihm ermordete Siebenjährige gewohnt haben. Es ist jedoch eine Ironie der Geschichte, dass der Täter nicht in diese Schule, sondern ausgerechnet in die katholische Klosterschule über die Gasse gegangen ist. Wo freilich die Dimensionen des Katholisch-Seins immer fraglicher geworden sind, was man nicht nur an der ständig steigenden Zahl der Porsche-Cayennes - und Schülerinnen mit Kopftuch ablesen konnte.

Gewiss ist nicht jeder Tschetschene ein potentieller Mörder. Aber ebenso gewiss sind die Hilflosigkeit und das Herumreden der diversen Psycho-Experten nur noch peinlich, die da in den letzten Stunden quer durch die diversen Sender zu sehen waren. Sie sind peinlich,

  • weil sie aus der Ferne "Experten"-Gutachten über eine Person abgeben, die sie nie gesehen haben, weil sie also völlig unprofessionell handeln, nur um Gratis-Werbung via Medien zu bekommen;
  • weil sie geradezu peinlich alle kulturellen Hintergründe rund um den Täter ausgeklammert haben;
  • weil sie krampfhaft die auffällige Häufung massiver Gewalt durch migrantische Jugendliche ausklammern;
  • weil sie krampfhaft die Häufung von – scheinbar unerklärlichen oder klassisch- oder islamistisch-kriminellen – Messeranschlägen quer durch Europa ausklammern;
  • weil sie sich in ihrem Tunnelblick auf die von den Kriminalbeamten berichtete und völlig inhaltlose Täter-Aussage von der "allgemeinen Wut" reduzieren;
  • und weil sie es völlig vermieden haben, auf die Herkunft des Täters aus Tschetschenien einzugehen.

Zwar konnte diesmal sogar der ORF diese Herkunft nicht verschweigen. Aber Medien wie auch die befragten "Experten" haben zugleich nicht einmal anzudeuten gewagt, was mit dieser Herkunft fast automatisch involviert ist. Hat doch in Tschetschenien jahrelang einer der schlimmsten Bürgerkriege der letzten Jahrzehnte getobt, bei dem man gar nicht sagen hat können, ob dabei die letztlich obsiegenden Russen oder die in Tschetschenien die Revolution versuchenden Islamisten die brutalsten Taten gesetzt haben. Und ist der dort seit zehn Jahren herrschende Putin-Eleve Kadyrow einer der übelsten Machthaber der Welt.

Gewiss ist nicht jeder tschetschenische Jugendliche deswegen ein Mörder. Aber es kann ebensowenig Zweifel geben, dass eine solche jahrelange blutige Gewaltumwelt einen prägenden Einfluss hat, der sich auch noch Jahre danach auswirken kann. Und nicht nur der Bürgerkrieg hat großes Potenzial problematischer Auswirkungen auf viele Tschetschenen. Das hat auch die Tatsache, dass es dort absolut noch nie einen Rechtsstaat, eine Demokratie, eine Aufklärung, Grundfreiheiten oder ein allgemein anerkanntes Gewaltmonopol des Staates gegeben hat, das von allen als gut akzeptiert worden ist. All diese Dinge konnten sich weder in der absolutistischen Zarenherrschaft, noch im totalitären Stalinismus und Kommunismus, noch in dem in Tschetschenien total dominierenden Islam irgendwie entwickeln.

All diese Defizite haben zwangsläufig viele Generationen geprägt. Und viel davon wird von Eltern, ob sie es wollen oder nicht, auch oft der nächsten Generation weitergegeben. Es ist verteufelt schwer, sich aus dieser Prägung zu befreien. Weder schwer überforderte Lehrer noch skurrile Wertekurse können dieser Last wirksam entgegenarbeiten. In einer solchen Prägung ist die Wahrscheinlichkeit dann eben eindeutig höher, dass ein junger Bursch in der (ja zweifellos für viele Altersgenossen schwierigen!) Zeit der Adoleszenz und unkanalisierter Sexualität zu sinnloser Gewalt, zum Messer greift, weil eben in dieser Kultur viele Probleme stets so "gelöst" worden sind.

