Das kollektive Burnout
19. April 2012 00:45
2012-04-19 00:45:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter in Österreich soll auf Grund des jüngsten Sparpakets bis 2016 um rund ein Jahr steigen. Bravo, wenigstens etwas! Bravo? Das kann wohl nur rufen, wer eine zweite Kleinigkeit vergisst.
Nämlich, dass gleichzeitig auch die Lebenserwartung um ein Jahr gestiegen sein wird. Von einer Sanierung des Pensionsystems also keine Rede. Gleichzeitig bewirkt der Transfer der Möchtegern-Invaliditäts-Pensionisten, die jünger als 50 sind, von der Pensionsversicherungsanstalt zum Arbeitsmarktservice vor allem eines: höhere Kosten für die beim AMS viel üppigeren Ausgaben für Schulungen und Rehabilitationen. Ob diese höheren Ausgaben aber langfristig überhaupt einen Effekt haben, ist vorsichtig ausgedrückt durchaus offen.
Das trifft etwa insbesondere auf die rapide zugenommenen Invaliditätspensionen wegen angeblicher psychischer Erkrankungen zu. Diese haben aber dramatisch zugenommen. Jährlich behaupten schon 35.000 Österreicher, dass sie aus irgendwelchen psychischen Gründen nicht mehr arbeiten können. Nur zur Erläuterung der Größenordnung: Jährlich kommen zwischen 70.000 und 80.000 Menschen in Österreich zur Welt. Polemisch verkürzt, muss man sich fragen: Jeder zweite ein Narr?
Natürlich nicht. Dieser dramatische Anstieg hängt mit einem anderen Phänomen zusammen: Andere beliebte Invaliditätsursachen lassen sich seit einigen Jahren viel präziser medizinisch überprüfen beziehungsweise therapieren. So kann bei den verbreiteten Rückenschmerzen durch Computertomographen viel genauer als durch einstige Röntgenbilder das wahre Ausmaß überprüft werden. So sind Hüftoperationen in den allermeisten Fällen total erfolgreich (zu denen sich freilich so mancher erst nach Zuerkennung der lebenslangen Invaliditätsrente bereitfindet). So sind auch Herzinfarkte heute viel besser therapierbar und in ihren Folgen diagnostizierbar.
Eine Depression ist hingegen kaum objektiv überprüfbar. Noch eleganter klingt der Weg in die Frühpension, wenn die Überschrift „Burnout“ heißt. Das ist ja erstmals ein gesellschaftlich voll akzeptiertes psychisches Krankheitsbild. Es schmückt geradezu, wenn man dieselbe Krankheit hat wie Spitzenmanager oder Künstler.
Frühpensionisten kommen sich subjektiv gar nicht als Betrüger vor. Schließlich gibt es kaum 40-plus-Jährige, die noch nie Rückenschmerzen oder Zustände der Frustration, der Erschöpfung, des Angespanntseins erlebt hätten. Früher hat man für solche Zustände freilich nur eine Therapie gehabt: Arbeit. Was erstaunlich oft dazu geführt hat, dass man die Zustände bald wieder vergessen hat. Heute jedoch gibt es ganze Heerscharen von Psych-Professionen, die sich über solche eher robusten Therapien empören und jeden Burnout-Fall am liebsten viele Jahre zum Patienten oder Klienten haben möchten.
Was jedem Einzelnen zu gönnen wäre, würde es nicht auch zum Burnout des ganzen Staates führen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.
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Ist es vermessen, mich hier als Gegenbeispiel zu outen (will aber nicht angeben!!):
Ich bin 78, Gewerbepensionist, daneben aber in meiner Branche weiterhin noch selbständig tätig.
Jetzt war ich einige Tage im Krankenhaus: Durchcheck Herz und Hirn (jeweils bereits einige Kratzer abbekommen). Der Check deswegen, um zu testen, ob ich noch einige Zeit gute Arbeitsleistungen bringen kann!
Ergebnis: Pickerl erhalten, kommende Woche (zur Sicherheit) ein Stent gesetzt; dann geht's hurtig weiter: Anfang Mai eine Vertretertagung in der Schweiz, Messen, usw. usf!!
Familienleben, Urlaube, Hobbies werden als erfreuliche Arbeits-Unterbrechung gerne genützt und zelebriert; da wacht schon meine liebe Frau darüber!
Aber ganz ohne sinnvolle Tätigkeit? Kann ich mir nicht recht vorstellen!
