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Ad fontes!: Was in der Politik heute Not tut

Nach einer von „Standard“ und der „Presse“ im Herbst 2011 veröffentlichten Umfrage haben gut 80 Prozent der Österreicher kein Vertrauen in die Politik und ihre Politiker. Ähnlich ist die Lage in Deutschland. Der Vertrauensverlust ist darauf zurückzuführen, dass Politik heute ganz wesentlich auf gebrochenen Versprechungen, Lüge und Betrug beruht. „Die Kunst der Politik ist die Kunst der Lüge“, schrieb E. Sittinger in der „Presse“, „Politik ist ohne Unwahrheit nicht denk- und nicht machbar. Der Politiker hat sein ganzes Leben mit der Lüge zu tun, er ist professionell auf Lügen und Täuschen konditioniert. Die politische Karriere beginnt mit Lügen, sie setzt sich mit Lügen fort und sie endet mit Lügen. Wer die Wahrheit spricht, stört das Ritual, man könnte fast sagen: Er stört die öffentliche Ordnung“.

So richtig diese Analyse ist und so sehr sie auch den machtlosen „Wutbürger“ erzürnt, dessen Aktionen ins Leere laufen, bei ihr kann es nicht bleiben. Die Frage nach Auswegen aus der verheerenden, unsere Kultur und Zivilisation bedrohenden Situation drängt sich gebieterisch auf. Sie kennt viele Antworten, doch die meisten beschränken sich auf das Kurieren der Symptome, sie betreffen nur ganz selten „das Ganze“ unseres politischen Systems.

Von solchen Beschränkungen frei ist das eben erschienene Erstlingswerk eines jungen Philosophen (Jg. 1978) – Christian Machek – das wohl bald zu den meistbeachteten Werken der politischen Philosophie gehören wird. Als Weg aus der heutigen Misere empfiehlt es mutig und dem Mainstream der Political Correctness widersprechend „die Rückkehr zu den Ursprüngen der politischen Philosophie“. So sein Titel.

Was das Buch so bemerkenswert macht, ist, dass diese Rückkehr zu den Ursprüngen auf drei zeitgenössische Quellen gestützt wird, deren Ineinandergreifen und innere Bezogenheit in den Werken der politischen Philosophie noch keine umfassende Darstellung gefunden hat. Es gibt viele hervorragende Einzeluntersuchungen zu Leo Strauss und Erik Voegelin, den beiden Koryphäen am Himmel der politischen Philosophie, und auch zum  Naturrecht liegen eindrucksvolle Arbeiten vor,   sie aber quasi unter einem Dach zusammengeführt und ihre Aufeinanderbezogenheit systematisch verdeutlicht zu haben, ist das Verdienst des Autors.

Leo Strauss und Erik Voegelin, beide haben mit Nachdruck für die Gesundung unseres gesellschaftlich-politischen Lebens die Rückkehr zu den antiken Quellen der politischen Philosophie gefordert und beide haben auch immer wieder auf das nichtindividualistische, in die kosmische Ordnung „eingeschriebene“ Naturrecht rekurriert. Das daraus resultierende System der politischen Philosophie ist gewissermaßen zum „Gegengift“ gegen den geistigen Tiefstand geworden, zu dem „Aufklärung“, Französische Revolution, Menschenrechtsideologie, Demokratismus, Liberalismus, Sozialismus, Nationalismus und schließlich Nihilismus und Anarchie geführt haben. Machek gelingt es,uns diese Entwicklung in den sieben Kapiteln seines Werkes plastisch und überzeugend vor Augen zu führen.

Das erste und einleitende Kapitel beantwortet die heute kaum noch gestellte, in Wahrheit jedoch für alle politische Philosophie grundlegende Frage nach dem „guten Leben“ des Menschen, der von seiner Natur her zu seiner Entfaltung auf häusliche, gesellschaftliche und politische Gemeinschaften angewiesen ist, die ihn geistig fordern und ihm kulturelle Identität verleihen. Es berührt uns heute immer wieder eigenartig, dass es Menschen gibt, die so sehr von der Notwendigkeit der Gemeinschaft für das Leben ihres Volkes, seine Unabhängigkeit und Integrität überzeugt sind, dass sie „ihr Leben hingeben für ihre Freunde“ und sich opfern.

Keine Gemeinschaft kann sich erhalten ohne das Opfer, ein Gedanke, der dem modernen Nützlichkeitsdenken so fern liegt wie ein anderes Sonnensystem außerhalb unserer Milchstraße. Und doch fordert uns Thomas von Aquin vom 13. Jahrhundert an unvergessen bis heute auf, „unser Vaterland zu lieben und ihm im Notfall alles zu geben, Gut und Leben, nur nicht die eigene Seele“. Ohne diese Opferbereitschaft hätte die Entkolonialisierung nach dem 2. Weltkrieg niemals stattgefunden und die seither zur Unabhängigkeit gelangten rund einhundert Staaten müssten sich noch immer ihren Kolonialherren beugen.

