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Amerika ist anders – aber nicht so, wie es die Medien darstellen

Seit ich zum ersten Mal mit einem Mietauto in den USA gefahren bin, weiß ich es, da mich praktisch jeder gewarnt hat: Wenn man von einem Polizisten gestoppt wird, sofort die Hände aufs Lenkrad, keine Bewegung, bis sie angeordnet wird, und vor allem nirgendwo hingreifen, auch nicht, um Papiere zu zücken.

Der Grund: Immer wieder ist es vorgekommen, dass Lenker vorgegeben haben, Papiere zu zeigen, und dabei in Wahrheit eine Waffe gezückt haben, um auf den Polizisten zu schießen (denn auch bei Routinekontrollen werden bisweilen Schwerkriminelle erwischt). Seither schießen amerikanische Polizisten – mit voller Rückendeckung durch das Rechtssystem – lieber selber, sobald jemand eine verdächtige Bewegung macht. Denn im Zweifel ist ihnen (und der Gesellschaft) ihr eigenes Leben lieber. Nicht ganz unverständlich.

Seit auch in Wien Polizisten erschossen werden, sollte man übrigens auch ein bisschen vorsichtiger sein mit vorschnellen Behauptungen, das komme davon, weil in Amerika das Waffentragen leichter ist als bei uns, das wäre bei uns alles so nicht möglich.

Wenn sogar ich als nur selten in den USA weilender Ausländer das weiß, so ist es umso unverständlicher, dass es ein junger schwarzer Amerikaner nicht auch gewusst haben sollte. Er ist erstens von einem Polizisten aufgehalten worden, weil ein Licht an seinem Auto defekt war. Er hat zweitens – nach Aussagen seiner daneben sitzenden Freundin – nach dem Stehenbleiben nach den Papieren gegriffen. Er hat drittens dem Polizisten noch gesagt, dass er eine Waffe hat. Und er ist viertens daraufhin erschossen worden.

Soweit die Darstellung, die ich natürlich auch nur aus den internationalen Medien kenne. Nehmen wir an, sie stimmt. Umso unverständlicher ist daher der fast einhellige hysterische Aufschrei der gleichen Medien, insbesondere auch der amerikanischen, dass das ein weiterer fürchterlicher Vorfall von Rassismus sei, dass die Gewaltanwendung total unberechtigt gewesen sei. Zahllose Fernsehstationen zeigten in der Folge einem Millionenpublikum vor Zorn ausrastende schwarze Führer, die der Polizei vorwarfen, sie wie Tiere zu behandeln. Und nirgendwo waren relativierende Kommentare zu hören, dass dieser Autofahrer so ziemlich alles falsch gemacht hat.

Genauso wenig Relativierendes war auch zu einem zweiten tödlich endenden Vorfall zu hören, bei dem sich ein – wenn auch schon am Boden liegender – Afroamerikaner wild gegen die Festnahme durch zwei Polizisten gewehrt hat. Auch das, sage ich ganz unkorrekt, ist eine Verhaltensweise, die ich keinem Menschen raten würde, nicht einmal in Europa.

Die amerikanischen (und natürlich auch die genauso wenig zum Differenzieren fähigen internationalen) Medien schürten daraufhin mit Hilfe von Präsident Obama und etlichen genauso wenig differenzierenden Politikern eine Nacht lang den Hass gegen den angeblichen Polizeirassismus. Zahllose Statistiken wurden zitiert, die zeigen, dass Schwarze in den USA viel öfter als Angehörige aller anderen ethnischen Gruppen festgenommen und verurteilt werden. Dabei wurde hingegen nie der Frage nachgegangen, ob junge männliche Schwarze in den USA vielleicht auch öfter als andere ein gruppentypisches Verhalten zeigen, dass auch öfter zu Konflikten mit Gesetz und Polizei führt.

Es wurde genausowenig die Frage diskutiert, warum andere Immigrantengruppen – aus Lateinamerika, aus Ostasien – sich mit der Integration trotz anfänglicher Hürden viel erfolgreicher tun als die schon seit Generationen in Amerika befindlichen Schwarzen. Gewiss, Sklaverei und Rassendiskriminierung waren schwere Verbrechen und ungerecht. Aber sie können nicht ewig von den Nachfahren der Betroffenen für eine lebenslängliche Opferrolle missbraucht werden. Wäre Amerika wirklich so rassistisch wie gern behauptet, woher dann die sensationellen und in breiter Front zu beobachtenden Erfolge von Vietnamesen, Indern, Chinesen in den USA? Woher dann die Wahl eines Schwarzen zum Präsidenten?

Aber all das wird von politisch-korrekten – also leider fast allen – Medien mit ihrer überwältigenden Mehrheit an „progressiven“ Journalisten ausgeklammert, verdrängt, nicht erwähnt. Statt dessen werden die Schwarzen in ihrem völlig einseitigen und überzogenen Glauben an eine ewige kollektive Opferrolle ständig noch mehr bestärkt. Und dieses Reaktionsmuster ist seit vielen Jahren zu beobachten, besonders stark nach zwei solchen Zwischenfällen mit – vielleicht übertriebener, vielleicht legitimer – Gewaltanwendung.

Kein Wunder, dass in vielen schwarzen Amerikanern angesichts einer so einseitig emotionalisierenden Berichterstattung Zorn, Verbitterung und Hass aufsteigen und irgendwann explodieren. Wenn man ständig eine Realität vermittelt bekommt, dass die eigene Gruppe, die eigene Rasse, die eigene Hautfarbe massiv diskriminiert, verfolgt, abgeschlachtet würde, dann ist es halt logischerweise nicht mehr weit zum Ausbruch offener revolutionärer Aktionen und zur mörderischen Jagd von Heckenschützen und Stadtguerilleros auf Polizisten.

PS: Als ich vor Jahren eine Nacht in San Francisco in einem Streifenauto bei einem Polizisten mitfahren durfte, lernte ich, wie viel rauer amerikanische Polizei agiert. Dem Polizisten fiel auf der großen Brücke das Fahrverhalten eines Autos auf. Blaulicht. Folgetonhorn. Nächste Abfahrt. Parkplatz. Der Fahrer gehorchte wie eine Marionette den Befehlen des Polizisten. Aussteigen. Hände aufs Autodach. Handschellen. Durchsuchung des Körpers nach Waffen. Samt Handschellen Einsteigen auf den Rücksitz des Polizeiautos. Fahrt zur Amtsärztin. Der Mann war tatsächlich alkoholisiert (was mir aber weder an Fahrweise noch Verhalten aufgefallen wäre). Fahrt ins Gefängnis. Dort musste der Mann die restliche Nacht im Käfig zusammen mit einigen recht furchterregend aussehenden Typen verbringen. Und das alles wohlgemerkt ohne irgendeinen Unfall, ohne irgendeinen Versuch des Widerstands.

PPS: Der Mann war ein Weißer.

 

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