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Bischöfe auf weihnachtlicher Orientierungssuche

Aus vielen weihnachtlichen Wortmeldungen österreichischer Bischöfe hörte man vor allem drei Dinge heraus: Verunsicherung, ob man nicht in Sachen Völkerwanderung einen Fehler gemacht hat, aber noch ohne erkennbare Reue darob; Orientierungslosigkeit angesichts des immer aggressiver werdenden gegenwärtigen Islams, obwohl die Bischöfe gleichzeitig den großen Orientierungsbedarf der Gläubigen spüren; und Ahnungslosigkeit über dem Islam, dem Koran und der europäischen Geschichte. Aber dennoch sei ein großer Fortschritt gegenüber den Weihnachtsbotschaften des Vorjahres festzuhalten und anzuerkennen: Mit einer einzigen Ausnahme enthielten sich alle Bischöfe der der im Vorjahr so beliebten platten Vergleiche zwischen der weihnachtlichen Herbergssuche und der gegenwärtigen Flüchtlings/Schlepperbewegung.

Sie näherten sich vielmehr wieder erkennbar den Sorgen ihrer Gläubigen an. Bei den meisten Bischöfen stand heuer zu Weihnachten im Zentrum, dass Christen wieder mehr und öffentlich über den ursprünglichen religiösen Charakter des Weihnachtsfestes sprechen sollten. Keiner wetterte mehr gegen angebliche Mauern um Europa und forderte die Hereinholung aller, die da kommen wollen.

Zsifkovics als Schlepperhelfer

Die einzige – geradezu unfassbare – Ausnahme war der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics. Er plädierte de facto weiterhin voll und uneingeschränkt für die Aufnahme aller „Flüchtlinge“, die nach Europa kommen. Er erklärte in einer Übertragung einer Weihnachtsmesse auf ORF und ZDF, dass die Migrantenkrise ein „Lackmustest für ein humanes Europa“ wäre. Denkt so, wie es im ORF beliebt ist; er sagt das, was man sagen muss, damit man auch weiterhin übertragen wird.

Aus der Eisenstädter Bischofskirche bekamen die ORF-Seher daher das Jesuskind in einem Flüchtlingsboot zu sehen, sowie einen Weihnachtsstern aus Stacheldraht. Noch absurder waren die dabei zu hörenden Bischofsworte. So behauptete Zsifkovics, die Menschen würden zunehmend vor einem „aggressiven internationalen Wirtschaftssystem“ flüchten. Was mag der Mann aus dem Burgenland damit überhaupt gemeint haben?

Sollte er, wie einige Linksextremkatholiken den marktwirtschaftlichen Kapitalismus gemeint haben, dann sollte er doch über einen totalen Widerspruch nachdenken: Warum wollen dann die Millionen aus der Dritten Welt ausgerechnet genau in die Hochburg dieses Kapitalismus hinein migrieren?

Nun, die Schlepperbanden rund ums Mittelmeer und viele Millionen Afrikaner und Asiaten werden sich freuen, dass es in Europa noch immer Stimmen gibt, die so vehement für die Abnahme all ihrer Passagiere eintreten. Das ist gut fürs Geschäft.

Die Christen hingegen, die zuhörten, müssen schon einen sehr tiefen Glauben haben, um danach weiter Christen zu bleiben. Oder sie haben einfach den Fernseher abgedreht, weil sie des Bischofs Worte als absolut sinnfrei erkannt haben. Ich vermag jedenfalls nicht einmal den Hauch eines Sinns erkannt haben, wenn Zsifkovics der „eigenen Lebensweise“ der Christen die Schuld an der „Flucht“ gibt.

Auch bei einer weiteren Wortansammlung des Eisenstädter Bischofs bin ich bei der Sinnsuche  gescheitert (im Originalwortlaut von Kathpress): „Diese Fluchtbewegungen seien wiederum durch eine Form des Zwangs charakterisiert, hinein in die große Maschinerie des Wettbewerbs, des Konsums, der Unterhaltung, der Ablenkung. Die Seele geht dabei im Kreis‘.“ Der Zuhörer jedenfalls auch, wenn er irgendeinen Sinn dieser Worte sucht.

Und noch ein Beispiel (wieder Kathpress im Wortlaut): „Damit stehe wesenhaft die Flucht vieler Menschen vor Gott in Zusammenhang, weil sie ihn nicht aushalten können, weil Gott etwa aus unserer Gesellschaft zu entsorgen versucht werde. … Indem Jesus als ,Störenfried mit seiner lästigen Barmherzigkeit‘ aus der eigenen Mitte entfernt und aufs offene Meer hinausgeschickt‘  werde.“ Jetzt wissen wir also, wer die Menschen aufs Meer hinausgeschickt hat. Jedenfalls nicht die Schlepper …

"Momentan ein islamisches Gesicht"

Doch deutlich differenzierter waren die weihnachtlichen Worte der anderen Bischöfe, soweit ich sie überblicken konnte. Sie haben eindeutig das Ufer der gutmenschlichen Naivität des Jahres 2015 verlassen. Sie haben sich auf die Suche nach einem Kurs der Vernunft in der Flüchtlings- und Islamfrage begeben. Sie haben einen solchen aber noch keineswegs gefunden, sondern sind selbst mehr denn je tief verunsichert.

