Manche sehnliche Wünsche nähern sich erst dann in Verwirklichung, wenn man das Interesse an ihrer Erfüllung längst verloren hat. Die meisten Erwachsenen sind halt nicht mehr interessiert, wenn sie eines Tages das einst unerreichbar gewesene Kinderspielzeug geschenkt bekommen. Sollte das auch mit den nun schon 90 Jahre alten Wünschen der Südtiroler der Fall sein, den Status als italienische Kriegsbeute zu verlieren? Das wäre frappierend, war doch Südtirol vor einer Generation noch eines der heikelsten Probleme Europas.
Durch die existenzielle Krise Italiens ist die Chance der Südtiroler, nach einem Jahrhundert der italienischen Herrschaft ihr Schicksal wieder selbst bestimmen zu können, jedenfalls wieder gewachsen. Nur in den unmittelbaren Nachkriegsmonaten des Jahres 1945 hat es schon einmal ein ähnliches Fenster gegeben, durch das der Blick auf das – damals – heftig ersehnte Selbstbestimmungsrecht geöffnet worden ist.
Macht Schuldenkrise einen Freikauf denkbar?
Freilich sollte man die Lage nüchtern betrachten. Noch denkt in Italien kaum jemand ernsthaft daran, eine Sezession Südtirols zuzulassen. Aber die sich rapide verschlechternde wirtschaftliche Situation könnte die seit einigen Wochen kursierenden Südtiroler Vorschläge, sich die Freiheit gleichsam zurückzukaufen, sehr rasch aktuell machen. Südtirol ist in den letzten Jahrzehnten vom Armenhaus zu einer der reichsten Provinzen Europas geworden und kann sich daher etliches leisten. Nach dem jahrelangen Freiheitskampf hat das Südtirolpaket 1969 den Südtirolern eine teilweise Autonomie und vor allem viel Geld gebracht.
Noch mehr könnte sich Südtirols Chancen erhöhen, sollte parallel der Sezessionswunsch der Lega Nord in Erfüllung gehen. Die Lega kämpft seit etlichen Jahren vehement für eine weitgehende oder sogar totale Trennung des Nordens (insbesondere der ehemals habsburgischen Regionen Lombardei, Venetiens und Friauls) von Mittel- und Süditalien. Damit würden dort Grenzen, die über fast eineinhalb Jahrtausende bis tief ins 19. Jahrhundert kulturbildend gewirkt haben, wieder neu erstehen. Damit wären aber auch Südtirols Grenzen zur Disposition gestellt. Denn damit wäre der Anspruch des panitalienischen Nationalismus auf den Alpenhauptkamm als Grenze verloren.
Natürlich ist auch eine Erfüllung der Lega-Pläne nach wie vor unrealistisch. Die Lega hat zwar von Silvio Berlusconi – selbst ein Norditaliener – im Gegenzug für die Mehrheitsbeschaffung immer wieder Zusagen für mehr Eigenständigkeit des Nordens erhalten. Aber Berlusconi ist letztlich einer Einlösung immer wieder entkommen.
Der Leidensdruck ist verschwunden
Für eine Realisierung aller Sezessions-Pläne fehlt aber neben der Zustimmung in Italien noch etwas zweites: ein klarer Wille der Südtiroler. Dort ist nämlich eine neue Generation erwachsen, die sich mit diesen Fragen nicht mehr wirklich tiefgehend befasst. Die kaum noch Leidensdruck als Folge der Zugehörigkeit zu Italien empfindet.
Die politische Führung der Südtiroler hat zwar nie auf das Selbstbestimmungsrecht verzichtet, hat diese Forderung aber nach Abschluss des Südtirolpakets nicht mehr forciert. Sie macht seither einen intellektuell nur schwer nachvollziehbaren Unterschied zwischen Selbstbestimmungsrecht und Anspruch auf dieses Recht.
Dieser Eiertanz war sozusagen eine stillschweigende Gegenleistung für die weitgehenden finanziellen Konzessionen der Italiener. Parallel dazu hat auch in der Südtiroler Bevölkerung der Leidensdruck stark abgenommen. Südtirol war einst bitterarm und ist heute sehr reich. Überdies ist durch den österreichischen EU-Beitritt und den Schengen-Vertrag am Brenner die einst so explosive Staatsgrenze gar nicht mehr sichtbar.
