Eugen Freund, das nächste Hoppala
03. Februar 2014 18:11
2014-02-03 18:11:28
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Josef Kalina wollte eine Diskussionsrunde für seinen Schützling Eugen Freund dadurch absichern, dass er bestimmte Themengebiete gleich vor der Diskussion auszuschließen versuchte. Was nicht klappte. Jetzt ist er erstaunt. Verständlicherweise.
Der eingeladene Gesprächspartner Othmar Karas hatte auf den Zensurversuch Kalinas hin jedenfalls die ganze Diskussion abgesagt. Ich kann verstehen, dass Kalina darob erstaunt ist. Denn als ehemaliger Kanzlersprecher war er ja daran gewöhnt, dass schon vorher alles ausgemauschelt wird. Wer nicht bereit dazu war, bekam eben keinen Interview-Termin.
Allgemein bekannt sind etwa Vereinbarungen aus den Zeiten Franz Vranitzkys, welche Fragen das Staatsfernsehen denn dem Bundeskanzler stellen dürfe; ebenso wie später dann die Tatsache, dass sich der ORF sogar die Zusammensetzung von Diskussionsrunden von der SPÖ-Führung genehmigen ließ. Der arme Kalina versteht daher jetzt die Welt nicht mehr. Plötzlich wehrt sich jemand gegen den Ausschluss ganzer Themengebiete.
Die Bilanz ist dennoch klar: SPÖ-Kandidat Eugen Freund muss damit ein neuerliches Hoppala seines kurzen Politikerlebens bilanzieren. Und Othmar Karas kann mit diesem Outing des Kalina-Freund-Versuches punkten.
Freilich kann damit die Erinnerung an den letzten Wahlkampf nicht ausgelöscht werden. Damals hörte man ja ebenfalls scharfe Töne zwischen Rot und Schwarz, so wie jetzt zwischen Karas und Freund. Es gab aber vor dem Wahlkampf (siehe die vielen bedenklichen Gesetze der letzten Koalition) ebenso wie nach diesem (beim Koalitionsvertrag oder den Steuererhöhungen) einen üblen Kuschelkurs zwischen Rot und Schwarz – gegen den Willen der bürgerlichen Mehrheit in Österreich. Diesen Kuschelkurs können jetzt ein paar kantigere Karas-Töne nicht vergessen machen. Vor allem angesichts seines eigenen Kurses in den letzten Jahren.
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Unlängst beim Friseur las ich das Freund-Interview im Profil.
Nicht nur sein 3000 Euro Sager fällt dort auf, sondern das ganze Interview strotzt nur so von Ahnungslosigkeit und Selbstüberschätzung.
Was muß unser zwangsbeglückender ORF für eine Kaderschmiede sein, daß solche Nieten herauskommen?
Mein haareschneidendes Mädel forderte ich auf, dieses Interview zu lesen, mit dem Hinweis, etwas dümmeres hab ich schon lange nicht mehr gelesen. Sie antwortete, sehr persönlich berührt, daß ihr die Bemerkung Freunds über das Einkommen der Durchschnittsösterreicher schon reicht, den Rest müsse sie gar nicht wissen. Sie fühle sich persönlich beleidigt.
So ist dieser Sager sehr wohl beim Wahlvolk angekommen und verstanden worden.
Da wird die andere Niete, in Gestalt von Otmar Karras, für sich mit fadenscheinlicher Forderung nach Diskussionsoffenheit auch kein Kapital schlagen können, denn an einer Niete kann man sich selbst nicht aufrichten.
Niete plus Niete bringt notgedrungen eine No Winn Situation!
Natürlich hat, wie sich rasch herausgestellt hat, die SPÖ mit Eugen Freund als Spitzenkandidaten für die EU-Wahl offensichtlich eine recht suboptimale Entscheidung getroffen. Was mich in keiner Weise stört. Dennoch kann ich nicht umhin festzustellen, daß Herr Freund nach (und trotz) allem, was über ihn bekannt ist, dem Herrn Othmar Karas jedenfalls in einer Hinsicht, nämlich in charakterlicher, sehr deutlich überlegen ist. Ich möchte - wieder einmal, aber es darf einfach nicht vergessen werden - in Erinnerung rufen, wie Kurt Waldheims Schwiegersohn dem Waldheim-Vernaderer Heinz-Fischer bei dessen Präsidentschaftswahlkampf sozusagen in den A. gekrochen ist.
Diese Unkultur der Interviewabsprachen mit Genossen beim ORF ist immer wieder publik geworden und da war auch Frau Prammer einmal ganz übel darin verstrickt, als seinerzeit Robert Wiesner vom "Report" "geniale Aussagen über die FPÖ bestellte:
http://www.unzensuriert.at/content/00282-orf-bestellt-aussagen-f-r-anti-fp-kampagne
Das scheint aber eher eine Garantie dafür zu sein, die Karriereleiter hinaufzufallen, siehe Parlamentspräsidentin. Das wird man sich doch nicht verbauen!
Dem kleinen Geplänkel zwischen Schwarz-Rot sprich Freund und Karas messe ich keinerlei Bedeutung zu, denn nach geschlagener Wahl werden sie ja doch wieder miteinander kuscheln, weil einer ohne dem anderen gar nicht kann und es sich seit Jahrzehnten bewährt - zwar GEGEM die Bürger, aber FÜR die beiden siamesischen Zwillinge!
Ich würde mich auch gegen den Ausschluss ganzer Themengebiete wehren.
Das hat nichts mit Diskussion und Wahrheit zu tun, das hat mit Manipulation und Unwahrheit bis Halbwahrheit zu tun.
Diese (Un)Kultur anzuprangern und an solchen Halbdiskussionen nicht teilzunehmen sollten mehr Leute den Mumm haben.
