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Wien im Sommer: Von Müll-Flaniermeilen und Gangbetten

Wenn sich Michael Häupl so über die gute Laune des SPÖ-Wahlprogramms freut, dann sollte er rasch dafür sorgen, dass dieser Gute-Laune-Funken auf die Wiener überspringt. Denn die haben in diesem Sommer rein gar nichts mehr zu lachen.

83 Baustellen sorgen dafür, dass es auch während der verkehrsarmen Sommerferien Staus gibt. Und einige Großprojekte werden sich sogar nach den Worten des ansonsten gern schönfärbenden Baustellenkoordinators bis in den Herbst ziehen.

Wien – ein Verkehrsmärchen.

Freilich: wenn eine Stadt Maria Vassilakou als zuständige Stadträtin hat, dann ist die gute Laune schnell dahin. Denn zusätzlich zu all den notwendigen Sanierungen – bei denen man sich nur fragt, warum andere Weltstädte es verstehen, die Arbeiten kompakter durchzuführen – quält sie die Bürger auch noch damit, dass ihre Steckenpferde mit ihr durchgehen.

Man ist ja mittlerweile viel von dieser Frau gewöhnt, aber die neueste Aktion stellt alles Bisherige in den Schatten: Für sage und schreibe 1,5 Millionen lässt sie entlang des Hernalser Mistplatzes eine Flaniermeile samt Radweg bauen. Damit ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Straßenverbindungen der Stadt – die Wattgasse – mit einem Nadelöhr zur ewigen Staufalle verdammt. Was ja der Sinn und Zweck ist, denn Frau Vassilakou will uns alle durch unablässiges Entnerven umerziehen: Flanieren ist doch allemal gesünder als Autofahren und entlang des Mülls muss das Lüfterl dafür besonders frisch sein. Das muss sich der Steuerzahler schon was kosten lassen!

Ob die hochbezahlten grünen Parteigänger, der "Radfahr-" und die "Fußgänger"-Beauftragte, das dringende Bedürfnis der Wiener nach einer Müllflaniermeile geortet haben, oder ob bei der Weltkulturerbe-Verschleuderin einfach die letzten Sicherungen durchgebrannt sind, lässt sich schwer sagen. Zu hoffen ist nur, dass der allgemeine Grüntrend auch bald Wien erreicht und sie mit ihren Grünen so bald wie möglich in der Versenkung verschwindet. Denn der Schaden, den sie in dieser Stadt anrichtet, ist enorm.

Übertroffen wird das Chaos im grünen Verantwortungsbereich nur noch durch das Gesundheitsressort.

Da werkt Sandra Frauenberger genauso weiter wie Sonja Wehsely vor ihr: ineffektiv, ahnungslos und ohne das geringste Problembewusstsein.

Sie schaut zu, dass die Rettungsdienste von der Gebietskrankenkassa kaputtgespart werden. Nun stimmt es schon, dass nicht jede Patientenfahrt von Sanitätspersonal begleitet in einem Einsatzfahrzeug gemacht werden muss. Dass Fahrtendienste billiger sind. Nur: Wenn man diese Einsparungen machen möchte, dann muss eine Stadtverantwortliche sicherstellen, dass immer noch genügend kompetente Sanitätseinsätze möglich sind, wenn sie denn einmal gebraucht werden.

Während des Donauinselfests etwa waren für "Rest-Wien" gezählte 25 Einsatzfahrzeuge verfügbar: Frau Frauenberger kann von Glück sagen, dass während dieser Parteiveranstaltung auf Steuerzahlerkosten nirgends etwas Gröberes passiert ist. Eine Massenkarambolage auf der Süd-Ost-Tangente hätte es nicht geben dürfen.

Aber solche Fragen interessieren sie wohl nicht: Für den Runden Tisch zum Thema Sanitäter fand sie keine Zeit, da musste sie mit Photographen eine Flüchtlingsinitiative besuchen. So etwas Wichtiges verschiebt man doch nicht wegen ein paar akuter Probleme, die ja nur die Gesundheit der Wiener betreffen. Prioritäten muss man als Politikerin schon haben dürfen.

Zu diesen Prioritäten zählt offensichtlich nicht das Krankenhaus Nord, dessen Fertigstellung in immer weitere Ferne rückt, das dafür aber immer mehr kostet.

Auch nicht die dringende Umgestaltung des Krankenanstaltenverbunds KAV. Da werden weiter viele Millionen verbrannt, die eigentlich der Gesundheitsversorgung zugutekommen sollten.

Gerade erst mussten wir 395.000 Euro zahlen, damit der unsägliche Generaldirektor Janßen seine Stelle nicht bis zum bitteren Vertragsende besetzt hält. Nur: Verbessert hat sich durch diesen bitter notwendigen Abgang gar nichts.

Auch die verbliebenen hochbezahlten Macher im KAV sind nicht imstande, ihre Arbeit selbst zu erledigen. Sie beschäftigen lieber Heerscharen von externen Beratern (gerne auch SPÖ-nahe wie die Ex-Beauftragte für Frauengesundheit).

Im Durchschnitt werden 30.000 Euro pro Tag dafür verbraten. Das ist das durchschnittliche Jahresgehalt einer Krankenschwester.

365 Krankenschwestern könnte man mit diesen Unsummen einstellen.

Vielleicht wäre es dann nicht mehr nötig, im Sommer Stationen teilweise zu schließen, wenn ausreichend Pflegepersonal zur Verfügung stünde. Vielleicht hätte man dann weniger Gangbetten – im Hochsommer! -, in denen oft schwerkranke, meist ältere Menschen jeder Privatsphäre und der nötigen Ruhe beraubt werden.

Wien – die Stadt mit der höchsten Lebensqualität, wie man sich gerne brüstet? Sicher nicht für ältere Spitalspatienten im Sommer. Da herrschen Zustände wie in Entwicklungsländern.

Ja, die gute Laune verliert man leicht im sommerlichen Wien.

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