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Unternehmer sind zum Quälen da

Jener Wiener Kosmetikbetrieb, der vom Arbeitsinspektorat zu Tode schikaniert wird, beschäftigt die Öffentlichkeit seit Wochen. Auch Tausende andere Unternehmen klagen über ähnliche Sauereien. Wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Sie fürchten jedoch die Rache der Macht, wird doch jener Kosmetikbetrieb nun von Gewerkschaft und der auf Hunderten Millionen Zwangsbeiträgen sitzenden Arbeiterkammer mit Klagen eingedeckt, weil er es gewagt hatte, an die Öffentlichkeit zu gehen.

Das fürchten viele Unternehmer. Sie nehmen daher die Schikanen zähneknirschend auf sich, sofern es ihnen nicht gelingt, die Inspektoren milde zu stimmen – wodurch auch immer.

Ein scheinbar kleines, aber besonders absurdes Beispiel ist etwa das eines Wiener Rechtsanwalts. Einmannbetrieb, eine Sekretärin. Selbst er wird alle zwei Jahre von Inspektoren heimgesucht, die dann langmächtig herumstänkern, ob die Sekretärin nicht etwa über den Teppich stolpern könnte. Der Grund, warum dort regelmäßig kontrolliert wird: Der Anwalt hatte vor Jahren eine soziale Tat gesetzt und einen Lehrling aufgenommen. Seither ist dem Inspektorenterror Tür und Tor geöffnet. Auch wenn er sicher nie wieder einen Lehrling aufnehmen wird.

Hauptthema dabei: In der kleinen Kanzlei gibt es nur ein Klo, obwohl dafür eine Geschlechtertrennung vorgeschrieben ist (während diese in den USA von einem gegenläufigen Trend inzwischen wieder als „reaktionär“ bekämpft wird). Dieses eine Klo ist der weiblichen Sekretärin gewidmet. Wo der männliche Anwalt hingeht, ist der Behörde interessanterweise egal. Jedoch ist es ein Riesenproblem, wo ein männlicher Lehrling, den es ja wieder einmal geben könnte, seine Notdurft verrichten soll. Bisher hat der Anwalt nur mit der skurrilen Lüge einen  teuren Umbau abwenden können, dass dieser Lehrling halt ins Kaffeehaus nebenan gehen würde …

Gegen solche Beamte waren selbst die Schildbürger hochintellektuell.

Auch ich habe einst Abenteuerliches erlebt: Die Kontrollore wollten einem Zehnmann-Ressort einer Redaktion vorschreiben, wie die Schreibtische zu stehen hätten. Was die Betroffenen jedoch empört ablehnten, weil sie sich das selbst ausgemacht und überlegt hatten.

Ein Skandal: Menschen, die selber ihren Arbeitsplatz gestalten wollen, ohne auf die Behörde zu hören! Von hunderten anderen Schikanen gar nicht zu reden, die ohne Hirn, aber penibel durchgesetzt werden.

Das einzige, was einen da noch wundert: Wieso gibt es überhaupt noch jemanden, der in Österreich Unternehmen gründet, der andere Menschen anstellt, wenn er ja neben den höchsten Lohnnebenkosten fast der ganzen Welt auch noch all diese Sekkaturen ertragen muss?

Besonders versagt hat da der Rechnungshof. Er hat nämlich gerade eine Überprüfung dieser angeblich dem Arbeitnehmerschutz dienenden Schikane-Behörden abgeschlossen. Er hat sich dabei aber nur mit Unwichtigem befasst, wie der Vereinheitlichung der Strafen, die diese Behörden aussprechen, nicht aber mit dem Schikanenterror.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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