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Der Tod in Wien

Wien ist die Stadt, wo der bloße Versuch, eine Verstorbene beerdigen zu lassen, zur Kafkaeske wird. Falls jemand Stoff für eine filmreife Real-Satire sucht, in diesem Stück hier wimmelt es von „grenzwertigen" Details:

Letzten Freitag spät nachmittags wollte ich, wie fast jedes Wochenende, meine Tante im Pflegeheim besuchen, aber die Pflegerin schaute mich verdutzt an: „Wissen Sie denn noch gar nichts?". Nein, ich wußte gar nichts. Jetzt erst erfuhr ich, dass meine Tante sechs Tage davor, am 06.10.2012, gestorben war.

Ich hatte daraufhin sofort versucht, noch jemanden in der Sachwalter-Kanzlei, die meine Tante betreute, zu erreichen – ergebnislos. Das Pflegepersonal war überzeugt, dass man versucht hatte, mich zu verständigen. Da dies aber bis dahin nicht der Fall war – und man mich in der Vergangenheit ja auch erreicht hatte, wenn man etwas von mir wissen wollte – machte mich das schon einmal stutzig.

Ich versuchte noch via E-Mail an die Sachwalter-Kanzlei eine Kontaktaufnahme und bekam am Montag (11 Tage nach dem Todesfall) einen Anruf: „…die Sachwalterschaft endet mit dem Tod."

Davor hatte ich schon beim Bezirksgericht Fünfhaus (wo die Sachwalterschaft beschlossen wurde) angefragt: „wir sind nicht mehr zuständig … am letzten Wohnort (Pflegeheim) ist das Bezirksgericht Liesing zuständig …". Also rief ich dort an, aber man sagte mir: „wir haben noch gar keinen Akt dazu … kann ich ihnen nicht helfen".

Daraufhin rief ich bei der Bestattung Wien an, um wenigstens dort zu erfahren, wie es um die Verstorbene steht: „Ja, der Leichnam liegt im Kühlfach, weil sich niemand um das Begräbnis kümmert".

Ja – lustig – aber es geht noch weiter!

Um den letzten Wunsch meiner Tante zu erfüllen – im Salzburger Familiengrab beerdigt zu werden – verging der Montag-Vormittag mit telephonieren. So hieß es dann bei der Bestattung Wien: „Sie müssen vorher auf's Standesamt, aber heute ist es schon zu spät…" (irgendwie erinnerte mich das an meine Zeit in Bolivien).

Nun würde ich für die Todesmeldung am Standesamt einige Urkunden der Toten benötigen, welche im Original an die Sachwalter-Kanzlei übergeben wurden. Aber die Sachwalter-Kanzlei sagt: „…Sachwalterschaft endet mit dem Tod" – das Bezirksgericht Fünfhaus erklärt sich für nicht mehr zuständig, und das Bezirksgericht Liesing will von dem Akt noch nichts gehört haben (?@?).

Egal – ich hab' das Zeug ja in gescannter Form auf der Festplatte rumliegen, drucke es aus und „hurdle" am Dienstag früh auf's Standesamt: <sucht…blättert…> „Tut mir leid, wir haben noch keinen Totenschein, den müssen sie vom Pflegeheim holen."

Ich schon „etwas" genervt: „NEIN, bitte nicht im Kreis schicken…". Dame vom Amt ruft im Pflegeheim an: „…wenn der Neffe jetzt zu ihnen kommt, würden sie ihm den Totenschein aushändigen" – Antwort: „…Nein, das muss die Sachwalterschaft machen…" (die aber schon vor 12 Tagen endete?!).

Vom ohrenbetäubenden Gewieher des Amts-Schimmels beeinträchtigt taumle ich raus aus dem Standesamt und versuche nochmals die Sachwalter-Kanzlei dazu zu bewegen, mit einem kurzen Machtwort die Freigabe des Totenscheines zu erwirken.

Während ich dann abermals auf die ausbleibende Antwort der Sachwalter-Kanzlei wartete und herum-sinnierte, ob dem Leichnam meiner Tante etwa ein Armenbegräbnis drohe, weil ich ohne Totenschein kein Begräbnis veranlassen kann, begann diese ganze, skurrile Geschichte mir auf's Gemüt zu drücken und ich beschloss, mir all das hier von der Seele zu schreiben.

Als ich es beisammen hatte, dachte ich: Könnte es ja gleich mal an die Sachwalter-Kanzlei „abfeuern" – dort lief nämlich schon wieder das Band, als ich nachfragen wollte.

Kaum fünf Minuten nachdem das Mail draußen war – ich traute meinen Ohren kaum – rief die Chefin höchst persönlich bei mir an – das gab's zuvor noch nie. Ab da lief dann plötzlich alles wie geschmiert – auch das Pflegeheim und die „Bestattung Wien" riefen später noch mit erstaunlicher Kundenfreundlichkeit bei mir an.

Ob diese Wende aus purem Mitleid kam, oder weil ich in dem Mail auch meine Absicht kundtat, obiges im Internet zu veröffentlichen, vermag ich nicht zu sagen.

Da ich von einem Arbeitskollegen erfuhr, dass er vor einiger Zeit mit anderen „Darstellern" in der selben Situation war, wird sowas wohl nicht aus purem Zufall entstehen.

Günther Pommer ist Angestellter in Wien.

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