Autonomie in 60 Punkten verletzt
Nun aber ändern sich die Rahmenbedingungen wieder. Das Sanierungspaket Mario Montis fährt mit einem unbarmherzigen Rasenmäher auch über die Rechte der Südtiroler drüber. Wenn in Italien viele Regelungen liberalisiert werden, viele Tätigkeiten nicht mehr an Konzessionen gebunden sind, dann lösen sich natürlich auch die autonomen Regelungen der Südtiroler auf. In Bozen spricht man davon, dass die Autonomie in nicht weniger als 60 Punkten betroffen ist.
Die Südtiroler spüren plötzlich wieder massiv, dass sie halt doch Teil Italiens sind, und dass die Benefizien der letzten Jahrzehnte doch nur auf fragiler Grundlage gestanden sind. Daher wird sich in den nächsten Monaten die Los-von-Rom-Stimmung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung zweifellos wieder vergrößern.
Wenn das eintritt, dann kommt aber auch die österreichische Seite ins Spiel. Sind die Österreicher überhaupt noch an einer Heimkehr Südtirols interessiert? In der Alpenrepublik ist inzwischen eine ganze Generation nachgewachsen, für die Südtirol nie ein Thema gewesen ist. Das gilt sowohl für die Bevölkerung wie auch die Politik. Bei der ja die Absenz einer Außenpolitik jeglicher Art seit einigen Jahren oberste Regierungslinie ist. Diese enorm gewachsene Gleichgültigkeit paart sich in Nordtirol selbst zum Teil auch mit einem gewissen Neid auf den wirtschaftlichen Überholkurs der Landsleute südlich des Brenners.
1945 war Südtirol noch das zentrale Thema
Diese Gefühle stehen im massiven Gegensatz zu früheren Jahrzehnten. Sowohl nach dem ersten Weltkrieg wie auch noch viel mehr nach dem zweiten war die Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler oberstes nationales Anliegen der Alpenrepublik gewesen. Historiker stellen erstaunt fest, dass dieses Verlangen in Österreich nach 1945 sogar lauter gewesen ist als etwa der Ruf nach einem Staatsvertrag oder einem Abzug der Besatzungsmächte.
Auch noch in den 60er Jahren haben die Sympathien mit dem Südtiroler Freiheitskampf – und seinen Bomben vor allem auf Hochspannungsleitungen oder italienische Denkmäler – und den dann in italienischen Gefängnissen gefolterten Bombenlegern ganz Österreich zutiefst bewegt. Nicht nur bürgerliche Österreicher wie Fritz Molden oder Gerd Bacher unterstützten mehr oder weniger insgeheim die Kämpfer, sondern etwa auch Bruno Kreisky. Und die Bürger bangten und hofften sowieso ganz offen mit den Südtirolern.
Deren Kampf hatte ja dann trotz seiner brutalen Unterdrückung mit Erringung der Teilautonomie auch zumindest einen teilweisen Erfolg. Eine ungeplante und heute erst sichtbar gewordene Nachwirkung dieser Autonomie war aber, dass in Österreich seit den 70er Jahren schlagartig das Interesse an Südtirol verloren gegangen ist. Weder in den Medien noch in den Schulen noch an den Stammtischen ist heute das Los der Südtiroler ein emotional besetztes Thema.
Südtirol bekam sogar den Beigeschmack, ein rechtsradikales Anliegen zu sein – obwohl das Land von Hitler einst an Italien verraten worden ist. Dieser Verrat war eine zynische Gegenleistung für die Bündnistreue Mussolinis. Die kleine Nachkriegsrepublik setzte sich dann hingegen sehr tapfer für die Rechte der Minderheit ein.
Heute ist es aber jedenfalls eher fraglich, ob sich Politiker oder Bürger noch irgendwie für eine Heimkehr Südtirols engagieren würden, sollte sich das kleine historische Fenster noch weiter auftun. Man hat ja längst seine eigenen kleinen und derzeit großen Sorgen. Schon die von einigen Südtirolern vorangetragene Bitte, dass Südtiroler (auch) einen österreichischen Pass bekommen können sollten, ist in Wien und Innsbruck auf desinteressierte Ohren gestoßen. Hinter formaljuristischen Vorwänden verbargen sich auch viel Neid und Ahnungslosigkeit.