Im zweiten Kapitel geht Machek auf das Naturrecht und drei ihrer bedeutendsten Vertreter ein: Leo Strauss (1899-1973), Erik Voegelin (1901-1985) und Johannes Messner (1891-1984). Dem Österreicher Johannes Messner verdankt die Welt einen der größten Beiträge zur Wiederbelebung des naturrechtlichen Denkens. Nicht besser lässt sich diese Wiederbelebung festmachen, als an dem eindrucksvollen Plädoyer des Papstes für das anti-demokratische Naturrecht vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 2011, welches von den Abgeordneten von Rechts, der Mitte und von Links mit einer stehenden Ovation gefeiert wurde. Das Naturrecht, an dem alle positive Rechtssetzung sich zu orientieren habe, sei von Abgeordnetenwillkür und Mehrheitsmeinungen unabhängig, mussten sie sich sagen lassen.

Im dritten Kapitel finden die Grundgedanken der antiken Philosophie, ihre Erkenntnislehre und Anthropologie eine kurze und prägnante Darstellung, wobei immer wieder auf das Urteil der schon genannten maßgebenden zeitgenössischen Denker zurückgegriffen wird.

Das vierte Kapitel stellt besonders die Verdienste von Erik Voegelin heraus, den gnostischen Charakter der modernen, oben erwähnten Ideologien entlarvt zu haben, die uns stets aufs Neue eine „bessere“ Welt vorgaukelten und die Höllenfahrt ins Nichts beschleunigten. Die gnostischen Versuche der Selbsterlösung ohne den Erlöser wurden, so Voegelin, zur Ursache der Zerstörung der politischen Ordnung (S. 100).

Das fünfte und umfangreichste Kapitel trägt die Überschrift „Kritikpunkte am modernen Denken“.
Sophistischer Relativismus und der Bruch mit der Metaphysik, verdeutlicht an den Auseinandersetzungen mit Protagoras in der Antike und mit den mittelalterlichen und neuzeitlichen Denkern wie David Ockham, Joachim di Fiore, Nicolo Machiavelli, Thomas Hobbes und Karl Popper, werden der vernichtenden Kritik unter Berufung auf Leo Strauss, Erik Voegelin, Carl Schmitt, Robert Spaemann, Joseph Ratzinger und einer ganzen Reihe anderer berühmter Zeitgenossen unterzogen.. Die Quellenangaben und ausführlichen, in den Fußnoten wiedergegebenen Zitate sind außerordentlich bereichernd.

Das sechste Kapitel erinnert nochmals an die Notwendigkeit der Rückkehr zu den Ursprüngen der politischen Philosophie in einer Zeit, da die Erinnerung an Sokrates verblasst, Religion Privatsache wird, die Sorge um das Seelenheil die große Masse kaum noch interessiert und die Forderung nach tugendhaftem Leben dem Spott preisgegeben ist. Verdienstvoll wird gezeigt, wovon das Wohl der Gemeinschaft, sei es nun im Staat oder in den vielfältigen Formen der Gesellschaft, abhängt.

Resümee und Ausblick beschließen das bemerkenswerte Buch, dessen Anliegen und Wert mit einem Zitat aus Norbert Lesers Artikel „Philosophia perennis“ (1999) gut zusammengefasst werden kann: „Es ist nicht nur von großer theoretischer Bedeutung über eine Philosophie zu verfügen, die ewige Wahrheiten verbürgt und festhält und sich gegenüber zeitbedingten Irrtümern als resistent erweist, es ist auch von enormer praktischer Bedeutung, an der christlichen Tradition festzuhalten und sie (…) zu pflegen, weil das Festhalten an dieser Tradition die Menschen nicht nur vor Irrtümern, sondern auch vor dem Abgleiten in die Inhumanität bewahrt.“

Verdient hätte das Buch einen gewissenhaften Verlagslektor, dann wären wohl zahlreiche Fehler vermieden worden. Der Leser sollte sich von ihnen bei der Lektüre nicht stören lassen, er sollte vielmehr dankbar sein, ein Werk in Händen zu halten, das auf jeder Seite zum intensiven Nachdenken anregt.

Friedrich Romig lehrte Politische Ökonomie in Wien, Graz und Aachen. Er war Mitglied der Europakommission der Österreichischen Bischofskonferenz. In seinem jüngsten Buch „Der Sinn der Geschichte“ (Regin-Verlag, Kiel 2011) bringt er die Gefahr der Entwicklung der Europäischen Union zu „Vereinigten Staaten von Europa“ in den Zusammenhang mit der Herausbildung der Neuen Weltordnung („Ordo Novus Saeculorum“).

Christian Machek
Die Rückkehr zu den Ursprüngen der politischen Philosophie
260 Seiten, Kart., Ferdinand Schöningh-Verlag, Paderborn-München-Wien-Zürich 2012
ISBN 978-3-506-77548-1
Euro 29,90.

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