FN 758: Das Ende eines Forschungs-Standorts
25. April 2015 02:39
2015-04-25 02:39:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:00
Ein paar Jahre war Josef Penninger "der" österreichische Vorzeige-Forscher. Jetzt springt er nach Berlin ab.
Er habe von dort ein „phantastisches Angebot“ erhalten. Nun ist es ja an sich gut, dass Forscher international wandern; so arbeitete Penninger ja auch selbst einst in Übersee. Das viel Schlimmere ist die Leere in der Forschungslandschaft, die jetzt schon hinter ihm herrscht. Die Regierung kürzt – siehe Budgetvorschau – die Forschung zugunsten der explodierenden Pensionszuschüsse. Die Universitäten gründen lieber Gender- als seriöse Lehrstühle. Ein eigenes Wissenschafts-Ressort wurde abgeschafft. Und viel von dem eigentlich der Forschung gewidmeten Steuergeld wird für die Forschungsbeilagen in Zeitungen ausgegeben, die niemand liest (Ich jedenfalls lese begeistert im „Spiegel“ und im „Presse“-Feuilleton über Forschungsthemen, nie in PR-Beilagen). Das Peinlichste für die Regierung sind aber die Aussagen des – an sich eher linksgewickelten – Penninger: Als er vor zwölf Jahren nach Österreich zurückgekommen sei, habe in der biomedizinischen Grundlagenforschung „Aufbruchsstimmung“ geherrscht; heute mache sich hingegen Stagnation breit. Na so etwas! Vor zwölf Jahren hat ja ein gewisser Wolfgang Schüssel regiert. Da darf doch nichts Gutes gesagt werden!
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Kaum ein Manager versteht etwas von Forschung oder Forschung & Entwicklung (F&E). Gewöhnlich glauben sie, daß man Forschungsergebnisse einfach mit Geld kaufen kann, wie man in ein Geschäft geht und gegen Geld Ware erhält.
Grundlagenforschung hat das Problem, daß eine spielerische Ausgangssituation – ähnlich der Neugierde der (Ur-) Menschen – vorliegt, wobei man gar nicht genau definieren kann, was gesucht wird, vorherrscht. Aus der spielerischen Ausgangslage folgt die Problematik, daß die zu erwartenden Forschungsergebnisse nicht in einem Pflichtenheft genau definiert werden können. Ein Geldgeber deutet dies meist als Unsicherheit oder als Gefahr Fehlinvestitionen zu riskieren und zögert dann, wenn er Juristen einschaltet.
Grundlagenforschung ist letztlich Vertrauenssache in Personen und Institutionen. - Auf jeden Fall braucht sie Kontinuität.
Angewandte Forschung (F & E) kann zu erwartende Ergebnisse besser spezifizieren, bekommt daher leichter Gelder, leidet aber grundsätzlich auch an dieser Vertrauensproblematik.
Bei der Forschung kann am leichtesten gespart werden. Führt man ein Forschungsprojekt nicht durch, bleibt das sonst dafür eingesetzte Geld sicher sofort über. Die Tatsache, daß später - meist erst in einigen Jahren - Forschungsergebnisse fehlen, kommt nie so deutlich heraus, wie der Einsparungseffekt, weshalb dieser verführerische Weg sehr oft eingeschlagen wird.
Auch EU-Forschung tendiert eher zur angewandten Forschung und zu Einsparungen, weil Kaufleute und Juristen als Entscheidungsträger in Richtung Sicherheit und Mißtrauen ziehen (müssen).
Was die Schüssel-Ära betrifft: Letzthin hat Androsch erwähnt, dass Östzerreich vor 10 Jahren "auf der Überholspur" gewesen ist. 2005! Schüssel hat er nicht erwähnt. Im Gegenteil: auf den haut er hin, wann immer es geht. Auch von Taus hat man nichts darüber gehört. Zumindest hat niemend berichtet, dass Schüssel positiv erwähnt worden wäre.
Wenn man die Forschung aufgibt, gibt man den Standort Österreich auf.
Forschung ist teuer und kostbar, aber wirkliche Forschung, Gender&Co allerdings sind nur teuer.