Ein Freistaat als Alternative?
Daher gibt es für den Fall, dass Südtirol das Selbstbestimmungsrecht anwendet, auch noch eine andere Möglichkeit: dass Südtirol statt zu Österreich zurückzukehren zu einem Freistaat wird. Dafür spricht auch die Tatsache, dass heute noch immer rund 25 Prozent der dort lebenden Menschen Italiener sind (bis zum Paket waren es sogar deutlich mehr).
Diese Italiener würden in Österreich natürlich ein umgekehrtes Minderheitenproblem darstellen, auf das dieses Land in keiner Weise vorbereitet ist.
PS.: Eine weiteres Nord-Südtiroler Thema als Folge der Schuldenkrise ist im übrigen der Brennertunnel. Selbst wenn es heute noch niemand zugeben will, scheint der Bau des Mega-Tunnels auf Grund der italienischen Finanzprobleme langfristig extrem fragwürdig. Das wird er freilich auch zunehmend auf Grund der österreichischen Defizite. Daher wächst ringsum die Überzeugung: Es wäre jetzt doppelt leichtfertig, noch irgendeinen weiteren Euro im Boden unter den Alpen zu vergraben.
Ich schreibe regelmäßig Beiträge für das neue unabhängige Internet-Portal eu-infothek.com.
zur Übersicht
Südtirol steht das Wasser bis zum Hals, da Italien der nächste heiße Kandidat für eine Staatspleite ist.
Von einer Anlehnung an Österreich ist aber dringend abzuraten, hat doch der Schwachkopf Faymann gerade gestern auf Geheiß seines Ohrenbläsers, des Mittelstands-Ausplünderers Muhm den gemeinsamen Kurs mit Deutschland erstmals verlassen und wie ein dümmlicher ORF-Korrespondent stolz und triumphierend meldet, Angela Merkel kritisiert.
Denn Faymann will noch mehr Geld UNKONTROLLIERT der Euro-Schwachmatikern nachwerfen.
Meine Hochachtung gilt wieder einmal Tschechien, das nicht bereit war, den Zahlmeister für die südlichen Euro-Verschwender zu spielen, worauf der
ORF-Blödian den Tschechen düstere Zeiten prophezeite.
Am Beispiel Südtirol zeigt sich wieder einmal deutlich, daß sich Lüge, Landraub (Hitler-Mussolini-Pakt), Betrug bei sog. Volksabstimmungen und Verrat für die Lügner, Betrüger und Verräter lohnen, wenn man nur die Nerven hat, die erste Zeit durchzustehen. Nach einigen Jahrzehnten Beschwichtigungen und Vertuschen der geschichtlichen Zusammenhänge weiß keiner mehr so recht--va die jüngeren Generationen--worum es eigentlich gegangen ist, bzw heute geht:
Daß das Menschenrecht auf Selbstbestimmung massiv mit Füßen getreten wurde und wird, seltsamerweise aber immer nur dann, wenn die Betroffenen Deutsche sind, denn als solche bezeichnen sich zum großen Ärger vieler sowohl die Südtiroler (die man wenigstens beim richtigen Namen nennen darf!!!) als auch die ehemaligen Untersteirer (heutiges Slowenien), die Gotscheer oder die Sudetendeutschen.
Durch die präparierte Geschichtsauffassung mit Verschweigen und Beschönigen und Zurechtbiegen bestimmter geschichtlicher Tatsachen hat man die Zeit genutzt, bis alle diesen gravierenden Ereignisse, die einst so viel Herzblut gekostet haben, völlig in Vergessenheit geraten sind.
Die Südtiroler wären sicher gut beraten, wenn sie sich von Italien trennen würden, um selbständig zu werden.
Dieser Artikel zeigt sehr schön die verschiedenen Entwicklungen auf, die die Realität Südtirols heute ausmachen, und damit die rosarote Brille einer nostalgischen "Südtirol zurück zu Österreich" Einstellung ordentlich in Frage stellt!
Südtirol ist nicht nur zu einer der reichsten Regionen Europas gewachsen, die Südtiroler sind auch zu einem vor Selbsbewußtsein strotzenden Volk geworden.
