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Freimaurer: Ein skurriles Relikt oder eine gefährliche Gefahr

In Zusammenhang mit dem norwegischen Herrn B. ist wieder einmal auch die Freimaurerei des Täters zum Thema geworden. Manche Leser haben nun gefragt, was ich von der Maurerei halte.

Als Nichtmitglied kann ich naturgemäß nur das beurteilen, was nach außen dringt. Was fast immer positiv oder negativ gefiltert ist. Prinzipiell können unter Freimaurern ebenso viele anständige und unanständige Menschen sein wie unter allen anderen Gruppen. In der Geschichte gab es ein paar ganz hervorragende Persönlichkeiten, die Freimaurer waren. In vielen Epochen war die geschützte Aussprachemöglichkeit in einer geheimen Loge zweifellos auch ein wichtiger und für innovatives Denken notwendiger Hort der Freiheit.

Eher skurril und an diverse esoterische Inszenierungen erinnernd sind aber jedenfalls viele maurerische Riten. Diese hängen zum Teil mit der Entstehung der Freimaurerei rund um die mittelalterlichen Bauhütten zusammen, wo wichtiges Handwerkswissen in vertraulichen Zirkeln weitergegeben worden ist. Ein vor einigen Jahren erschienenes Buch eines österreichischen Freimaurer-Chefs zeigte aber auch ganz allgemein eine erstaunliche geistige Plattheit, obwohl der Band eigentlich als Propagandawerk gedacht war.

Bekannte Mitglieder der Freimaurerei tendieren überwiegend nach links, finden sich aber letztlich in mehr oder weniger allen politischen Lagern. Und auch wenn es gerne geleugnet wird, ist Geschäftemacherei an jedem Wettbewerb vorbei ein wichtiger Antrieb für die Mitgliedschaft. Die katholische Kirche, welche die Maurerei lange vehement abgelehnt hat, hat in der Nachkriegszeit ihren Frieden mit dem Geheimbund gemacht, zumindest auf offizieller Ebene. Die Freimaurer betonen, nicht antireligiös zu sein, signalisieren in manchen Elementen eine ziemlich unspezifische Gottgläubigkeit, die übrigens ein wenig an ihre erbittertsten Gegner, die Nazis erinnert. In Teilen sind die Freimaurer aber auch nach wie vor betont atheistisch.

Das wirklich negative Element an den Freimaurern ist die Geheimnistuerei über die Mitgliedschaft. Nur bei wenigen Mitgliedern wird die Zugehörigkeit auch definitiv bekannt. Und das sind meist die toten, wie Helmut Zilk, Jörg Mauthe oder Fred Sinowatz, oder viele der einstigen Voest-Vorstände oder viele Künstler. Bei etlichen aktiven politischen und wirtschaftlichen Größen ist die Freimaurerei jedoch nur eine mehr oder weniger gut fundierte, aber nie ganz geklärte Vermutung. Das eröffnet naturgemäß allen Verschwörungstheorien Tür und Tor – gleichgültig, ob sie nun wahr oder erlogen sind.

Die Problematik lässt sich am besten an Hand eines Vergleichs zeigen: Wenn der Wirtschaftsminister lauter Oberösterreicher in relevante Positionen befördert, dann ist es wichtig zu wissen, dass er selbst ein Oberösterreicher ist. Das kann die demokratische Öffentlichkeit dann gebührend beurteilen. Wenn der Bundeskanzler jeden nur erdenklichen Posten mit seinen Parteigängern besetzt, dann hängt das klarerweise mit seinem Neben(?)-Job als SPÖ-Vorsitzender zusammen.

Hingegen: Wenn Freimaurer ebensolches zugunsten anderer Freimaurer tun, wenn gleichzeitig sehr ähnliche Gedanken von ganz verschiedenen Menschen geäußert werden, dann weiß da niemand genau, welche Zusammenhänge dahinterstecken. Ist es reiner Zufall oder machtstrategische Inszenierung? Und das ist mehr als problematisch. So fragt man sich beispielsweise bei jedem Zuarbeiter von Hannes Androsch, ob der etwa aus Logensolidarität handelt oder aus Überzeugung von Androschs Qualitäten.

Auf der anderen Seite muss ganz klar sein: Ein Rechtsstaat sollte niemals die Privatheit von Zusammentreffen verbieten oder behindern dürfen. Daher gehen Logentreffen im Prinzip niemanden etwas an. Und nur der eigene Charakter und das eigene Gewissen sollten einen daran hindern, irgendwo mitzumauern.

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