Bildung tut not – aber nicht nach Politikerart
27. Februar 2014 00:26
2014-02-27 00:26:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Es gibt keinen Politiker, keinen Ökonomen, der nicht schon verlangt hätte: „Mehr Bildung!“ Ohne Vorsprung in Bildung, Forschung und Ausbildung besteht in der Tat Null Chance, dass in Österreich auch künftig höhere Gehälter bezahlt werden als in 99 Prozent der übrigen Welt, dass unser aufwendiges Wohlfahrtssystem wenigstens halbwegs weiterbestehen kann. Jedoch sind Politiker wie Ökonomen naturgemäß völlige Laien in Sachen Bildung. Daher ist es sehr erstaunlich, dass sie sich ständig zu den konkreten Bildungs-Details ohne Kontakt mit den einschlägigen Profis äußern.
Profis sind eindeutig und vor allem die Pädagogen, vom Kindergarten bis zur Universität. Während man mit kranken Zähnen zum Zahnarzt geht, und beim Bau eines Hauses zu Baumeister und Architekt, hält sich jeder beim Thema Bildung selbst für einen Experten. Offenbar weil jeder Politiker und Ökonom (vermutlich) selber einmal in der Schule war. Nur: Sie waren ja auch schon in Tausenden Häusern, die gefallen oder nicht gefallen haben. Und trotzdem bauen sie nicht eigenhändig ein Haus. Ich würde es jedenfalls nur ungern betreten.
Spricht man mit Experten, lernt man viele Fakten, die in der Parteien-Diskussion nie vorkommen – wohl auch weil sie zum Teil unangenehm sind:
- Österreich hat ein Zuwanderer-Problem. Würde man alle jene aus der Statistik nehmen, die daheim nicht deutsch sprechen, wäre Österreich bei allen Vergleichen besser als das fast zuwanderungslose Finnland.
- Unser Schulsystem braucht viel mehr Vielfalt und nicht noch mehr verordnete Vereinheitlichung, um auf die unterschiedlichen Aufgaben einzugehen (das sollten gerade Ökonomen begreifen, die sonst ja auch überall Vielfalt und Wettbewerb rühmen).
- Die moderne Genetik sagt uns, dass Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent vererbt ist. Daher ist jede Politiker-Kritik an „Bildungs-Vererbung“ nur lächerlich. Denn es ist positiv, wenn eine Gesellschaft auch schon bei den Eltern Aufgaben und damit Einkommen stark nach der Qualifikation verteilt, und nicht etwa nach Klasse oder Stand.
- Das, was nicht durch Genetik vererbt wird, wird weitestgehend bis zum zweiten bis vierten Lebensjahr durch die Umwelt, also meist die Eltern geprägt. Daher ist es entsetzlich dumm, wenn Politiker klagen, dass irgendwelche Weichen „schon“ mit zehn gestellt würden. Die Weichen werden vielmehr schon lange vorher gestellt. Daher ist auch jeder Druck entsetzlich dumm, beide Eltern möglichst bald nach einer Geburt wieder voll in den Job zu schicken.
- Einer der wichtigsten Schlüssel zur Verbesserung des Bildungssystems wäre es, wenn so wie auch in Finnland aufnehmende Schulen – bis hinauf zu den Unis, zu Bachelor- und Masterstudien über Zulassungen entscheiden und nicht die abgebenden. Das macht den Feind Lehrer zum Coach und Verbündeten. Da hilft dann kein „Bravsein“.
Aber das sind ja nur Ratschläge der Experten. Bei uns dilettieren hingegen Politiker und Journalisten weiter . . .
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.
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Das mußte ja kommen--- wie das Amen im Gebet! Aber auch DAS gehört zum Thema "BILDUNG auf LINKE ART":
Wie Österreich heute mit einem seiner bedeutendsten FORSCHER und NOBELPREISTRÄGER anläßlich seines 25. Todestages umgeht---nämlich mit
............................KONRAD LORENZ.................................................!
Man entblödet sich nicht, die NAZIKEULE auszupacken und den PIONIER der VERHALTENSFORSCHUNG, einen durch und durch integren Mann, als UMSTRITTEN hinzustellen! Das ist eine SCHANDE für Österreich!
http://oe1.orf.at/programm/364830
"Einen dunklen Fleck in Lorenz' Biografie bildet seine Mitgliedschaft bei der NSDAP während der Zeit des Nationalsozialismus, ein Verhalten, das immer wieder höchst kontrovers - zwischen purem wissenschaftlichem Opportunismus einerseits und ideologischer Überzeugung andererseits - diskutiert wurde."