Die Südtiroler haben wirtschaftlich gelernt, von der Vermittlerrolle der Deutschsprachigen zu den Italienischsprachigen zu profitieren. Jedes kleine Kind, jeder Arbeiter und auch der hinterste Bergbauer in Südtirol sprechen perfekt italienisch. Die Südtiroler sind ein sehr gutes Beispiel für Charles Darwin "Survival of the fittest"
Warum die Südtiroler eher nicht zu Österreich zurück wollen, erklären Aussagen des südtiroler Landeshauptmannes Dr. Luis Durnwalder. Früher, als er zu Schüssels Zeit als Bundeskanzler nach Wien fahren mußte, bekam er immer einen Termin beim Bundeskanzler persönlich. Auch wenns nur fünf Minuten waren, wenn er überraschend aufgetaucht ist, Schüssel hatte immer Zeit für ihn.
Seit Gusenbauer hat er überhaupt keine Ansprache mehr in Wien, nicht einmal der Vizekanzler nimmt sich Zeit für ihn.
Und eine zweite Entwicklung in Österreich stößt die Südtiroler eher ab.
Dr. Durnwalder ist seit mehr als zwei Jahrzehnten der "Schutzpatron" der Gotscheer. Als solcher hatte er oft in der Kärntner Slowenenfrage zu vermitteln gehabt. Er hat es überhaupt nicht verstehen wollen, daß die Kärntner die Zweisprachigkeit nicht als Change sehen wollen, diese engstirnige, abgrenzende Politik hat ihn abgestoßen!
Es ist richtig, es wird bald starke Veränderungen geben.
Aber Österreich ist ja nun nicht einmal mehr die Heimat für die Österreicher geworden durch die Zersetzungspolitik von links, wie soll sie dann attraktiv für Südtiroler werden ?
Das mit dem Freistaat, das würde ich eher meinen, dass es das Beste wäre für die Südtiroler.
Ich glaube nicht, dass da derzeit vordergründig oberflächlich wirklich großes Interesse der heutigen Südtiroler an Österreich besteht und auch umgekehrt von unserer 'Spaßgesellschaft' nicht. Die Generationen haben sich verändert, obwohl ich sehr wohl sehe, dass man sich das gut vorstellen kann, sogar heutzutage.
Es liegen viele Änderungen förmlich in der Luft, am Balkan haben sie blutig teiweise schon stattgefunden, teilweise sind sie, leider auch immer wieder blutig, im Gange. Auch in 'Kerneuropa' wird sich einiges, wir kennen es aus der Geschichte, verändern. Faktisch sind die Regierungen aus Teschechien und Grossbritannien da schon weiter als unsere Schlafwagenpartie, die ausser Parteiabstumpfung und -propaganda nichts hört und sieht.
Es ist Dr. Unterberger und seinem feinen Sinn für all diese vorliegenden Strömungen und seinem Fachwissen darum zu danken, dass wir das alles deutlicher sehen können.
Europa hat versagt und zwar in fast allen Mitgliedsstaaten, etwa Schweden ausgenommen oder Schweiz als Nichtmitglied oder Norwegen, wir müssten alle selber schauen, wie wir weiterkommen. Aber da werden wir gemäss Faymann noch viele Milliarden 'solidarisch' vergraben, bis wir da endlich aufwachen dürfen und selbst unser Heft in die Hand nehmen, dank der 'Baddei' und den sonstigen Schläfern in Österreichs 'Bolidig'.
sorry, jetzt gänzlich off topic, aber:
südtirol ist derzeit sicher nicht unser problem - der durnwalder wird schon wissen, was er will und macht.
unser - europäisch-österreichisches - hauptproblem ist die konsolidierung des staatshaushalts, und sonst eigentlich vorerst gar nichts.
und wenn man liest, wie sich in diesem zusammhang hauptsächlich die rotgrünsozn (minister, ak, ögb) und auch landeshäuptlinge (ausnahmen bestätigen die regel) gegen jegliche einsparung und notwendige reform wehren, so muss man festhalten, dass diese alle bei unserem absehbaren pleitegang viel schuld auf sich laden und geladen haben werden.
es ist unfassbar, dass man bis heute nichts (absolut nichts!!) an effektiven einsparungen vereinbart hat. nur planspiele, irgendwelche nebulosen ziele, irgendwelche zahlen werden genannt, aber absolut nichts wurde bis jetzt als fix vereinbart.