Bin ich ein Sonderling, eventuell sogar partiell geistesgestört? Ich hoffe, nicht!
Nichts für ungut, liebe Freunde!
(mail to: gerhard@michler.at)
"Burn out" = hilft jedem!
Der Betroffene darf in Frühpension gehen, einem Heer von "Seelenklempnern" verschafft es Arbeitsplatzauslastung und den Politikern entsprechende Wählerstimmen, deshalb ist diese Erscheinung bereits zur Modekrankheit Nr. 1 aufgestiegen - ohne "burn out" geht ja fast gar nichts mehr.
Wer dann noch einen Migrationshintergrund vorweisen kann, vor lauter "burn out" zu Drogen greift, darf schon mit 25 Jahren in die Invaliditätspension gehen und was dann am Ende dieser verhängnisvollen Kette steht, tritt grell im Fall des kleinen Caine zutage.
Ob dabei das Pensionssystem kollapiert, spielt für das Stimmvieh nurmehr eine untergeordnete Rolle, denn Geld holt man sich sowieso im Wege der Umverteilung von denen, die noch ein bißchen etwas gespart haben.
Vom Raubrittertum zum Freibeutertum, neuerdings auch Piraten genannt!
Eine Diagnostik von Burnout an Hand von klinisch erfaßbaren Parametern fehlt.
Die aktuelle Definition von Burnout trifft auf bis zu 100 % der Berufstätigen irgendeinmal zu:
Burnout = i) Zustand emotionaler Erschöpfung bezogen auf den Beruf, der ii)mit negativen Einstellungen zum Beruf bzw. zu den Inhalten oder den Mitteln des Berufs (Zynismus) einhergeht, wobei iii) ein erheblich reduziertes Selbstwertgefühl in Bezug auf die eigene berufsbezogene Leistungsfähigkeit hinzukommt).
Ist es daher verwunderlich, daß mehr und mehr Arbeitsabstinenzler von dieser Epidemie befallen werden?
Vor kurzem hat der ÖGB mit Unterstützung der Business Doctors und Karmasin Motivforschung eine Online-Umfrage zum Thema Burn-out durchgeführt. Rund 1350 Antworten (Lehrer, IT-Beschäftigte, Versicherungs/Kreditwesen, Handel) ließen darauf schließen, daß:
- a) 19% aller Befragten Burn-out gefährdet waren (d.h. bei den klassischen drei Erkennungsmerkmalen von Burn-out - Erschöpfung, Zynismus und geminderte berufliche Leistungsfähigkeit (siehe oben) - erhöhte Werte aufwiesen)
- b) Burn-out gefährdete Personen deutlich häufiger krank sind. 37% der Burn-out Gefährdeten gegenüber 11% der Nicht-Gefährdeten waren 2007 mehr als 20 Tage im Krankenstand
- c) allerdings je höher Einkommen und Bildungsgrad waren, desto geringer die Burn-out Gefahr ausfiel.
(Details: http://www.gesundearbeit.at/gesundearbeit/data/upload/burnout_studie.pdf )
Das Ganze wäre noch einigermaßen tolerabel, wenn es nicht so exorbitante Kosten verursachte:
"Laut bisher veröffentlichten Zahlen leiden rund elf Prozent der österreichischen Bevölkerung unter Burn-out. Die Krankheit ist der häufigste Grund für Krankenstände, allein 20 Prozent der Frühpensionen -die größte Gruppe -gehen darauf zurück. In Summe kostet das der österreichischen Volkswirtschaft jährlich rund sieben Milliarden €, nebst Frühpension und Krankenstand schlagen sich auch Arbeitsausfall und Behandlungen zu Buche. (Pressberger 26.01.2012 http://www.wirtschaftsblatt.at/home/service/karriere/burn-out-rate-steigt-trotz-loeschversuchen-505318/index.do )"
Auf welcher Basis erfolgt die Diagnose eigentlich - nur weil ein arbeitsunwilliger "Patient" beteuert überlastet zu sein und nicht mehr zu können?
Merkwürdigerweise sprechen ja die oben unter c) erwähnten Daten dagegen, daß ein übermäßiger Einsatz, wie er bei hohen Einkommen und Bildungsgrad gefordert wird, trotz dauerender Frustrationen zu vermehrten Burnout führt.