Ein typisches Beispiel ist etwa der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der sich in der Kronenzeitung interviewen ließ. Lackner sieht durchaus das, was die ganze Welt sieht: dass der Terror „momentan ein islamisches Gesicht“ hat.

Jedoch: Was soll da das Wort „momentan“? Lackner sagt damit ja (in typisch katholischer Selbstzerknirschungs-Haltung, die ständig nur das „mea maxima culpa“ sucht), dass es auch einen christlichen Terrorismus gibt oder gegeben habe. Wo und wann bitte?? Wann sind christliche Selbstmordattentäter aktiv geworden, sind christliche Aktivisten aus religiös motivierter Mordlust mit LKW in Menschenmengen gefahren, haben Moscheen niedergebrannt?

Aber gewiss: Manche Kirchenhasser setzen die – vergeblichen – Versuche der mittelalterlichen Kreuzfahrer, das einst christliche „Heilige Land“ wieder zurückzuerobern, und die – erfolgreichen – Versuche der Europäer, Sizilien und Spanien wieder zu befreien, mit dem heutigen Terrorismus gleich. Offenbar teilt Lackner deren absurde Sichtweise. Weil ja für Bischöfe am Schluss offenbar immer die Christenheit schuld sein muss.

Endgültig auf den Irrweg hat er sich begeben, als er verlangt, dass sich „die offiziellen Vertreter des Islam“ mit diesem Thema befassen sollen, dass es „allen religiösen Institutionen“ gut anstehe, „in bestimmter Weise Verantwortung zu übernehmen“. Lackner verrät uns nur nicht, wer diese „offiziellen Vertreter des Islam“ eigentlich sein sollen.

Die gibt es nämlich gar nicht. Es gibt im sunnitischen Islam, der die weitaus meisten Moslems umfasst und aus dem die meisten Terroristen kommen, keine Obrigkeit, keinen Papst, auch keine Bischöfe, wie sie bei praktisch allen christlichen Kirchen zu finden sind.

Eines der riesigen Probleme mit dem Islam ist es eben, dass es da gar niemanden gibt, der zur Mäßigung und Vernunft rufen könnte. Jeder Prediger, jeder Imam ist sein eigener Herr, und viele fühlen sich sogar verpflichtet, den Koran mit seinen vielen Tötungsaufrufen gegen Christen, Juden und sonstige „Ungläubige“ wörtlich auszulegen. Es ist niemand da, der die Imame mit geistlicher Autorität zur Ordnung rufen könnte. Selbst dann nicht, wenn manche von ihnen total ungebildet und geistig im siebenten Jahrhundert steckengeblieben sind.

Lediglich die Regierungen in Religionsstaaten – wie die türkische, die saudische oder die iranische – haben da eine Oberhoheit in ihrem Staatsgebiet (und über Imame im Ausland, die sie finanzieren). Nur tun diese Regierungen ja immer so, als ob sie mit dem Terror gar nichts zu tun haben. Und die Türkei ist ja selbst jetzt ständiges Terrorziel, von wem immer die Anschläge ausgehen mögen.

Lackner schiebt da also jemandem Verantwortung zu, den es gar nicht gibt. Weiß er das nicht? Oder versucht er abzulenken? Oder ignoriert er, dass viele islamische Organisationen vom „Islamischen Staat“ bis zu Al-Kaida ganz direkte Terrororganisationen sind und etliche Moscheen in Europa deren Unterstützer?

Genauso unklar und verwaschen ist aber auch seine Antwort auf die – durchaus legitime – Frage der Zeitung, ob kirchliche Räume nicht besser geschützt werden müssen: „Keine Festung, das wäre übertrieben, aber die Sorge soll uns schon begleiten in diesen Tagen.“

Was mag er nun damit wieder gemeint haben? Wer war es nur, der da vor 2000 Jahren gesagt hat: „Eure Rede sei Ja! Ja! Nein! Nein!“?

Schönborn nun für Hilfe vor Ort

Beim Wiener Erzbischof Christoph Schönborn war in Interviews immerhin ein Hauch von Selbstkritik erkennbar: Er habe selbst erfahren müssen, dass die anfängliche Hilfsbereitschaft dann über seine Möglichkeiten hinausgegangen sei, gibt er nun zu, wenn auch in einer sehr verschwurbelten Formulierung. Deutlicher und wichtiger ist aber dann sein Hinweis: Man müsse zuerst auf die Hilfe vor Ort schauen, damit die Flüchtlinge wieder in ihrer Heimat leben können.

Wie wahr. Jedoch verschweigt Schönborn: Das ist genau der Gedanke, denn Sebastian Kurz seit mindestens eineinhalb Jahren vertritt (dieser Blog noch viel länger). Schönborn hat Kurz aber  deswegen zu Fronleichnam noch öffentlich beschimpft hat (bis Kurz aus Protest den Umgang verließ). Und jedenfalls sind Schönborns Worte noch meilenweit von einem „Ja! Ja! Nein! Nein!“ entfernt, wie es Christus von seinen Nachfolgern verlangt hat.

