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Bildung: Was man tun könnte. Und müsste

 In Österreich erreichen nur 56 Prozent der Schüler in der achten Schulstufe den gesetzlich vorgeschriebenen Standard in Hinblick auf die deutsche Sprache, wie jetzt bekannt geworden ist. In Wien ist es gar nur eine Minderheit, die das Ziel erreicht. Das ist dramatisch. Aber was tut die Politik? Nichts, außer schon wieder eine neue rein bürokratisch-formale Schulreform zu beschließen, die nichts an den Defiziten ändern kann.

Das heißt im Grund: Fast die Hälfte der nachwachsenden Generation starten schon mit Defiziten in den grundlegendsten Kulturtugenden ins Berufsleben, beim Lesen, Schreiben, Zuhören. Und nur sieben Prozent unter ihnen übertreffen die geforderten Standards, zeigen also Anzeichen, dass sie künftig zur Elite, zu den Leistungsträgern zählen könnten, die für die Erhaltung des Wohlstandes so entscheidend wären.

Insgesamt ist längst zweifelsfrei: Im letzten halben Jahrhundert wurde die Schule politisch ständig nach unten „reformiert“. In dieser Zeit haben sich aber auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Einstellungen ständig verschlechtert.

Diese Einstellungen lassen sich freilich kaum auf Befehl ändern. Sie sind zweifellos Folge eines mehr als 70 Jahre ständig gestiegenen Wohlstandes, der dazu geführt hat, dass das Bewusstsein um die zum – individuellen wie kollektiven – Aufstieg nötigen Faktoren verloren gegangen ist. Die da sind: Leistung, Anstrengung, Eigenverantwortung, Selbstdisziplin, Bewährung im Wettbewerb, Forschung, Wissenschaft. Mit anderen Worten: Das, was zumindest im österreichischen Skisport und in der klassischen Musik noch mit großem Erfolg vorhanden ist, ist allgemeingesellschaftlich verloren gegangen. Das, was Ostasiaten immer mehr zeigen, zeigen die Österreicher immer weniger.

Dabei spielen mehrere Ursachen mit, auch die von vielen Medien verbreitete Gesinnung. Eine ganz üble Rolle spielen die Gewerkschaften, die einem Teil der Menschen einreden konnten: Nicht die oben genannten Dinge führen zum Erfolg, sondern die ständige Eskalation von Forderungen, der ständige Ruf nach noch mehr notfalls durch Schulden finanzierten Sozialstaat und Gratiswohlfahrt. Das ist auch deshalb so besonders schädlich für das ganze Land, weil die Arbeiterbewegung eine Generation früher noch ganz auf Aufstieg, Bildung und Disziplin ausgerichtet war.

Daher gibt es momentan auch nicht viel realistische Hoffnung auf Besserung. Man kann weder den Menschen, noch den Medien, noch den Gewerkschaften vorschreiben, wie sie zu denken haben. Aber jeder einzelne von uns braucht sich dennoch nicht vom Zeitgeist der letzten Jahrzehnte unterjochen zu lassen. Jeder kann und sollte selbst immer wieder das, was notwendig und richtig wäre, betonen. Das wäre etwa in Hinblick auf das Bildungssystem:

  1. Das Wichtigste ist, Kindern von Anfang an zu vermitteln, dass Anstrengung neben aller Freude, Spaß und Spiel notwendig ist, dass Nicht-Leistung einem selbst schadet.
  2. Die Kompetenzen der Lehrer den Schülern gegenüber sind wieder zu erweitern, statt dass sie ständig noch weiter reduziert werden wie im letzten halben Jahrhundert.
  3. Die Mitbestimmung der Eltern ist auszubauen, statt  zugunsten der Politikermacht zu reduzieren, wie es jetzt geschieht.
  4. Es muss wieder Prüfungen – insbesondere auch Aufnahmsprüfungen – mit Konsequenzen geben. Wer ständig aus Mitleid Kindern und Schülern alle Hürden aus dem Weg räumt, der schadet  ihnen letztlich nur, der verhindert, dass sie das Überwinden von Hürden lernen.
  5. Gewiss sollte ein gutes Bildungssystem auch für jene Jugendlichen Auffangnetze haben, die einmal an einer Hürde scheitern. Die Ermöglichung einer zweiten, einer dritten Chance ist durchaus positiv und sinnvoll – nur sollte sie niemals darin bestehen, dass die zu nehmenden Hürden einfach niedriger werden. Das einzig Positive in der gegenwärtigen Bildungspolitik ist der Akzent auf der „Ausbildungspflicht“, der zufolge es künftig keine Drop-Outs zumindest bis zum 18. Lebensjahr geben soll. Jeder Jugendliche soll zumindest bis zu diesem Alter in Ausbildung sein. Und wenn er eine nicht schafft, muss automatisch(!) eine andere Bildungsinstitution/Schule an ihre Stelle treten, die ihn auffängt, die ihn dann eben zu einem formal geringer qualifizierten Ziel führt. Das weit mehr Chancen bietet als bloßes Aussteigen, oft auch mehr als eine Matura.
  6. Die Schulen – Direktoren, „Schulgemeinschaftsausschüsse“ – müssen sich ohne Rücksicht auf gewerkschaftliches Denken von Lehrern trennen können, die mit Schülern nicht fertig werden, die didaktisch versagen.
  7. Jeder Schuldirektor, jeder Schulinspektor hat seinen Job zu verlieren, wenn er Druck auf Lehrer ausübt, dass diese keine konsequenten Leistungsanforderungen stellen.
  8. Statt auf das ohnedies immer mehr zurückfallende finnische Beispiel sollte sich die Vorbildsuche viel mehr auf die Schweiz konzentrieren, ein in vielerlei Hinsicht besonders erfolgreiches Land mit ähnlich hohem Migrantenanteil. So hat die Schweiz einerseits weit bessere Universitäten, andererseits aber auf Grund konsequenter Leistungsanforderungen eine viel niedrigere Maturantenquote. Das wird dort aber nicht als Katastrophe angesehen, denn die Matura ist dort de facto nur die Vorbereitung auf eine – dann aber wirklich anspruchsvolle – Universitätsausbildung. Insbesondere die diversen Fachschulen, die duale Ausbildung, der Facharbeiter haben in der Schweiz einen extrem hohen Stellenwert.
  9. Rapide sollte man in Österreich insbesondere wieder vom Trend zur Akademisierung abgehen. Es gibt überhaupt keinen Grund, dass Volksschullehrer, Krankenpfleger, Kindergärtner ein akademisches Studium voller Theorie absolvieren müssen. Gerade von diesen so wichtigen Berufen werden durch die Akademisierung viele geeignete Menschen abgehalten; dafür werden oft völlig lebensfremde Hirnmenschen auf Kinder oder Kranke losgelassen. Dieser Akademisierungstrend ist nur von einer kleinen Lobby ausgelöst worden, die dadurch hofft, Universitätsprofessoren zu werden.
  10. Die Universitäten sollten wieder den Kampf ums internationale Spitzenfeld beginnen, durch Zugangsregeln für Studenten wie auch durch die Suche nach besseren Professoren, die jetzt in manchen Bereichen katastrophal schlecht sind.
  11. Die eingangs zitierten Zahlen stammen aus den soeben teilweise veröffentlichten „Bildungsstandards“-Tests. Dabei wurden aber freilich skandalöserweise die wichtigsten Daten nicht veröffentlicht: Das wären die Ergebnisse der einzelnen Schulen. Nur wenn es die gäbe, könnten sich Eltern danach orientierten, in welche Schule sie die Kinder schicken. Das ist eine völlig legitime Forderung: Geht doch das Recht vom Volk, also damit insbesondere von den Eltern aus. Ist doch die Schule für die Schüler, nicht für die Lehrer da. Noch wichtiger: Die schlechten Schulen kämen durch solche Rankings unter Druck, sich zu verbessern; dabei könnte man sogar getrennte Rankings für die Ergebnisse nur der muttersprachlichen Schüler erstellen, damit keine diesbezügliche Verzerrung entsteht.
  12. Das katastrophale Ergebnis der Bildungsstandards erklärt sich in hohem Ausmaß durch die Kinder mit Migrationshintergrund (wenn auch nicht allein: Ist doch deren Anteil nicht so hoch. Nur in Wien ist das der Fall). Daher braucht es endlich maßgeschneiderte Maßnahmen für die Migrantenkinder. Wie etwa:
    • Kürzung der Familienbeihilfe, wenn diese Kinder bei Kindergarten- oder Schuleintritt trotz jahrelangen Aufenthalts in Österreich fast kein Deutsch können;
    • Sanktionen gegen Eltern, wenn sie (etwa weibliche) Lehrer nicht respektvoll behandeln;
    • gesonderte Klassen in allen Altersstufen, bis solche Kinder intensivst mit der Unterrichtssprache vertraut sind;
    • zahlreiche Wettbewerbe, in denen Kinder – oder Familien – etwas gewinnen können, wenn sie besonders erfolgreich in Sachen Spracherwerb sind;
    • gezielte Propagandakampagnen, die den Eltern vermitteln, dass besonders fremdsprachiges Fernsehen den Kindern schadet;
    • sofortige Entfernung von Religionslehrern aus der Schule, wenn diese gegen Integration oder für (beispielsweise: türkischen) Nationalismus predigen.
  13. Die Bildungsstandards zeigen auch einen dramatischen Unterschied zwischen Eltern mit und ohne Hochschulabschluss. Das hängt aber natürlich nicht mit dem bloßen Besitz irgendeines Diploms zusammen, sondern mit der viel höheren Bildungsorientierung solcher Eltern. Und mit den daraus erfolgenden Verhaltensweisen. Alle diese Verhaltensweisen sind aber nicht für Akademiker reserviert. Insbesondere linke Schulpolitiker sollten daher wieder über solche entscheidenden Verhaltensweisen reden, statt ständig die Mär zu verbreiten, Kinder seien nur deshalb erfolgreicher oder gar bevorzugt, einfach weil ihre Eltern Akademiker sind. Dabei geht es etwa um :
    • viel vorlesen;
    • Bücher statt Fernsehen;
    • Kultururlaube statt Amstrandknotzurlaube;
    • Höflichkeit statt Faustrecht;
    • die Sprache am Mittagstisch;
    • gesunde Ernährung statt Übergewicht;
    • Eltern, die mit den Kindern deren Hausübungen anschauen und positiv über Schule und Lehrer reden; usw.
  14. Abkehr vom modischen Inklusionszwang, der alle Kinder hysterisch in die gleiche Klasse zusammenpressen will. Dabei wird schädlich weit übers Ziel hinausgeschossen. Inklusion ist dort gut, wo es um körperliche Behinderungen geht, wo die anderen Kinder lernen, mit diesen umzugehen. Sie ist dort schlecht, wo verhaltensauffällige oder lernunwillige Kinder die Bildungsfortschritte der anderen behindern.
  15. Herstellung von achtklassigen Gymnasien in allen politischen Bezirken. Es ist ein Skandal, dass solche noch immer in neun Bezirken fehlen, dass etwa in Deutschlandsberg eine Elterninitiative seit Jahren vergeblich um ein echtes Gymnasium kämpfen muss.

