Wulff, ein Chefredakteur und die Dummheit
05. Januar 2012 02:27
2012-01-05 02:27:20
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Es gehört fast zum täglichen Brot eines Chefredakteurs: Anrufe von Menschen, welche die Berichterstattung beeinflussen wollen, welche Kritik an Berichten üben, welche gegen einen „einfachen“ Redakteur intrigieren wollen. Zwei Typen von feindseligen Anrufen stechen besonders heraus – erfordern aber unterschiedlich große Widerstandskraft.
Das wirklich Heiße sind Anrufe aus der Inseratenabteilung. Etwa des Inhalts, dass die Gemeinde Wien (samt allen Töchtern und Enkeln) oder die größte Bank des Landes (samt allen Töchtern und Enkeln) wegen der kritischen Berichterstattung einen Inseratenstopp verhängt haben. Das sind für jeden Chefredakteur – der ja auch für die Arbeitsplätze seiner Mitarbeiter verantwortlich ist – dramatische Anrufe. In Zeiten einer schon die zweite Rezession auslösenden Krise lassen sich ganz offensichtlich etliche Zeitungen dadurch auch tatsächlich in die Knie zwingen.
Die Hauptverantwortung für die richtige Reaktion in solchen Zeitungskriegen tragen freilich die Verleger: Geben sie der Erpressung nach, können sie die Bedrohung der Umsatzzahlen abwenden; aber umso sicherer tritt ein langfristiger Verlust an Glaubwürdigkeit mit noch viel schlimmeren Folgen ein. Mutige Verleger stärken hingegen der Redaktion den Rücken für eine Gegenoffensive. In Österreich gibt es freilich kaum noch Verleger in der positiven Bedeutung des Wortes, sondern nur hemmungslose Geschäftemacher oder Managertypen, die genauso gut oder schlecht Gurkerl-Konserven verkaufen könnten.
Der zweite Typus – und um den geht es heute aus aktuellem Anlass – sind jene Anrufe, die primär das Trommelfell belasten. Politiker, die am Telefon lautstark werden, haben aber in der Sache schon verloren. Es gibt viele Taktiken im Umgang mit Journalisten: strafweise von Hintergrundgesprächen Ausschließen; Schmeicheln; mit (meist nur: scheinbaren) Exklusivinformationen Bestechen; ruhiges Argumentieren; oder gar: eine bessere Politik Machen.
Herumschreiende Politiker sind hingegen vor allem eines: dumm und unprofessionell. Sie können ihr Handwerk nicht. Sie haben ihre Emotionen nicht im Zaum. Noch dümmer und widerlicher sind nur noch jene, die persönliche Bestechungsversuche starten oder gar mit Gewaltakten drohen (was in Österreich zum Unterschied von Mexiko&Co zum Glück nicht üblich ist)..
Einen so dummen Politiker wie den deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff habe ich jedoch in meinem ganzen Journalistenleben nicht erlebt: Er schimpft und droht minutenlang – aber nicht einem Medienmenschen ins Ohr, sondern auf ein Tonband. Auch ein Bundespräsident sollte jedoch wissen, dass ein Tonband ziemlich langlebig ist. Dass es ihn auch noch nach Monaten mit jeder einzelnen Formulierung durch beweisbare Vorwürfe verfolgen kann. Was bei einem reinen Vierohren-Gespräch viel schwieriger ist.
Jetzt kann man im Fall Wulff nur noch über eines debattieren: Was ist für einen Spitzenpolitiker eigentlich schlimmer – solche Dummheit oder die Peinlichkeit eines sich ständig entschuldigenden Staatsoberhaupts oder die Charakterlosigkeit einer offenbar massiven Vorteilsannahme von seltsamen Menschen, die sich wie Schmeißfliegen an jeden Mächtigen herandrängen?
Deutschland muss mit diesem Dilemma offenbar nun auf Dauer leben. Die Österreicher wissen das schon längst: Gute Bundespräsidenten sind Mangelware.
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Als Christian Wulff meinte, der ISLAM gehöre zu Deutschland, war er für mich ganz unten durch. Wenn ein Bundespräsident so etwas Wahnwitziges, Volksschädigendes von sich gibt, hat er jedes Plus verspielt.
Christian Wulff hat einfach kein FORMAT! Auch er nützt seine Macht, die ihm dieses hohe Amt in die Hände legt, auf sehr schäbige Weise. Ein wirklicher Herr---und den hätte sich D wie andere Völker, leider auch meist vergeblich, verdient---TUT so etwas einfach nicht (gratis im Flugzeug 1.Kl. fliegen, Kredite zu billigsten Bedingungen anzunehmen, obwohl er bestimmt mehr Einkommen hat als der durchschnittliche Hausbauer, der solche Bedingungen nie erhielte, etc). Ein starker, anständiger Charakter könnte solchen Verlockungen widerstehen.