Vielleicht schafft sich der ORF so eben in der heutigen Linksform ab und besinnt sich seines Auftrages und der Österreicher, die eine ausgewogene und objektive Berichterstattung zweimal zahlen müssen, einmal per Steuer und einmal per GIS.
Josef Kalina und Eugen Freund!
Der Kalina weiß zumindest, wie es in der Politik zugeht: genau das weiß Herr Freund nicht!!!
Schau, schau, der Karas! Der wird doch nicht vielleicht wirklich etwas taugen?!
Im EU-Parlament ist er ja immerhin eine fixe Größe, ganz im Gegensatz zu Nobody Freund und den freiheitlichen EU-Verweigerern!
Nun, wir werden ja sehen, wie's ausgeht!
Manche Herrschaften hier sollten sich nicht zu viel an Umstürzen erhoffen!
(mail to: gerhard@michler.at)
Eugen Freund, der ORF, Kalina...
Ich behirn's einfach nicht, wie kann ein Mensch (Freund) jahrzehntelang bei einem Unternehmen(ORF) arbeiten und nicht mitbekommen, nach welchen Spielregeln dort politische Sendungen gemacht werden??? Da muss er doch mit Scheuklappen durch's Berufsleben gestolpert sein, wenn all diese Weisheiten an ihm vorbeigezogen sind.
Jedes Unternehmen - so auch der ORF, hat so seine Eigenheiten und ein friedliches Nebeneinander und damit verbundene Verschwiegenheit bei ORF-Mitarbeitern gibt es doch auch nicht. Da wird doch genauso wie überall um alles gekämpft, alles bequatscht und manche Dinge auch nach aussen geplaudert. Und Eugen Freund soll von all dem nichts mitbekommen haben? Na ja, wundern darf es einen nicht, wenn er nicht einmal den Namen der Nachmittagstalkerin kennt, nicht dass ich den für besonders wichtig halte, aber die vermarktet sich doch gut. Und dieses sich gut vermarkten ist doch auch so ein Streitpunkt. Da machen div. TV-Damen nebenher noch lukrative Werbung (wobei ich das nicht für angebracht halte bei ORF-Mitarbeitern, aber dazu bekommt man vom ORF auch keine Stellungnahme) und über diese Aufträge wurde und wird gestritten. Das kann doch auch an Freund nicht ungehört vorbeigezogen sein. Ich erinnere an den Abgang von Danielle Spera! Und da will ein so viele Jahre dem ORF zugehöriger Nachrichtensprecher nicht wissen, wie das so gehandhabt wird mit den SPÖ-Leuten??? Wer's glaubt wird selig.
Ich nehme eher an, dieser Mensch ist ob seiner Überheblichkeit beratungsresistent und darin wird halt der Herr Kalina eine große Gefahr gesehen haben, sodass er gleich die Themen auf denen der große Herr Freund ausrutschen könnte, aus-klammern wollte.
Und zu auch heute wieder mehrmals geäusserten Skepsis gegenüber der FPÖ wegen der EUkritischen Haltung: ich meine, die ist mehr als berechtigt. Ich habe 1992 das erste Mal in Griechenland gearbeitet und dann hab ich gewusst, dass ich keinesfalls für den EU-Beitritt stimmen kann, obwohl ich vorher eigentlich der Meinung war, der EU-Beitritt sei ein gutes Vorhaben. Wenn es nach der Regierung geht, wird ja alles nur beschönigt und es erfolgt ja auch keine Aufklärung, Erklärung oder sonst was, was mit der EU zusammenhängt. Glaubt denn wirklich wer, dass der ungebildete Faymann der Staatsmann ist, der den Überblick und wirklich so einen Weitblick hat, dass er einerseits Österreich gut vertritt und andererseits die Tragweite von Entscheidungen in der EU wirklich versteht. Der Satz von Angela Merkl über unseren Grinsekanzler, mag er wahr sein oder nicht, erfunden ist er auf alle Fälle gut: er geht ohne Meinung hinein und kommt mit meiner heraus, sagt doch alles.
Wie schwach die Personaldecke bei der ÖVP ist, wissen wir ja alle, also muss man noch froh sein, wenn wenigstens einer in die EU geschickt wird, der schon Erfahrung hat, wenn auch vielleicht, na ja, das ist dann eine andere Geschichte.
Josef Kalina ist auch so ein Typ, welcher sich aus der Politik zurückgezogen hatte und mit seinen "hervorragenden Journalistenkontakten, langjähriger Erfahrung ... blabla" (lt. seine Homepage) nun sein Lobbyinggeschäft betreibt. Seine Verbundenheit zur SPÖ hilft ihm, auch entsprechende Verträge von dort zu bekommen. Er findet natürlich nichts dabei, wenn "ein Leitfaden für die einständige Diskussion" (Eigenaussage in seinem heutigen stündlichen Postings zu diesem Thema auf Twitter) aufgestellt wird. Vermutlich geht es auf Facebook ähnlich zu.
Otmar Karas vergleicht diese "Zensur" auf bestimmte Themen mit nordkoreanischen Verhältnissen und hat daher auf diese Konfrontation verzichtet. Die zweite Absage von Karas zu einem ähnlichen Zweiergespräch mit Freund für die TV-Sendung Report begründete Karas mit Terminkollission, da er zu dieser Zeit schon einen Vortrag an anderer Stelle fixiert hatte. Es wird aber sicher noch genug Gelegenheiten geben, dass sich die Öffentlichkeit von beiden Spitzenkandidaten eine Meinung bilden kann.
Jedenfalls steht es jetzt 1:0 für Karas. Hoffentlich fällt ihm seine Partei nicht durch interne Machtkämpfe in den Rücken.