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Warum gehen uns die Kinder aus?

Neben der Schuldenkrise und der massiven Zuwanderung aus bildungs- und leistungsfernen Kulturen ist unsere Gesellschaft mit einer dritten massiven Bedrohung konfrontiert, auf die wir keine Antwort wissen. Auch diese dritte Bedrohung dürfte - noch dazu die in Wechselwirkung mit den anderen beiden - zu einer kaum noch verhinderbaren Katastrophe führen: das Ausbleiben der Kinder. Die Österreicher bekommen nicht einmal mehr halb so viele Kinder, wie ihre Vorfahren noch in den 60er Jahren alljährlich geboren haben. Diese demographische Bedrohung wird aber viel weniger als die anderen diskutiert - vielleicht auch deshalb, weil man daran nicht einfach der Politik allein die Schuld geben kann, sondern auch viele Landsleute mitschuld sind.

Die Ursachen der Kinderabstinenz sind jedenfalls vielfältig. Sie reichen vom ethischen über den biologischen Bereich bis zu jenem des meist materiellen Egoismus. Dieser hat im übrigen auch in Zeiten großer Kinderfreudigkeit eine gewaltige Rolle gespielt. Diese sollten daher gar nicht sonderlich ethisch romantisiert werden.

Nicht glaubwürdig sind die Behauptungen mancher potentieller Eltern, sie würden nur wegen der diversen modischen Panik-Wellen auf Kinder verzichten, ob das nun in den 80er Jahren die Ängste vor dem Atomkrieg waren oder dann die Ängste vor Hormonen, Waldsterben, Genen, globaler Erwärmung, Atomkraftwerken usw. sind. Das scheinen eher nur elegant vorgeschützte Motive zu sein.

Die wichtigsten Faktoren für das Ausbleiben der Kinder dürften vielmehr folgende sein:

  1. Die leichte und bequeme Verfügbarkeit empfängnisverhütender Methoden fällt zeitlich präzise mit dem Absturz der Baby-Quote zusammen. Eine "Anti-Baby-Pille" hat logischerweise genau das getan, was ihr Name sagt.
  2. Ein neues Frauenbild hat dazu geführt, dass auch für Frauen - und sie sind nun einmal für die Reproduktion viel wichtiger als die Männer - Karriere und Selbstverwirklichung im Beruf Vorrang gegenüber Familie und Kindern bekamen.
  3. Das Kinderkriegen wird wegen dieser Prioritätenverschiebung so lange hinausgeschoben, bis es biologisch zu spät ist oder sich nur noch ein Kind ausgeht.
  4. Gleichzeitig werden Frauen auch immer wählerischer bei der Partnerwahl und empfinden es keineswegs mehr wie einst als Katastrophe, wenn sie mit 30 noch keinen Mann gefunden haben, egal welchen. Wenn es nicht der ideale Partner ist, bleiben sie heute lieber ledig.
  5. Rund um die Uhr zur Verfügung stehende Kinderbetreuungseinrichtungen sind in vielen Ländern nicht im gleichen Tempo gewachsen wie der Strom der Frauen in die berufliche Karriere.
  6. Viel zu wenig beachtet wird auch ein neuer, eigentlich kinderfreundlich gemeinter Perfektionismus. Viele junge Menschen wollen im Gegensatz zu all ihren Vorfahren erst dann Kinder in die Welt setzen, wenn sie alles perfekt dafür vorbereitet haben: vom Kinderzimmer über einen gesicherten Beruf für beide mit Karenzansprüchen bis zum Auto, das groß genug ist. Und sie haben schon vor der Geburt ein Monsterprogramm für den Nachwuchs vor Augen: vom Ballettunterricht bis zur Klavierstunde, vom Sportverein bis zu häufigen Sprachferien. Was alles zwar sehr schön für die Kinder ist, aber für die Eltern vor allem belastend und teuer. Diese Last vor Augen verzichtet man dann skurrilerweise aus Kinderliebe gleich ganz auf die Kinder. Wenns nicht perfekt geht, dann lieber gar nicht.
  7. Ins gleiche Denkmuster passt die Überzeugung, dass es für ein Kind besser ist, wenn die Mutter bis zum dritten Geburtstag daheim bleibt. Aber genau das will man gleichzeitig nicht.
  8. Während einst die fast unbedschränkte Allmacht der Eltern, vor allem der Väter, das Familienleben geprägt hat, ist das ins Gegenteil gekippt: Eine intensive und einseitige Betonung der Rechte von Kindern setzt Eltern in der öffentlichen Debatte fast ständig auf die Anklagebank. Wo sie selbst wegen einer einzigen Ohfeige landen können. Auch wenn man viel Sympathie für eine Stärkung der Kinderrechte hat - zu mehr Mut zum Kinderkriegen führt das eher nicht.
  9. Sozialistische Wohlfahrtsreformen haben dazu geführt, dass vor allem jene Eltern aus wirtschaftlichen Gründen keine Kinder mehr bekommen, deren Nachwuchs nach allen bekannten Daten als künftige Wohlstandsträger am dringendsten gebraucht würde: nämlich die bildungs- und leistungsorientierten Eliten, insbesondere Akademiker. Seit die Sozialdemokraten das Prinzip durchgesetzt haben, dass "jedes Kind dem Staat gleich viel wert sein muss", ist für die Besserverdienenden das Kinderkriegen mit einem schweren wirtschaftlichen Verlust verbunden, während die staatlichen Familienbeiheilfen für Angehörige der wirklichen Unterschicht - heute fast nur noch Zuwanderer aus islamischen und afrikanischen Ländern - eine signifikante soziale Verbesserung auslösen (noch dazu, wenn die wirklichen oder manchmal fiktiven Kinder beispielsweise billig in Anatolien aufwachsen können).
  10. Es gibt kaum noch Bauern, deren Lebensweise immer viel besser mit einer relativ größeren Kinderanzahl zu verbinden war. Ganz zu schweigen davon, dass Bauern ihre Kinder einst viel stärker als heute als billige Arbeitskräfte gebraucht haben.
  11. Eines der durch die gesamte Menschheitsgeschichte wichtigsten Motive für die Aufzucht von Kindern ist durch die Versprechungen des Wohlfahrtsstaates verschwunden: nämlich Kinder als Absicherung für den eigenen Lebensabend. Sowohl das Pensionssystem wie auch das Gesundheits- und Pflegesystem haben ja die Geschäftsgrundlage, egoistische Singles genauso gut zu versorgen wie Eltern, die einen guten Teil ihrer Lebensenergie und Einkommen den Kindern gewidmet haben (das heißt natürlich nicht, dass jeder Single egoistisch wäre oder aus freier Entscheidung auf Familiengründung verzichtet hätte). Dass sich heute die Versprechungen des Wohlfahrtsstaats zunehmend als Blase erweisen, hat sich hingegen noch nicht wirklich herumgesprochen.
  12. Eine gewisse Wirkung auf den Rückgang der Kinderzahl haben auch die Unterhaltungsmedien. In der Tratsch-Kategorie kommen fast nur partymachende Singles mit rasch wechselnden Partnerschaften vor. Und in den Krimis kommen fast nur kinderlose Kommissare ins Bild.
  13. Auch andere Meinungsbildner geben kein kinderbejahendes Vorbild: Sowohl Politikerinnen wie auch Journalistinnen haben im Schnitt weit weniger als ein Kind. Sie liegen also noch deutlich unter den seit 1970 zur Regel gewordenen 1,4 Kindern pro Frau.
  14. Wenn in den Medien einmal doch über Kinder oder Erziehung öffentlich debattiert wird, wird immer eine sehr übertriebene negative Sichtweise vervielfältigt: Was für viele Fehler Eltern nicht begehen würden! Wie viele Missbrauchsgefahren doch auf die Kinder lauern! Wie sehr das Bildungswesen versagt!
  15. Überraschend stark ist aber noch ein weiterer Faktor: die Religiosität. Das haben neue Studien der Wiener Demographin Caroline Berghammer ergeben. Und die sind so interessant, dass sie hier ein bisschen ausführlicher vorgestellt seien.