Ich bin überzeugt davon, daß KEINER seiner (bösartigen, antifaschistischen und strohdummen!) Kritiker eine so REINE WESTE, so wenige "DUNKLE FLECKEN" hat wie KONRAD LORENZ!
Jedenfalls gab es damals bei der Auswahl zum Kandidaten für den Nobelpreis für Konrad Lorenz noch keine Schiebereien und Einflüsse irgendwelcher Fädenzieher.
Ihn als "umstritten" hinzustellen, seine Forschung als "unwissenschaftlich", als überholt zu bezeichnen, ist frivol! Ganz anders ist etwa der Umgang mit Siegmund FREUD! An dessen Werk darf nie und nimmer gezweifelt werden, das ist sakrosankt, auch wenn vieles davon mehr als fadenscheinig und "umstritten" ist, aber das darf man nicht einmal hinter vorgehaltener Hand sagen. Wie immer: Es gibt "umstrittene" Menschen und "renommierte" Menschen. Auf WEN diese Bezeichnung zutrifft, bestimmt der ORF als Sprachrohr von Rot und Grün.
Seien wir stolz auf ihn und dankbar, daß es ihn gegeben hat!!!
Konrad Lorenz ist wie eine Eiche, der es gleichgültig sein kann, wer sie anpinkelt.
In keinem der angeführten Punkte kann ich Dr. Unterberger widersprechen.
Sehr wohl aber glaube ich, daß man so komplexe Zusammenhänge nicht in dieser Kürze in diesen 5 Punkten umfassend beschreiben kann.
Deshalb erlaube ich mir einige, natürlich unvollständige Ergänzungen:
° Der Name Unterberger deutet darauf hin, daß der einst den Familiennamen bestimmende Vorfahre ein Bauer war, dessen Gehöft am Fuß einen Berges war.
Die überwiegende Mehrheit der autochthonen Österreicher entstammt eben Bauernfamilien und viele tragen Namen, wie Berger, Thaler, Huber, Maierhofer, welche auf die Lage eines Bauernhofes hinweisen.
Bäcker, Müller, Schuster, Schneider u.s.w. weisen auf den Handwerksstand hin, welcher die Familie ernährte.
DER AUFSTIEG VIELER EINFACHER FAMILIEN IN DIE HOHEN UND HÖCHSTEN BILDUNGSOBERSCHICHTEN ERFORDERTE GERADE AUS DEN VON A. U. OBEN DARGELEGTEN GRÜNDEN MEISTENS MEHRERE GENERATIONEN ! Die wenigen Ausnahmen bestätigen nur diese Regel.
BEI ALLER BEACHTUNG DER VON A. U. ANGEFÜHRTEN PUNKTE, MUSS EINE VITALE
INDUSTRIEGESELLSCHAFT SOLCHE, SICH ÜBER GENERATIONEN ERSTRECKENDE,
BILDUNGS-AUFSTIEGE AUCH IN ZUKUNFT ERMÖGLICHEN !
° Erst vor wenigen Tagen erzählte mir ein sachkundiger hoher Ministerialbeamter,
Daß Adenauer einst den Arbeitskräfte-Bedarf der deutschen Industrie bevorzugt
durch problemlos integrierbare Spanier decken wollte.
NUR AUF DRUCK DER USA WURDE DER DEUTSCHE ARBEITSMARKT FÜR SCHWER INTEGRIERBARE MOSLEMS AUS DEM NATOLAND TÜRKEI GEÖFFNT.
Entwicklungspsychologen haben festgestellt, daß die Fähigkeit, wie Kinder spielerisch Sprachen zu erlernen zwischen dem 8. und 9. Lebensjahr deutlich abnimmt.
Welche Chance wäre es gewesen, deutschen und österreichischen Kindern zusammen mit spanischen Gastarbeiterkindern SPIELERISCH EINE ZWEITE WELTSPRACHE ZU LEHREN ! Diese Chance wurde Interessen der US-Geopolitik
geopfert.
Bei dem Völkergemisch, welches heute besonders in den Ballungsräume den Unterricht in den Schulen erschwert, sind solche Überlegungen sinnlos.
° Wenn Österreich nach 1918 von einem " Verwaltungs-Wasserkopf " der Monarchie zu einem Industriestandort, welcher wie A. U. schreibt, höhere Gehälter wie 99% der übrigen Welt bezahlen kann, ist dies nicht zuletzt auch dem SOZIALEN WOHNBAU ZU VERDANKEN !