Diese Charakterschwächen hängen möglicherweise auch zusammen mit den Werteverlusten durch das brachiale Vorpreschen der 68er, die alles auf den Kopf stellen wollten, was ursprünglich als positiv galt und die das Gegenteil zur neuen Norm erklärten.
"Gelegenheit macht Diebe", aber, wie die Erfahrung zeigt, nicht aus jedem Menschen.
Wulff hat sich als Schwächling erwiesen und hat seinen Anspruch, Bundespräsident der Deutschen zu sein, gründlich verspielt.
Ich gehe nur auf den ersten Teil des beeindruckend offenen und auf Chefredakteurs-Erfahrung beruhenden Berichts A.Us über „Bestechungsversuche durch Inseratenabteilungen“ ein, die objektiv-ungeschminkte Berichtserstattung torpedieren. Da gibt es beängstigende Analogie – aus dem Schulbereich, wie man mit dem Killerargument der „Arbeitsplätze“ Objektivität „aus Sachzwängen“ zu unterlaufen versucht.
Dass es immer wieder anonyme Anrufe an jeweils vorgesetzte Stellen oder Medien gibt, die Lehrer ungestraft verleumden, welche Atteste an „V.I.Ps“ infolge mangelnder Schülerleistung verwehren, - und es sehr problematische Reaktionsweisen vorgesetzter Stellen gibt, wurde mancherorts zum betrüblichen Standard. Diese Lehrer exponieren sich eben dadurch, dass sie - stellvertretend für die Erwartungen von Nachfolgeinstanzen in ausgestellte Zeugnisse –rechtskonform agieren. Auch, dass weitverbreitet (Höhere) Schule als Ausleseinstanz – da Eliten-fördernd – verpönt ist und „Unterrichtserfolge“ mit „guten Noten“ (auch ohne entsprechendem Leistungs-Äquivalent) verwechselt werden, ist bedenklich.
Zunehmend wird, um ideologische Ziele („Durchfallen abgeschafft“, „formale Studierfähigkeit für jedermann“, „radikales Anheben von Akademikerquoten“) zu erreichen, das Killerargument der „Arbeitsplatzrelevanz“ bemüht: Lehrer, die - als Prüfer - gesetzeskonform agieren, werden zu „Schädlingen der Dienststelle“ stilisiert, wenn sie Schülern (nicht-)leistungsbedingt Berechtigungen verwehren. („jeder Schüler entspricht einigen „Werteinheiten“). Sie sind „unkollegial“, weil sie Arbeitsplätze gefährdeten, wenn Schüler die Schule verlassen können oder andere in der enttäuschten Erwartung von “Dumpingbedingungen“ diese Schule fortan meiden könnten. Dies geschieht unter der dringend hinterfragenswürdigen Bedingung üblichen Berechtigungsdenken, Schul- und Fächer- Optionenfreiheit und Relativierbarkeit von Anforderungsnivaus bei systemkonformer Selbstdeklaration eigener „Unterrichtserfolge“
Ich verwende dieses „ceterum censeo ... “ – möglicherweise gegen den Mainstream der naiven öffentlichen Meinung - auch als Argument, warum bei Lehrern „berechtigungsverleihender“ Schulformen der Berufsschutz samt allen Konsequenzen bei objektivem Dienstvergehen gewahrt werden muss, will man Rechtsstaatlichkeit garantieren, und die vielgescholtene Pragmatisierung in diesem Bereich keineswegs Faulbett ist, auch, dass man der ungehemmten Hire-and-Fire-Möglichkeit der „personellen Autonomie“ von de-facto-Parteifunktionären sehr skeptisch gegenüberstehen muss. Erst nach strikter Trennung der Instanzen Lehrer/(End-)Prüfer, unrelativierbar externer Evaluierung von Unterrichtserfolgen und rigoroser Ent-Politisierung und Ent-Ideologisierung des öffentlichen Schulwesens ist personelle Autonomie praktikabel. In der derzeitigen Mentalität würden nicht die Faulen, Überforderten, fachlich nicht Firmen, Unengagierten eliminiert, - soferne sie „keine Schwierigkeiten machen“ und Berechtigungen inflatorisch vergeben. Gerade die Engagiertesten, Fordernden, Konkurrenzfähig-Machenden, Gewissen-Haftesten dagegen fänden sich in exponierter Position samt integrierten Dauer-Rechtfertigungszwang auf einem Schleudersitz wieder.