Aber bedeuten denn nicht alle diese Vorschläge ein Zurück, eine Umkehr der so gelobten Schulreformen der letzten Jahrzehnte? Ja, das bedeuten sie. Aber es ist immer klüger, einen anderen Weg zu wählen, wenn man erkennt, auf einem Irrweg zu sein.

Man denke als Beispiel nur an das Verhältnis zwischen Rauchen und Schule. Das war zu meinen Schulzeiten strikt verboten; selbst auf dem Schulweg hätte man sich besser nicht mit einer Zigarette erwischen lassen sollen. Dann kamen die progressiven Reformer der 68er Bewegung: Sie setzten durch, dass es in den Oberstufenschulen ganz offiziell Raucherzimmer für die Schüler geben musste; in ihrer Darstellung waren jene Lehrer vorbildlich, die sich kameradschaftlich mit den Schülern eine anzündeten. Jetzt aber ist das Pendel wieder in die ganz andere Richtung ausgeschlagen. Jetzt ist Rauchen wieder total verpönt, die rechtliche Grenze wird soeben auf 18 angehoben.

Diese Entwicklung ist absurd, da man ja schon lange um die Schädlichkeit des Rauchens gewusst hat. Nur hat eben die Dummheit des Zeitgeistes die Politiker wie ein Blatt im Wind verblasen. So könnte es ja auch manchmal in eine kluge Richtung gehen.

Übrigens: Fast keine der skizzierten Maßnahmen braucht zusätzliches Steuergeld, manche ersparen sogar solches. Sie brauchen nur Mut und Vision. Davon aber viel.

PS: Weniger Sorgen würde ich mir wegen des ebenfalls durch die Bildungsstandards gemeldeten Zurückbleibens der Buben bei den Deutsch-Tests machen. Zeigen doch seit langem alle anderen Tests, dass Buben bei sprachlichen Aufgaben immer schwächer abschneiden als Mädchen, bei mathematischen und naturwissenschaftlichen dafür besser.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

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