Das GRUNDBEDÜRFNIS WOHNEN WURDE MIT HILFE DER GESELLSCHAFT BEFRIEDIGT und dadurch wurde auch die Bildungs-Voraussetzung geschaffen, welche aus einem dumpfen hoffnungslosen Proletariat ein höchstqualifiziertes
Angebot an Mitarbeitern für die Industrie machte.
Ich denke, das muß gerade in diesem Blog auch mal festgestellt werden.
° Wenn Dr. Unterberger grundsätzliche Bildungsgesichtspunkte anspricht, sollte man auch die EPIGENETIK NICHT ÜBERSEHEN !
Erst in den letzten Jahrzehnten wurde der Nachweis erbracht, daß auch erlernte
Fähigkeiten für einige Generationen an die Nachkommen weitergegeben werden können.
Der logische Verstand kann allen hier aufgezählten Punkten nur vorbehaltlos zustimmen, aber genau der scheint unseren Politamateuren abzugehen.
Würde das Vertrauen in die Bildungsverantwortlichen an der Börse gehandelt, fiele es - insbesondere angesichts der jüngesten Skandale - auf ein Allzeittief. Eine Verbesserung scheint leider weit und breit nicht in Sicht, im Gegenteil.
@socrates
"Aufnahmetests sind in den USA üblich (SAT,ACT), Ergebnisse öffentlich!
Wie paßt dann dieser Usus zusammen mit der stramm linken Einstellung der Laura Rudas, die noch vor wenigen Tagen gemeint hat, die Matura könnte man abschaffen? Und jetzt heißt es plötzlich:
"Sie habe sich einem intensiven Aufnahmeverfahren gestellt und sei stolz, diese Hürde genommen zu haben."
Andreas Schieder findet es "toll", dass Rudas die Möglichkeit erhält, den Lehrgang in Stanford zu besuchen. Immerhin würden nur acht Prozent den entsprechenden Aufnahmetest bestehen.
Nur ACHT PROZENT bestehen den AUFNAHMETEST!
Sind das---nach linkem gutmenschlichem Verständnis---nicht Leuteschinder?
DAS gefällt dem linken Schieder---paßt aber doch nicht recht ins ROTE BILDUNGSKONZEPT! Hier in Ö nivelliert man eifrig nach unten, aber das amerikanische Testverfahren bewundert manin linken Kreisen---wie geht das alles zusammen?
Also, was jetzt: Sind die LINKEN doch "intensiven Aufnahmeverfahren" zugänglich???
Es scheint tatsächlich unverständlich, dass man - Politiker und Journalisten - nicht zu Fachleuten geht in Sachen Bildung. Bei Journalisten ist es verständlich, denn die haben offenbar ein Schul-Trauma und eine universitäre Indoktrination "erworben". Bei Politikern habe ich den Eindruck, sie sind zu feig (oder doch zu einfältig, um kein schärferes Wort zu verwenden), die Realität zu erkennen und flüchten in banale Schlagworte, die ihnen von "Experten" und natürlich den vielen NGOs offeriert werden. Und da sind leider alle Parteien und deren Politiker gleichgeschaltet. Ein Herauskommen ist bei der jetzt herrschenden Symbiose von Politik & Journalismus nicht zu erspähen.
"Bevor ihr streitet, klärt die Begriffe!"
Konfuzius
Das zu wissen ist (nur) ein Teil von "Bildung". Allerdings ein wichtiger.
Was aber "Bildung" insgesamt ausmachen sollte, dazu äußert sich kaum jemand.
Weder "Experten" noch "politisch Verantwortliche".
Oder kennt jemand eine allgemein anerkannte Definition von "Bildung", sei es nur die aus der Schule?
Dabei wäre die Definition/Ansprache des Zieles (Bildung) das Selbstverständlichste der Welt.
Also wird gestritten; um des Kaisers Bart, um die Lufthoheit über den virtuellen Stammtischen, um die Aufmerksamkeit der längst willfährig gemachten Medien.
Grundsätzlich: Wenn man ein Ziel erreichen will, muss man wissen, wie es aussieht, wo es liegt und wo der/die eigene Standpunkt/Position ist.
Sonst wird man (weiter) im Dunkeln herumtappen.
Was ja typisch für unsere politischen Dünnbrettbohrer ist: "Der Weg ist das Ziel."
Also nicht wundern.