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'Herumschreiende Politiker sind hingegen vor allem eines: dumm und unprofessionell. Sie können ihr Handwerk nicht. Sie haben ihre Emotionen nicht im Zaum. Noch dümmer und widerlicher sind nur noch jene, die persönliche Bestechungsversuche starten oder gar mit Gewaltakten drohen (was in Österreich zum Unterschied von Mexiko&Co zum Glück nicht üblich ist).'
Na, ja, es stimmt nur zum Teil, die Morde sind (noch) nicht üblich, aber sonst schon die ganze Palette der 'Maßnahmen', bei uns hauptsächlich das Schikanieren, Ruinieren, aus dem Job werfen, wie wir ja alle wissen.
@ UHBP
Er ist halt der Präsident der SPÖ und nicht der Präsident Österreichs und er vertritt und repräsentiert Österreich halt nur bei sozialistischen 'Partner'staaten.
Und sonst hat er halt nicht die Seriosität von ordentlichen Sparvorschlägen, wie etwa Auflassung des Bundesrates, wie es sogar schon Frau Burgstaller fordert, oder die Reduktion seiner eigenen feisten Kanzlei, oderdie Reduktion der Landesverwaltungen, der Bundesverwaltungen, genug Vorschläge könnte er machen, wenn es der Beliebte Bürgermeister nur erlauben würde ...
Stramm, die 'Baddei' und treu(herzig) ihre mit- und ohne -Glieder.
Wulff widerlegt sogar die alte Volksweisheit "Dummheit und Stolz, wachsen auf einem Holz", denn für seine grenzenlose Dummheit mit der Tonbandbeschimpfung müßte er soviel Stolz besitzen, seinen umgehenden Rücktritt bekanntzugeben. Aber offenbar fehlt ihm auch dafür die notwendige emotionale Intelligenz und/oder menschliches Rückgrat!
Armes Deutschland, Du hast es nicht besser mit Deinem ersten Mann im Staate!
Im Internet verdichten sich Gerüchte, dass Wulfs neue Frau, genannt "Tatoo-Betty" aus dem Rotlichtmilieu stammen soll.
Da lobe ich mir unseren Bundespräsidenten, der sich nur eine Konkubine aus dem ehemaligen liberalen Forum hält.
In Deutschland weint man dem früheren Präsidenten Köhler nach. Wem sollen wir eigentlich nachweinen? Mir fällt keiner ein !
OT - Heidewitzka, was juckt uns der Wulff mit seinem "Minikredit", den er hoffentlich selbst zurückbezahlt, im Vergleich zu den Griechenkrediten.
Die ewige Leier seit Jahren - Geld od. Bankrott entwickelt sich zu einem Höhepunkt, nun soll eine "Supertranche" von 89 Mrd. € aushelfen.
Sind die Eurokraten noch einigermaßen bei Verstand? Ich denke NEIN!
http://orf.at/stories/2097968/2097969/
Nicht nur gute Bundespräsidenten sind Mangelware, sondern generell gute Politiker. Weltweit das gleiche Theater, das einem das Gefühl gibt, Politiker beanspruchen eine gesonderte Rechtslage und immer häufiger findet sich dazu auch die Bestätigung - sie richten sichs.
Nach dem Auffliegen seiner Machenschaften und dem öffentlichen Druck erklärt sich Wulff und beteuert Fehler. Ein wenig durchsichtig will ich meinen, denn als Berufspolitiker und Jurist (geb. 1959, seit 1975 CDU Mitglied) sollte er die Gesetze besser kennen als seine Untertanen und entsprechend handeln. Er hätte ja nur angeben müssen, dass er einen Privatkredit eines(uneigennützigen?)Geschäftsmannes nutzt. War ihm etwa doch die prekäre Situation klar und hat er deshalb gelogen. Ähnlich dem Upgrade eines Urlaubsfluges in die USA - erst nach Bekanntwerden wurde der Aufpreis von ihm bezahlt.
Der ruhig und bedächtig auftretende Wulff und ehemaliger Darling der Deutschen, reiht sich in die Liste der selbstgefälligen Politiker ein, die niergends sonst ein so schönes Plätzchen finden um ihren Lebensunterhalt zu fristen, als im Gefüge der Staatslenkung, wo sie noch dazu mit einem hohen Maß an Macht ausgestattet sind, die sie gegen das Volk ausspielen.
Schleichend hat die politische Amoral nun auch Deutschland erreicht und wie in Österreich entwickelt sich ein "Sesselfurzerparadies".