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Es wird einsam in der SPÖ

Ja hallo! Was ist mit der Frau Prammer los? Nach Jahrzehnten der Graumäuserei plötzlich eine eigene Meinung – und die auch noch kantig und mutig vertreten? Was steckt da dahinter?

Barbara Prammer hat einfach und direkt den jüngsten – ernsthaft vorgebrachten – Schmäh des SPÖ-Klubobmanns Cap vor laufenden Mikrophonen einen „Unsinn“ genannt. Dabei ging es um die hier schon kurz aufgespießte Behauptung Caps, dass der Auftritt von Parteichef Faymann im Fernsehen (wo man bekanntlich lügen darf, so viel man will) ein Erscheinen vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss (wo jede Lüge vor den Strafrichter führt) ersetzen könne. Prammer hat mit dem Wort „Unsinn“ natürlich recht. Aber warum sagt sie so etwas plötzlich so deutlich?

Dass die Parlamentspräsidentin keine große Freundin von Cap und seinen oft skurrilen Sprüchen sein kann, darf als fix gelten. Wahrscheinlich hatte ihr der alt gewordene SP-Jungstar auch des öfteren zu verstehen gegeben, dass er sie nicht für besonders helle hält, und dass sie gefälligst das zu tun habe, was im Interesse der Partei liegt. Was sie bisher auch mehr oder weniger brav gemacht hat. Bis jetzt.

Hinter der plötzlichen Auferstehung Prammers steht ganz offensichtlich die Ambition, sich aus der Rolle der braven Wasserträgerin zu emanzipieren, um sich als sozialdemokratische Präsidentschaftskandidatin zu positionieren. Und dafür ist der Versuch, sich unabhängig zu zeigen, zweifellos der erste Ratschlag eines guten Strategieberaters. In diese Strategie passt der Unsinn-Sager in der Tat bestens hinein.

Auch wenn Prammer vielleicht wirklich nicht sonderlich helle ist, muss ihr aber doch eines klar gewesen sein: Sie hat sich damit nicht nur mit Cap, sondern auch mit Werner Faymann angelegt. Denn der zwar relativ faule, aber zweifellos hochintelligente Cap sagt so einen Unsinn natürlich nicht zum Vergnügen oder aus Eigennutz, sondern um seinem schwer in den Seilen hängenden Parteichef zu helfen. Denn Faymann kämpft derzeit ganz verzweifelt, um dem panisch gefürchteten Auftritt vor dem U-Ausschuss zu entkommen. Zur Unterstützung seines Obmannes ist auch dem eigentlich sehr mundflinken Cap freilich bisher nichts besseres eingefallen als dieser Sager.

Wenn sich aber die genetisch vorsichtige Parteisoldatin Prammer indirekt so offen mit Faymann anlegt, dann heißt das etwas über ihre Person hinaus: Dann hat offenbar die innerparteiliche Absetzbewegung von Faymann begonnen. Damit ist dieser zwar noch lange nicht gestürzt. Aber in solchen Episoden wird sich dann in einer Partei plötzlich jeder selbst der nächste.

Dass es unter einem so wenig zur geistigen Führung fähigen Parteichef wie Faymann fast zwangsläufig zu verbreiteter Vereinsamung kommen muss, hat man schon vorher gesehen. Schließlich kann Faymanns ausgelagertes Hirn Josef Ostermayer nicht überall sein. Vor allem ist auch der Staatssekretär selber durch die Justiz heftig unter Druck gekommen.

Ein erstes Anzeichen waren die allgemeinen Absetzbewegungen von der wenig erfolgreichen Claudia Schmied. Ähnliches merkte man noch mehr beim Vorpreschen von Gabi Burgstaller in Sachen Studiengebühren. Und am meisten merkt man diese Zentrifugalkraft rund um das Heeresvolksbegehren: Da wird Norbert Darabos seit einigen Wochen von seiner Partei total alleine gelassen.

Nicht einmal die Herren Häupl und Faymann, die ihm das eingebrockt haben, die ihn zum demütigenden Richtungswechsel in Sachen Wehrpflicht gezwungen haben, rühren einen Finger für den hilflosen Burgenländer. Darabos ist ganz offenbar zum Abschuss freigegeben – oder noch brutaler: zum langsamen Verenden bei lebendigem Leib. Niemand will bei einem offensichtlichen Verlierer anstreifen, sodass einem der fast schon leid tun könnte. Fast.

Gewiss, man soll nichts überinterpretieren. Frühe Schneeflocken machen noch  nicht unbedingt einen Winter. Aber dennoch wird Faymann gut daran tun, sich wärmer anzuziehen. Das gilt auch dann, wenn der kalte Wind überraschenderweise nicht von den eher mit sich selbst beschäftigten politischen Gegnern kommt, sondern von mehreren eigentlich für Verbündete gehaltenen Kräften: von der Staatsanwaltschaft, vom ORF (oder zumindest Armin Wolf), und nun sogar von Parteifreunden.

 

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