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Vergesst endlich die Geschichte und kommt in die Gegenwart!

Die gesamte europäische Politik scheint total in der Vergangenheit zu versinken. Und das Herausfinden ist unerwartet schwierig.

Tagelanges Gedenken an den Völkermord an den Armeniern; selbst im Wiener Gemeinderat widmete man sich skurrilerweise diesem Jahrestag; große Aufregung um eine provokative Massenfahrt russischer Biker quer durch Europa zur propagandistischen Wiederholung des Kriegssieges; Gedenkfeier mit Politikern in jedem Konzentrationslager zur Erinnerung an die Befreiung; griechische Versuche, die deutschen Weltkriegs-Untaten zu instrumentalisieren; Weltkriegsfeiern in Moskau; konkurrierende Weltkriegsfeiern in Kiew.

Bei der Aufzählung dessen, was Europa seit Wochen beherrscht und noch weitere Wochen beherrschen wird, fehlt sicher noch jede Menge weiterer Gedenkveranstaltungen. Die internationale Politik hat offenbar nur noch für Ereignisse Zeit und Aufmerksamkeit, die 70 oder 100 Jahre zurückliegen. Dazwischen liegen weitere Gedenkminuten für ein kürzer zurückliegendes Ereignis, nämlich für den Tod von Migranten im Mittelmeer.

Auch der 200. Jahrestag der Schlacht von Waterloo und Napoleons politisches Ende wird im Juni weiteren großen Aktionismus auslösen. Gespannt bin ich freilich, wie in wenigen Jahren an den hundertsten Jahrestag der gewaltsamen Annexion Südtirols erinnert wird. Wird da Österreich auch von Italien verlangen, endlich zuzugeben, dass da ganz schlimmes Unrecht geschehen ist? Werden da auch französische und andere Parlamente eines historischen Verbrechens gedenken? Oder ist Südtirol kein Gedenkanlass, weil politisch nicht opportun?

Gerade auch vor diesem Hintergrund seien einige ketzerische Fragen aufgeworfen:

  • Sollte man nicht bei aller persönlichen Ehrfurcht vor den Opfern der historischen Völkermorde gegenüber (und vor ein paar hundert Millionen Opfern von anderen Kriegen und politischer Gewalt in diesem Zeitraum) die Politik daran erinnern, dass es vielleicht ein paar dringendere Probleme gäbe, die mehr mit Gegenwart und Zukunft als mit Vergangenheit zu tun haben?
  • Sind hinter lauter historischem Gedenken Stichwörter wie Griechenland-Pleite, Ukraine-Krieg, Iran-Bombe, Syrien-Krieg, Terrorismus, Rekordarbeitslosigkeit, EZB-Zinspolitik, Islamisierung, Christenverfolgungen in Dutzenden Ländern oder Überalterung ganz verdrängt worden, obwohl die vielleicht wichtiger sein könnten?
  • Benutzt man die vielen historischen Jahrestage vielleicht sogar gezielt, um ein paar Wochen lang von den unlösbaren Problemen der Gegenwart abzulenken?
  • Warum müssen sich Parlamente und Regierungen überhaupt mit Formulierungs-Ziselierungen zu historischen Völkermorden befassen, die man hundert Jahre lang nicht wirklich beachtet hat?
  • Wird  das jetzt auch noch mit allen anderen Völkermorden und Großverbrechen des 20. Jahrhunderts geschehen, die ja keineswegs nur in Holocaust und Armenien-Genozid bestanden haben? Oder werden die einfach unter den Tisch gekehrt?
  • Und warum gedenkt nicht zumindest Österreich des heroischen Einsatzes der  Standschützen und Freiwilligen (also überwiegend alte oder eigentlich untaugliche Männer) aus allen Bundesländern, die im Mai 1915 die Südfront gehalten haben, als plötzlich das theoretisch mit Österreich verbündete Italien angegriffen hat, während die gesamte Armee an der Ostfront im Einsatz war?
  • Haben wir die Politiker eigentlich als hauptberufliche Gedenker und Besinner gewählt – oder zu anderen Aufgaben?
  • Ist die Gedenkmanie vom Diktat der Medien, insbesondere der elektronischen, ausgelöst, die ständig neues Bildmaterial brauchen?
  • Sollte man Geschichte nicht den Historikern, Medien, Kirchen und – wenn nötig – den Gerichten überlassen, die ein besser differenzierendes Bild zeichnen können als die Politik mit all ihrem Populismus und ihrer Volatilität (die immer primär die Frage im Bewusstsein hat: Wie komme ich damit bei meinen Wählern an)?
  • Ist es nicht widerlich für eine Demokratie, den Glauben an bestimmte Völkermorde strafgerichtlich durchzusetzen? Warum wohl tut das etwa das (meinungs-)freiheitsbewusste Amerika nicht?
  • Werden auf Grund des neuen österreichischen Strafgesetzes, welches genau das tun wird, jetzt alle Türken eingesperrt, die gerade lautstark gegen die Verwendung des Wortes „Völkermord“ protestiert haben? Begehen die nicht haargenau die von der Politik zum Verbrechen gemachte Verhetzung, wofür sie zwei Jahre eingesperrt werden können?
  • Wenn man sich schon mit der Türkei anlegt: Sollte man das nicht eher wegen vieler heute für reine Meinungsdelikte in Haft sitzende Menschen tun als wegen eines Ausdrucks zur Vergangenheit?
  • Und wie verträgt sich – umgekehrt gefragt – eigentlich das Mega-Trauern über einen Völkermord durch die moslemischen Türken, der von den moslemischen Türken aber geleugnet wird, mit der Behauptung einiger Politiker, dass der Islam „Teil von Deutschland“ bzw. „Österreich“ sei, den es aber im Wesentlichen nur durch den Zuzug moslemischer Türken hier gibt?

PS.: Aber jedenfalls Gratulation den Armeniern: Noch am Ende des 20. Jahrhunderts haben sie ihre Anliegen mit Bombenanschlägen vertreten. Heute tun sie das komplett friedlich, und indem sie die Herzen vieler Europäer für ihre Sache gewinnen konnten. Was einem Herrn Erdogan mit seinem Benehmen niemals gelingen kann.

 

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