die zahnarztassistentin vermeint, dass 25 mio € in summe (von was ?) eh 1,5 mrd.€ wären, der berlakovich lässt auch nichts aus, der blade michl in wien weigert sich, die beamtenpensionsreform umzusetzen, detto der versager failman samt seinen muhms, foglars, rudas und sonstigen genossen (wie immer sie heißen mögen), der nö-pröll will den bundesheinzi abschaffen, etc. ,etc., sind denn diese leute wirklich alle völlig verblödet (nur rhetorisch gemeint) ?
man muss sich wirklich die frage stellen: sind die wirklich alle so deppert, dass wir glauben, wir merken nicht, wie deppert die alle miteinander sind ?
ich weiß natürlich selbst nicht, was man da - praktisch - dagegen unternehmen könnte, aber es wird zeit, wieder einmal auf dem ballhausplatz flagge zu zeigen !
das sind doch eher unsere probleme, nicht südtirol !!
tut mir leid, aber das musste jetzt raus aus mir....
Erst kürzlich war ja hier von Südtirol die Rede!
Bei dieser Gelegenheit deponierte ich meine große Liebe zu diesem herrlichen Land, meine seit drei Jahrzehnten bestehenden beruflichen und persönlichen Kontakte zu den Südtiroler Menschen, meine Meinung zu einer möglichen "Heimholung" ins alte Vaterland.
Ich habe - in guter Kenntnis der "Südtiroler Seele" - bei dieser Gelegenheit meine Meinung ausgedrückt, dass eine echte Loslösung des Landes Südtirol vom italienischen Staat heute auch von der Mehrheit der altösterreichischen Südtiroler nicht mehr wirklich ins Auge gefasst wird.
Man fühlt sich dort eigentlich inzwischen als die besseren Italiener, lebt im Rahmen der Autonomie recht eigenständig, und pfeift sich was auf den italienischen Staat!
Natürlich träumen gerade die Besten von echter Unabhängigkeit, doch der den Südtirolern eigene Realitätssinn lässt angesichts der Europa- und Weltentwicklung diese Hoffnungen im Land der Träume angesiedelt.
Ich würde es gerne erleben, die Südtiroler als freie Menschen in einem freien Lande begrüßen zu können!
Mein Realitätssinn gebietet mir jedoch, Hoffnungen dieser Art nicht zu erwarten.
Leider, leider, denn ich liebe dieses wunderbare Stück Erde und seine Menschen!
(mail to: gerhard@michler.at)
50 Jahre totale Unterdrückung der (katholischen) Religion im Ostblock nützten nichts. Kaum war die Pression weg, kam es zu einer beispiellosen religiösen Renaissance in der inzwischen zweiten bzw. dritten Generation. Also all das Gerede um mangelnde Gesamttiroltreue ist möglicherweise nur Wunschdenken der Nomenklatura. Natürlich gehts den Südtirolern wirtschaftlich gut - es sei ihnen vom Herzen gegönnt. Aber wirtschaftlich besser als den Nordtirolern geht es den Südtirolern seit Jahrzehnten, nicht erst seit heute. Und daß die Südtiroler vielleicht nicht ewig bereit sein werden, die Camorra in Neapel oder Palermo zu finanzieren, scheint mit durchaus nachvollziehbar.
In Ungarn ist der kriegsbedingte Verlust von zwei Dritteln seines ehemaligen Staatsgebietes heute sehr wohl ein hoch emotionales Thema. Genauso brodelt in Serbien der Kosovo-Konflikt auf höchster Stufe. Das nur in unmittelbarer Umgebung. Zypern, Türkei, Schottland ... europäische Brandherde sonder Zahl, die sich rein ökonomisch/rational keineswegs (er)klären lassen.
Es gibt Türken, die heute noch glauben (nach 600 Jahren!) Anspruch auf Südspanien (vom Maghreb ganz zu schweigen) bzw. Siebenbürgen zu haben. Die Kurden sind für sie "Bergtürken". Egal wo man hinschaut, emotionale Bande lassen sich durch willkürliche Kolonial-/Kriegsgrenzen nicht zerreißen. Die Juden zählen in Jahrtausenden!
Was wiegt da die Zeitspanne der Lostrennung Südtirols nach dem 1. Weltkrieg? Ein Fluscher in der Geschichte.