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Vermögen ist Verbrechen

Die kommunistischen Umstürze der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts agitierten ständig mit der Parole: Vermögen ist Verbrechen. Diese Parole feiert heute eine erstaunliche Renaissance.

Die historischen Fakten: Nach der Machtergreifung beschlagnahmten die Kommunisten als erstes alle Vermögen. Das hatte katastrophale Konsequenzen: Nicht nur die Reichen wurden arm, sondern auch die Armen blieben arm. Es gab Hungersnöte, Millionen Tote und stetigen wirtschaftlichen Verfall. Lediglich Parteifunktionäre wurden reich.

Heute scheinen Verbrechen und Kollaps dieses Systems vergessen zu sein und es wird wieder vielerorten gegen Vermögen gehetzt. Medien verbreiteten dieser Tage mit entsetztem Unterton eine Statistik, dass Österreich und Deutschland die größte Vermögenskonzentration haben. Sie wollten damit die sozialistische Gier nach höheren Vermögenssteuern unterfüttern.

Freilich hätten man gleichzeitig erkennen können, dass ausgerechnet die Länder mit der höchsten Vermögenskonzentration auch jene sind, die wirtschaftlich in Europa (relativ) am besten dastehen. Oder sehen sie in Griechenland ein Vorbild, wo die Vermögenskonzentration sehr niedrig ist? Oder Italien und Spanien, wo die Vermögen deutlich geschrumpft sind?

Natürlich: Aufs erste empfinde ich es emotional als zutiefst gemein, dass andere ein Vermögen haben und ich nicht. Auf rationales Nachdenken jedoch kann man erkennen, dass die ungleiche Vermögensverteilung zwei enorm wichtige Funktionen hat.

Erstens brauchen größere Investitionen eine Akkumulation von Kapital. Sie kämen nicht zustande, stünden dafür bloß Kredite zur Verfügung. Nur mit eigenem Geld kann man legalerweise ein Risiko eingehen, das schlagend werden, zu einem Verlust führen kann. So ist 2008/09 auch die Summe der Vermögen in allen Statistiken dramatisch geschrumpft (was die Ideologen freilich immer verschweigen).

Noch wichtiger ist der zweite Grund, weshalb ungleiche Vermögensverteilung so positiv ist: Die Chance, die Hoffnung, reich zu werden, ist der Hauptantrieb für Leistung jeder Art.

Die Wirtschaftsgeschichte zeigt auch: Nur ganz selten bleiben große Vermögen über Generationen in der gleichen Familie. Sie werden oft rasch wieder vernichtet. Oder sie werden unbedeutend, wie etwa der einstige Reichtum mancher Adelsfamilien. Neue Dynamik schafft hingegen ständig ganz neue Vermögen.

Die Geldmaschinen wie Google und Microsoft sind alle erst in der Nachkriegszeit entstanden. Auch in Österreich stehen an der Spitze der Statistik praktisch nur Vermögen, die erst nach dem Krieg entstanden sind: mit geschliffenen Glassteinen, mit Glücksspielmaschinen, mit Automobil-Zulieferung, mit einem himbeersaft-artigen Koffeingetränk, mit dem Aufbau einer Supermarktkette.

Wenn die Politik wirklich vermehrt gegen Vermögen kämpft, dann werden künftig halt auch viel weniger Vermögen in Österreich entstehen. Zum Schaden aller.

 Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.

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