Wenn also Burnout vermehrt in unteren Bildungs-und-Besoldungsgruppen geortet wird, dann ist dies zumindest teilweise auf eine einfache Kosten-Nutzen Rechnung zurückzuführen: Warum arbeiten, wenn ich als Burnout-Opfer mit etwas zusätzlicher Arbeitstherapie (=Pfusch) mehr lukriere?
Dies allerdings auf Kosten der immer weniger werdenden Nettozahler.
Ich kenne sehr, sehr viele Leute, welche die Vorteile der Früh-, Hackler- oder Invaliditätspension geniessen. Ganz wenige davon sind aus meiner Sicht wirklich berechtigt, da sie einfach nicht mehr in der Lage sind, ihren früheren Beruf oder auch nach Umschulung etwas anderes zu machen. Der grosse Rest nützt einfach die "legalen" Möglichkeiten auf Kosten der Solidargemeinschaft voll aus. Viele davon verdienen weiter einiges an Geld "schwarz", machen ausgiebige Fernreisen und/oder geniessen einfach das nun arbeitslose Einkommen.
In diesem Zusammenhnag müssen auch die grosszügigen Regelungen der Arbeitslosenunterstützung erwähnt werden, wo ebenso ein Grossteil der Geldempfänger es genau wissen, wie man diese Schlupflöcher ausnützen kann. Dazu kenne ich Leute, welche mit allen Tricks sich ab 50 bis zum gesetzlichen Pensionsalter um eine weitere Eingliederung in den Arbeitsprozess erfolgrech drücken.
Damit solche Missbräuche künftig verhindert werden, sind die medizinischen Gutachter und AMS-Mitarbeiter gefordert. Und natürlich die Politik, welche solche Auswüchse gutheisst.
Das Burn Out Syndrom ist ein sehr gutes Symptom für den Zustand unserer Gesellschaft!
Zuerst einmal ist es ein Krankheitsbild, dessen Diagnose für jeden Außenstehenden fast unmöglich ist. Es bleibt daher meistens allein der Behauptung des Betroffenen überlassen, diese Krankheit festzustellen. Deshalb ist es ein schier unendliches Biotop für alle bessermenschlichen Organisationen, ihr Geschäftsfeld auch darauf hin auszuweiten. Auf Kosten der Allgemeinheit natürlich beziehungsweise auf Kosten der Nettoleistenden. Daher werden diese Nettoleistenden einerseits immer weniger, und kommen daher andererseits immer stärker unter Leistungsdruck, wodurch sich die Grundlage fürs "Ausbrennen" logischerweise immer stärker ausbildet!
OT "Der medizinisch-monetäre Komplex"
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-24389639.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Burnout-Syndrom
Der "Burnout" als neuester Hype der Klaviatur des medizischen-monetären Komplexes mit Abwälzung der Zahlungsverpflichtung auf die Gesellschaft bzw. deren produktive Leistungsträger (ich hätte auch einfach "Steuerzahler" sagen können) steht in einer inzwischen langen Reihe von "Krankheiten", welche vorwiegend der Einkommensgenerierung für Ärzte und die Pharamindustrie dienen.
Burnout steht in einer Reihe, die vielleicht mit der "posttraumatischen Belastungsstörung" - welche den Weltkriegsveteranen noch als "erist halt kaputt" oder "er findet nicht mehr ins Zivilleben zurück" konstatiert wurden - begann.
Gemeinsam ist diesen mitunter auch für die Erkrankten vorteilhaften "Syndromen", dass eine Diagnostik meist nur sehr undeutlich über psychosomatische Indizien diagnostiziert werden können. Damit wird der Aufwand verständlich, der für die Anerkennung dieser Syndrome als sozialversicherungsrelevante Krankheit betrieben wird.
Hätten wir noch unsere Wirtshäuser und Stammtische und möglicherweise die Pfarrer und Ärzte von früher und wüßten wir mit der "Brüderlichkeit" aus dem Tripel "Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit" noch etwas anzufangen, dann wäre das Problem vielleicht nach wie vor nur ein allzu menschliches.
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http://www.CONWUTATIO.at
[mailto: horst.rathbauer@gmx.at]
O.T.: aus der "presse":
"Der Ring-Abschnitt zwischen Burgtheater und Stadiongasse wird umbenannt. Der bisherige Namensgeber, Ex-Bürgermeister Lueger, gilt als "Begründer des modernen Antisemitismus"."
das che-denkmal ist aber kein problem ...
geistiger burn out ?