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Snowden und Wien: Nur zwei Dinge stehen fest - und beide sind unerquicklich

Das wird wohl in den nächsten Stunden, aber auch Wochen und Monaten das zentrale Thema werden: die völlig überraschende Landung eines bolivianischen Flugzeugs in Wien, an dessen Bord sich gerüchteweise der Computerspion Edward Snowden befunden haben soll.Oder auch nicht.

Angeblich war es ja nur eine ungeplante Notlandung eines Flugzeugs. Seither rätseln wir, ob darin wirklich der Spion gemeinsam mit Boliviens Staatschef Evo Morales ist oder war. Bolivien betont freilich, dass Snowden ohnedies nicht an Bord ist. Was nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen muss. War doch Snowden schon tagelang in Russland, ohne dass er (laut der russischen Regierung) dort gewesen wäre.

Für die heiße Fracht könnte auch die Tatsache sprechen, dass andere Länder (Nato-Mitglieder!) dem Flugzeug sogar das Überfliegen verwehrt haben. Sie wollten Snowden nicht einmal als Potenzialität in der Luft über sich wissen. Nachdem diese Länder geheimdienstlich gut organisiert sind, könnten sie schon ihre guten Gründe haben. Und das de facto geheimdienstlose Österreich könnte einer russisch-bolivianischen Intrige in die Falle gegangen sein. Aber natürlich kann man auch nicht ausschließen, dass wirklich alles nur ein Riesenmissverständnis war.

Wäre es das nicht, dann hätte freilich Snowden plötzlich auf österreichischem Boden den Asylantrag stellen können, der bisher – angeblich – nur daran gescheitert war, dass der Mann diesen Antrag bisher nur von Moskau aus gestellt hat. Vollmundig hatte ja überdies die Innenministerin angekündigt, dass Snowden nicht ausgeliefert werde, wenn er einmal in Österreich ist. Sie tat das ganz offensichtlich im Glauben, dass der Mann eh nie nach Österreich kommen könnte.

Und wenn der Mann - trotz Dementis - doch an Bord wäre, dann wird auch die "Notlandung" eine sehr dubiose. War sie am Ende nur vorgetäuscht, damit Snowden den Weg in ein angenehmeres Land als Bolivien findet?

Jedoch: Wer die österreichische Diplomatie, Bürokratie und Politik kennt, der weiß, dass die nie und nimmer die totale Konfrontation mit den USA wagen würde, die eine Aufnahme Snowdens auslösen würde. Daher würde man ihm wohl irgendwie mitteilen, dass er lieber möglichst rasch wieder abhauen soll. Asylrecht hin oder her.

Ich bin mir freilich zur Stunde nur in zwei Punkten sicher:

Erstens, wir werden wohl nie die ganze Wahrheit über diese Episode erfahren. Was dem Boulevard jede Menge spekulativen Möglichkeiten eröffnet.

Zweitens, wenn Snowden wirklich da wäre, wäre es so gut wie unmöglich, dass Österreich den unerwarteten Besuch ohne schweren Imageschaden übersteht.

Und höchstwahrscheinlich ist er ja eh nicht da. Aber mit Sicherheit hat allein die Möglichkeit, dass doch alles stimmt, die gesamte Bundesregierung in kalten Angstschweiß versetzt.

 

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