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Wozu braucht die SPÖ einen Silberstein, wenn sie einen Landau hat?

Die Art, wie Caritas-Präsident Michael Landau jetzt Bürgermeister Michael Häupl bejubelt hat, übertrifft alles, was man seit der Grundsatzentscheidung der Kirche, sich von der Parteipolitik fernzuhalten, an Annäherung, ja Anbiederung an eine Partei erlebt hat. Und die SPÖ muss sich nicht teuer durch einen zwielichtigen Agenten den Jubel kaufen, sondern bekommt ihn freihaus.

Gewiss, für die Wiener Caritas gilt schon seit Jahren der Spruch "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing". Das gilt auch für viele andere vom Wiener Rathaus gekaufte – pardon: subventionierte NGOs. Die Caritas hat unter Landau ja schon lange den Schritt weg von einer um kollektive Effizienz bemühten Organisation der individuellen christlichen Nächstenliebe hin zu einer MA 2412, zu einer unterwürfigen Außenstelle der roten Rathausherren vollzogen, die sozialistischer denkt als die meisten in der SPÖ.

Aber dennoch bleibt einem der Mund offen, wenn Landau jetzt Häupl zujubelt: Wien sei eine "geniale Stadt". Und unter Häupl sei "extrem viel weitergegangen". Was mag der Caritas-Präsident damit eigentlich gemeint haben?

  • Dass unter Häupl die Verschuldung Wiens, das in der Nachkriegszeit (und von der Glanzzeit unter Lueger gar nicht zu reden) lange sehr vernünftig gewirtschaftet hatte, weit stärker gestiegen ist als in jedem anderen Bundesland?
  • Dass Häupl mehr unfreiwillig, denn freiwillig abtritt, weil er in seiner eigenen Partei immer mehr abgelehnt wird?
  • Dass in Wien die Arbeitslosigkeit weitaus am größten von allen Bundesländern ist?
  • Dass Wien touristisch nur von den Bundesmuseen, Bundestheatern und Kirchen lebt, aber von keiner einzigen Attraktion, die unter Häupl geschaffen worden ist?
  • Dass in Wiens Gemeindespitälern heute untragbare Zustände mit Gangbetten und Ambulanz-Wartezeiten von bis zu zwölf Stunden herrschen?
  • Dass Spitalsneubauten in Wien wegen totaler Unfähigkeit der Machthaber schon Jahre vor Eröffnung fast das Doppelte des ursprünglich budgetierten Betrages kosten?
  • Dass sich in Wien Bauspekulanten wider alle internationalen Staatsverträge offensichtlich an Baugenehmigungen kaufen haben können, was sie wollen?
  • Dass das Bildungsniveau an Wiens Pflichtschulen steil abgefallen ist?
  • Dass heute in Wien die Kinder nichtdeutscher Muttersprache an Zahl und Prägungskraft bei weitem jene übertreffen, die daheim noch deutsch reden?
  • Dass immer mehr Wiener bestimmte Viertel der Stadt zumindest abends und alleine zu fürchten und meiden begonnen haben?
  • Dass die Bevölkerung Wiens in wenigen Jahren eine islamische Mehrheit haben wird?

Ja, offenbar meint Landau die letztgenannten Punkte ganz besonders. Lobt er doch auch jetzt noch ausdrücklich, dass Häupl beim Losbrechen der Völkerwanderung 2015 eine "starke und klare Haltung" gezeigt hat. Womit Landau es wirklich geschafft hat, fast alle anderen Wiener fassungslos zu machen.

Womit Landau wohl auch als Inbegriff jener Kirchenmänner gelten kann, die mitschuld daran sind, dass der Glaube in Österreich so stark abgefallen ist. Und dass – wie eine Umfrage im Auftrag des "Standard" zeigt – heute schon weit mehr Mensch an Esoterik (Astrologie und ähnliches) glauben als an Gott.

Die gute Nachricht aus Wien

Praktisch gleichzeitig mit dem Landau-Lob auf den wohl schlechtesten Bürgermeister, den Wien je hatte, kommt die wohl beste Nachricht aus der Bundeshauptstadt. Die freilich gar nichts mit Landau zu tun hat und auch kein Verdienst Häupls, sondern schon eine positive Vorwirkung des künftigen Bürgermeisters ist, der offenbar doch Wien mehr prägen will, als noch vor kurzem bekannt war.

Da ich diesem Michael Ludwig erst vor wenigen Tagen hier eine recht magere Anfangsbilanz ausgestellt habe, sei die gute Nachricht aber der Fairness halber ausdrücklich betont und lobend hervorgehoben. Wenn sie denn wirklich so zur Wirklichkeit werden sollte, wie jetzt kolportiert.

Aber nicht nur der Fairness halber, sondern auch wegen der Wichtigkeit des Inhalts: Die Wiener Bauordnung soll so geändert werden, dass auch bei nicht denkmalgeschützten Häusern jeder Abriss zuvor genehmigt werden muss. Das könnte die in den letzten Jahren durch Rathaus und Spekulanten in skandalösem Umfang vorangegangene Zerstörung des Gründerzeit-Wiens wenigstens Fünf nach Zwölf stoppen.

Es ist ja absolut besorgniserregend, wie rasch über Nacht Gründerzeithäuser verschwinden, um dann später durch irgendwelche völlig gesichtslose und an Hühnerkäfige erinnernde Neubauten ersetzt zu werden. Dabei ist Wien – neben der Dominanz der Habsburger- und Adels-Schlösser – eindeutig eine Gründerzeit-Stadt, während von den Wohnhäusern aus Barockzeit, Biedermeier und Jugendstil nur ganz wenige Ecken erhalten geblieben sind (und Art Deco im damals verarmten Wien gar nicht stattgefunden hat).

Wenn Ludwig wirklich diese aggressive Zerstörung der Wien prägenden Bausubstanz stoppt, könnte er letztlich doch einen positiven Platz in Wiens Geschichte finden.

Auch wenn von dieser Substanz auf Grund des völligen Desinteresses Häupls und der meisten Rathausgenossen an der Schönheit der Stadt schon viel zerstört worden ist. Auch wenn extrem hässliche, oft zwei- und dreistöckige Dachaufbauten auf Gründerzeithäusern schon viel vom Charakter Wiens zerstört haben.

Freilich: Damit das Ziel einer Erhaltung des verbliebenen Gründerzeit-Wiens wirklich erreicht werden kann, braucht es neben der Bremse durch ein Abbruchsverbot noch etwas Zweites. Nämlich eine Mietrechtsreform. Da man nur mit neugebauten Eigentumswohnhäusern und nicht mit Mietshäusern etwas verdienen kann, würde sonst weiterhin enormer Druck herrschen, irgendwie doch die alten Häuser wegzukriegen.

Aber an einer markt- und wirklichkeitsnahen Mietgesetzreform ist Rot-Schwarz jämmerlich gescheitert. Und bei Schwarz-Blau erweckt auch niemand den Eindruck, wirklich etwas vom Wohn- und Mietbereich wie auch von der Stadtbildpflege zu verstehen.

PS: Noch eine Fußnote zu Landau und zu seinem Vorgesetzten, dem Wiener Erzbischof: Auch dieser hat so wie Ludwig noch eine Chance. Christoph Schönborn könnte vom netten Cunctator, Zögerer und Täglich-seine-Meinung-Änderer doch noch positiv als echter Diözesanführer in die Geschichte eingehen, würde er den Caritas-Linksaußen freundlich, aber bestimmt einladen, sich um einen Pfarrersposten zu bewerben. Im allernördlichsten Weinviertel. Oder in der Buckligen Welt.

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