Ein "Ja, Ja, Nein, Nein" müsste heute heißen : „Kriegsflüchtlinge sind in der Nachbarschaft und Region zu betreuen. Dafür haben wir alles zu tun – aber nicht sie in völlig fremde Länder zu holen. Wir Bischöfe haben insbesondere dadurch einen schweren Fehler begangen, dass wir die Pfarren zur Aufnahme von Moslems gezwungen haben, von denen sich dann manche als Terroristen oder Fundamentalisten entpuppt haben. Wir haben die vielen warnenden Stimmen der nahöstlichen Christen ignoriert und beiseite gewischt. Wir haben unsere Schutzpflichten als Oberhirten gegenüber unseren Gläubigen missachtet. Wir sind Mitschuld, dass das christliche Europa künftig wahrscheinlich nie mehr in Sicherheit vor dem Terror leben kann. Und wir verlangen deshalb zumindest jetzt einen Stopp für jeden weiteren islamischen Zuzug.“

Schönborn könnte darüber hinaus auch davon sprechen, wie heftig die Kirche oft diverse Sekten verurteilt hat – von denen fast keine einzige auch nur annähernd so gewaltaffin ist wie viele islamische Richtungen. War man beim Islam so zahm, weil man am Ende ehr Angst vor ihm hat?

Aber immerhin: Schönborn hat die ersten kleinen Trippelschritte gemacht. Das ist ihm hoch anzurechnen. Und zugleich ist ihm Mut zu machen, die vielen noch fehlenden großen Schritte zu tun. Auch wenn der linksextreme Caritas-Freimaurer-Flügel noch so heftig dagegen protestiert.

Aber dazu müsste Schönborn auch den Islam viel besser kennenlernen. Zwar dürfte er durchaus Recht haben, wenn er in einem anderen Interview (Kurier) den Vergleich mit dem 30-jährigen Krieg und der Aufklärung gezogen hat, die halt im Islam noch fehlen.

Aber mit Verlaub: Dieser Vergleich kann zwar durchaus zu intellektueller Demut führen. Aber er ist das totale Gegenteil eines Arguments, das die Hereinholung von Millionen Moslems nach Europa rechtfertigen würde! Schönborn kann doch nicht ernstlich zu den Christen sagen wollen: Haltet nur noch ein paar Jahrhunderte Islamisierung aus, dann wird auch der Islam wahrscheinlich aufgeklärt und tolerant werden und die Herrschaft der Vernunft und des Rechts anerkennen.

Schönborn ist ja durchaus zuzustimmen, wenn er darauf hinweist, dass dem Islam noch der Läuterungsprozess fehlt, den die europäischen Christen durch die Aufklärung und den (in Bezug zur Einwohnerzahl gemessen) opferreichsten Krieg der Geschichte erfahren haben. Aber gerade aus dieser Erkenntnis heraus muss doch jeder verantwortungsbewusste Europäer mit allen Fasern gegen diese massenweise Hereinholung sein. Für diese Hereinholung ist aber nicht zuletzt Schönborns Caritas hauptverantwortlich; und die Caritas wiederum ist für den Kardinal noch immer absolut sakrosankt.

Geradezu eine Beleidigung des Christen- und des Judentums ist es schließlich, wenn der Wiener Erzbischof wörtlich formuliert: „Alle Religionen haben ein Gewaltpotenzial. Manche sagen: besonders die monotheistischen, weil sie einen Absolutheitsanspruch erheben.“

Schönborn gibt aber keine Antwort auf die entscheidenden Fragen:

  1. Wo sind die christlichen, die jüdischen Selbstmordattentäter, deren einziges Ziel am Ende ihres Lebens ist, unter Berufung auf die Religion nicht nur sich selbst umzubringen, sondern noch möglichst viele andere mit in den Tod zu nehmen?
  2. Weiß er nicht, dass die christlichen Märtyrer genau das Gegenteil von islamischen „Märtyrern“ getan haben?
  3. Ist diese Haltung nicht haargenau der Relativismus, eine Haltung des „ist eh alles gleich“, gegen die Papst Ratzinger lebenslang so verzweifelt gekämpft hat?
  4. Und vor allem: Wo im Neuen Testament findet sich ein Grundlage für dieses „Gewaltpotenzial“?
  5. Ist es nicht eine unglaubliche intellektuelle Fehlleistung, die Bibel in Zusammenhang mit Gewalt dem Koran mit seinen expliziten Dutzenden Aufrufen zum Mord an Christen und Juden gleichzusetzen?
  6. Müsste man diesen Vergleich in der kirchlichen Terminologie nicht geradezu als Häresie bezeichnen?

PS: Das in diesen Zusammenhängen bisweilen als Argument gegen das Christentum genannte Alte Testament ist gewiss um etliches gewaltaffiner als das Neue (und für viele Menschen daher nur schwer begreifbar). Aber auch dort kenne ich keinen einzigen direkten Aufruf zur Gewalt.

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