In den USA haben Firmen die Oberhoheit über Universitäten und nicht wenige forschen in diesen Firmen, bzw. diese Firmen haben ihre F&E Abteilungen an die Unis ausgelagert. Die Lehre dazu, gleichzeitig eine Rekrutierung für die Firmen, finanzieren sich die Studenten selbst oder über Stipendien. Da bleibt natürlich die freie Forschung auf der Strecke, aber sie 'finanziert sich selbst'.
Bei uns ist halt 'alles staatlich' und selbst in privaten Firmen regiert der Staat, also kann der Staat 'umschichten', mit fatalen Folgen für alle.
Es wird immer bitterer, denn 50 Jahre Schlendrian machen sich bemerkbar bei z.B.: http://staatsschulden.at/ oder bei der Beschäftigung oder bei der Armut, etc. - so auch bei der Forschung.
Noch eines, würde die Forschung über effiziente Ergebnisse berichten statt der vielen monatlichen 'Jubelberichte', dann könnte man auch Aussagen über die Qualität machen. Bei einigen 'Forschungsinstituten' lachen einem aus den 'Berichten' viele Frauengesichter entgegen, sehr oft allerdings findet man beim näheren Betrachten der 'Forschungsergebnisse' die 'Quotenfrau' dahinter. Als von diesem Aspekt aus würde ich auch eine Kürzung verstehen, bloß dort wird ja ganz sicher nicht gekürzt, sondern bei denen, die ja tatsächlich arbeiten und Ergebnisse bringen. So ist es halt bei uns in der 'staatlichen Forschung', wo Quoten, Gender und das Binnen 'I' das Wichtigste darstellen.
O.T.
Der Völkermord an Armeniern.
„Das türkische Volk wird Präsident Gauck nicht verzeihen“
Der Streit um die deutlichen Worte des Bundespräsidenten spitzt sich zu: Seine Rede vom Völkermord an den Armeniern werde die Türkei Joachim Gauck „nicht vergessen und nicht verzeihen“, hieß es aus dem türkischen Außenministerium.....
Heute in der FAZ:
http://www.faz.net/aktuell/politik/tuerkei-zeigt-ihren-zorn-ueber-gauck-rede-13558138.html
Dann sollte die türkische Regierung gleich einmal eine Rückholaktion für ihre Landsleute hier in Deutschland (und auch Österreich) starten, in derart feindseligen Ländern zu leben ist doch eine Schande für das türkische Volk!
Die meisten Zuwanderer kommen nach Österreich, um hier zur Forschen - JA - das
Sozialsystem ausforschen. Na also - offenbar kann man hier von der Forschung leben !@?
Aus Zeitungsfeuilletons erhält man keine(!) Information über den Wissenschaftsbetrieb. Wenn man sich wirklich über die Forschungslandschaft informieren möchte, besonders was die Grundlagenforschung anbelangt, dann lese man die Homepages der einschlägigen Forschungsinstitute - insbesondere die Publikationslisten. Wieviel wird in den Zeitschriften mit dem höchsten Ansehen publiziert? Man zähle z.B. die Publikationen in "Phys.Rev." und weiß sofort, wie es um ein physikalisches Institut bestellt ist. Wenn man will, kann man sich auch noch anschauen, wie oft Fachartikel der maßgeblichen Wissenschaftler in diesem Institut zitiert werden - aber das ist quasi schon die Fleißaufgabe.
Lieber Herr AU, nicht sozialistisch im Gebaren werden! Denn es ist ein Markenzeichen der Sozialisten, den Einzelfall medienwirksam anzuprangern und daraus allerhand Regeln für den Normalfall abzuleiten.
Und (Grundlagen-)Forschung hat wenig mit Geld zu tun. Die Nobelpreise Österreichs waren alle an Forscher die ein sehr knappes Budget hatten! Viel wichtiger ist die Freiheit der Lehre, die Sicherheit des Forschungsplatzes (auch wenn man unangenehme Fragen aufwirft), die Freiheit von Bürokratie (also nix mit jede, meist lächerliche, Ausgabe begründen müssen). Und schon erkennt man, auch mit Phantastillionen würde es bei der Grundlagenforschung hierzulande nicht weitergehen.