Nachdem ein naher Verwandter meiner Frau Universitätsprofessor und Mitglied der japanischen staatlichen Bildungskommission ist und meine Enkelin in Japan in die Schule geht, möchte ich einige Erfahrungen über das dortige Schulsystem einbringen:
Japan hat ein einheitliches Pflichtschulsystem bis zum 15. Lebensjahr (6 Jahre Volksschule, 3 Jahre Untermittelschule). Es brachte bis vor einigen Jahren hervorragende Ergebnisse zum Preis der höchsten Schülerselbstmordrate weltweit. Dann senkte man wohl auch unter westlichem Einfluss den Leistungsdruck (über eine dadurch verbundene Verringerung der Schülerselbstmordrate liegen mir allerdings keine Informationen vor). Die Folgen sind ein dramatischer Abfall der Allgemeinbildung. Vor und an der Universität muss in teuren privaten Kursen das nachgeholt werden, was an Grundlagen für das Studium unbedingt benötigt wird.
Wenn ein und dasselbe Schulsystem so unterschiedliche Ergebnisse bringt, liegt der Schluss nahe, dass die Organisationsform der Schule weniger wichtig ist, die Leistungsanforderungen an die Schüler aber entscheidend.
Der Leistungsdruck wird über mehrere Wege aufgebaut:
1. Die Prüfungen sind zentral, die Prüfungsfragen werden vom Staat jeweils vorgegeben. Die Ergebnisse werden als Rangliste der Schüler in Klasse und Schule veröffentlicht, die Schuldirektoren vergleichen ihre Lehrer und die Eltern die Schulen anhand der Ergebnisse. Daraus ergibt sich Konkurrenz zwischen den Schüler, den Lehrern und den Schulen. Außerdem hat der Staat in Form der Prüfungsarbeiten eine wirksame Stellschraube für den Leistungsdruck.
2. Auf den spezialisierten oberen Mittelschulen und Universitäten gibt es Aufnahmsprüfungen, die wesentlich wichtiger genommen werden, als Abschlüsse der Pflichtschulen. Diese Bildungseinrichtungen stehen wieder untereinander in Konkurrenz, Absolventen der berühmten Obermittelschulen und Universitäten werden von Wirtschaft und öffentlichem Dienst bevorzugt eingestellt. Damit ist das Bestehen der Aufnahmsprüfung an einer dieser Schulen prestigeträchtig und verspricht höhere Einkommen nach Absolvierung.
Die Aufnahmsprüfungen werden von der jeweiligen Schule ohne staatliche Eingriffe durchgeführt. Damit werden Schulen untereinander nicht anhand der eigenen Abschlussprüfung verglichen, sondern anhand einer Einstiegsprüfung einer unabhängigen, fremden Institution.
3. Staatlich geführte Schulen stehen in Konkurrenz mit breit ausgebauten Privatschulen. Damit sind auch staatliche Schulen gezwungen, mit der Qualität der besten Privatschulen zu konkurrieren. Staatliche Schulen und private produzieren also durchaus gleichwertige Ergebnisse im Sektor der Eliteschulen, auf einigen Privatschulen kann man aber den Schulabschluss auch durchaus mit entsprechend hohen Schulgeldern anstatt durch Noten erkaufen. Dieser nützt aber wenig, weil die Aufnahmsprüfung in die nächsthöhere Schule oder der Einstieg in den Beruf für Absolventen dieser Schulen wesentlich schwieriger ist und auch entsprechend teure Kurse erfordert. Im Endeffekt muss der Schüler aus diesen Schulen denselben Standard erreichen, wenn er Karriere machen möchte. Der Name der absolvierten Schule ist also ein für das Weiterkommen von hoher Bedeutung.
Ministerpräsident Abe hat angekündigt, den Leistungsdruck auf japanischen Schulen wieder hoch zu fahren. Patriotismus wird wieder in den Schulen vermittelt, eine der japanischen Kampfsportarten für alle Schüler verpflichtend vorgeschrieben. Die Regierung hat mit den zentralen Prüfungen dazu die Stellschraube, führt also die Schulen durch Zielvorgaben, weniger durch Verordnungen.
Japan hatte bis vor einigen Jahren ein Schulsystem mit buchstäblich mörderischem Leistungsdruck aber ausgezeichneten Ergebnissen, verfiel dann in das genaue Gegenteil mit dramatisch gesunkenen Ergebnissen und korrigiert jetzt auf ein hoffentlich gutes Mittelmaß. Die Schulorganisation blieb unverändert, der Leistungsdruck wird vom Staat durch Wettbewerb und messbare Zielvorgaben gesteuert. Ideologie spielt im gesamten Ablauf keinerlei Rolle.