Man kann es auch umgekehrt formulieren: In einer solchen kulturellen Kollektivprägung entstehen zum Unterschied von der jungen österreichischen Generation keine Softies, keine Muttersöhnchen, keine Couch-Potatoes, die nächtlichen Banden-Prügeleien auf Parkplätzen weit aus dem Weg gehen würden.

Als Österreicher kann und darf man aber schon mehr als kritisch fragen:

  • Warum ist ausgerechnet Österreich jenes Land, das den aus einer solchen Kultur und Prägung kommenden Tschetschenen zu einem deutlich höheren Prozentsatz denn der Rest Europas Asylstatus verliehen hat?
  • Warum zeigen Österreichs Asylbehörden jetzt ein ähnliches bereitwilliges Verhalten gegenüber Afghanen, auf deren kulturelle Prägung ja viele der zuvor gemachten Beschreibungen ebenfalls zutreffen?
  • Warum darf in diesem Land in einer kollektiven Verdrängung nur über die zweifellos für jeden jungen Burschen enorm schwierigen emotionalen Probleme der postpubertären Zeit gesprochen werden, nicht aber auch über die gleichzeitig wirkenden kollektiven Prägungen durch eine gewaltaffine Kultur?
  • Warum gibt es in Wien erst jetzt (wenigstens!) eine "Datenerhebung", bei der das Wissen um Gewalttaten an Schulen vom Nichts-Sehen-Nichts-Hören-Stadtschulrat mit der Polizei geteilt wird? Warum hat die Polizei bisher nie von den Suspendierungen erfahren, mit denen Schulen recht hilflos auf Gewalt zu reagieren versucht haben? Dieses Thema hängt zwar nicht direkt mit dem Mord im Gemeindebau zusammen, aber – beispielsweise – sehr stark mit dem nur eine Woche davor passierten Mordversuch vor einer Schule im Nachbarbezirk Währing (wo wieder einmal eine migrantische Gewalttat blitzschnell aus den Medien verschwunden ist).
  • Warum können in Zeiten wie diesen ideologisierte Staatsanwälte mit Genehmigung ihrer Vorgesetzten ausgerechnet gegen jene Gruppierung mit einer juristischen Megawaffe ("kriminelle Vereinigung" plus "Verhetzung") vorgehen, die gewaltfrei, aber aktionistisch gegen weitere Zuwanderung auftritt?

Auch wenn sie viele Tausende Kilometer entfernt, in Indonesien passiert ist, kommt einem in diesen Stunden noch eine ganz andere, viel schlimmere Grässlichkeit in den Sinn, auch wenn die hiesigen Medien darauf wieder einmal fast gar nicht eingegangen sind. Laut Medienberichten aus Djakarta waren es "ganz normale muslimische Eltern", die sich und ihre Kinder im Alter von 17, 15, 12 (ein Kopftuch tragendes Mädchen) und 9 (ein Kopftuch tragendes Mädchen) mit Sprengstoffgürteln ausgestattet haben. Und die mit diesen nicht nur die ganze Familie ausgerottet, sondern in mehreren christlichen Kirchen 25 Menschen ermordet haben.

Das war nicht bloß ein Bub mit angeblich bloßen emotionalen Störungen. Das war eine islamische Mittelstandsfamilie, die ebenfalls nie negativ aufgefallen ist. Und die – wie jetzt aus Indonesien berichtet wird – zu einer ganzen Gruppe von Familien gehört hat, die alle ähnliche Verbrechen geplant oder versucht haben. Alle "ganz normal" …

In furchtbaren Zeiten wie diesen findet man nur ein wenig Ablenkung beim amüsanten Gedanken, wie unsere Psycho-Branche auch solche Untaten mit "emotionalen" Störungen oder ähnlichem erklären würde, ohne irgendwie auf größere Zusammenhänge, auf kulturelle Prägungen, auf kollektive Traumata und auf eine von vielen Gewaltaufrufen (nicht nur im Koran) dominierte Religion einzugehen.

PS: Apropos Identitäre und ihr nun vor dem Strafgericht landender Aktionismus: Soeben hat eine linke Gruppe mit ganz ähnlichem Aktionismus eine Rede von Bundeskanzler Kurz gestört und unterbrochen. Ohne dass die Behörden irgendwie gegen sie vorgegangen wären. Wir sehen: Linke dürfen bei dieser Justiz alles, was andere auf Jahre ins Gefängnis zu bringen droht.

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