Berghammer (von der auch die folgenden Graphiken stammen) hat herausgearbeitet, dass der Glaube und die Intensität der religiösen Praxis eine sehr starke Rolle bei der Entscheidung für das Kind spielt.

 

Das heißt: Schon alleine der Taufschein führt zu einer im Schnitt 50 Prozent höheren Kinderzahl im Vergleich zu den Österreichern ohne Bekenntns. Und bei jenen Österreichern, die wöchentlich zur Kirche gehen, gibt es sogar genau jene 2,1 Kinder pro Frau, die notwendig wären, damit die Gesamtbevölkerung ohne Zuwanderung gleich bleibt.

Das ist absolut erstaunlich. Das sollte auch jenen zu denken geben, die religiöse Menschen oder gar Kirchgänger prinzipiell verachten.

Das hängt, so macht Berghammer klar, keineswegs damit zusammen, dass Katholikinnen die alten Empfängnisverhütungs-Regeln aus Rom besonders beachten würden. Sie haben vielmehr einen deutlich größeren Wunsch, Kinder zu haben. "Und sie können mit Unsicherheiten im Leben besser umgehen als andere Menschen."

Das ist auch kein rein österreichisches Phänomen, sondern in den meisten europäischen Ländern der Fall (bis auf vier Staaten, deren gesellschaftliches Gefüge nach Jahrzehnten des Kommunismus noch immer ganz durcheinander ist).

Zurück nach Österreich, wo Katholikinnen ebenso wie orthodoxe Frauen 1,8 Kinder haben und evangelische etwas weniger. Muslimische Frauen haben hier sogar 2,7 Kinder, wobei türkische Frauen noch viel mehr Kinder haben als Bosnierinnen.

Was das in wenigen Jahren für die Zusammensetzung der österreichischen Bevölkerung wie auch den Wohlstand bedeutet, ist leicht auszurechnen. Vor allem da die Zahl der Katholiken gleichzeitig zurückgeht und die der Menschen ohne Bekenntnis - trotz ihres Desinteresses an Kindern - ähnlich rasch wächst wie die der Muslime.

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