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SN-Kontroverse: Spaltung des Euro?

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Soll die Währungsunion in einen Nord- und Südeuro geteilt werden?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Spaltung löst keine Probleme

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

 Wenn es um den Euro geht, ist jeder Griff in die  politische Mottenkiste des 20. Jahrhunderts erlaubt, als die Nationalstaaterei zwei Weltkriege auslöste, die Millionen Tote und einen verelendeten und geteilten Kontinent hinterlassen haben. Da sind „die Griechen" faul und lügnerisch, „die Polen" stehlen, „die Bulgaren" ein Volk der organisierten Bettelei, „die Italiener" korrupt, „die Franzosen" sexbesessene Lebemänner, „die Deutschen" geschüttelt von „the German Angst" und „die Österreicher" Falotten. 


Auf dem Klavier des ökonomischen Nationalismus spielen nun wieder jene, die eine Trennung des Euro in einen „weichen" Südeuro und einen „harten" Nordeuro wollen. Dies unter der so leicht unter das Volk zu bringenden Parole, dass es wirklich, aber wirklich empörend sei,  dass „die fleißigen und anständigen Österreicher" wieder einmal für „die" Griechen, „die" Iren, „die" Portugiesen und vielleicht „die" Spanier, „die" Italiener und im Grund eigentlich sozusagen für alle den finanziellen Retter in der Not zu spielen hätten.

Nun ja - es wäre angebracht, das Köpfchen einzuschalten, als die Eurozone weiter mit Spaltungsfantasien zu verunsichern. Denn was passiert, wenn es einen billigen Süd- und einen teuren Nordeuro gibt? Erraten: Auch die Hartwährungsländer schlittern in ein ökonomisches Desaster. Ihre Waren werden so teuer, dass sie nicht oder nur mehr schwer exportiert werden können. Den Ländern der weichen Eurozone wäre auch nicht geholfen. Die Spekulation gegen die Euroländer würde munter weitergehen und soziale Verwerfungen im Norden und Süden wären die Folge.  Und eines sollten die Prediger der Destabilisierung nie vergessen: Steuerdumping und die Gier der Finanzindustrie haben die derzeitige Krise ausgelöst und nicht die  europäischen Normalbürger. 


Zwei katastrophale Fehler

Andreas Unterberger

Der Euro war eine der besten Erfindungen seit 1945. Er wurde aber durch zwei schwere Fehler ruiniert. Der erste passierte schon bei der Einführung: Es wurden keine klaren (und automatischen!) Konsequenzen beschlossen, wenn eines der Euroländer gegen die Regeln sündigt, wenn es exorbitante Lohnerhöhungen toleriert, wenn es hohe Staatsdefizite produziert, wenn es sich zunehmend verschuldet. Es wurden sogar Länder aufgenommen, die schon beim Start die Kriterien verfehlten.

Kein Wunder, dass diese Länder weiter in sozialistisch-keynesianischer Art in den Tag hineinlebten (was durchaus auch etliche rechte Regierungen taten).  Sie kassierten gleichzeitig Milliarden an Struktur- und Kohäsionshilfen, was die EU für sie zum perfekten Schlaraffenland machte. Sie vergaßen nur eines: Früher wurden durch Abwertungen diese Sünden wieder ausradiert. Das war nun unmöglich. Der zweite historische Fehler passierte heuer im Mai, als Europa 750 Milliarden bereitstellte, um die Sünder aus dem Schuldturm  zu befreien, statt sie den eigentlich zwingenden Folgen ihrer Schuldenmacherei preiszugeben. Angela Merkel leistete zwar lang Widerstand, ging aber letztlich in die Knie; vom Bundeskanzler der Republik Österreich, die ebenfalls heftig haftet, gab es natürlich auch dazu keinen geraden wirtschaftlichen Satz zu hören.

Schon ist allen Experten klar, dass dieses Geld nicht reichen wird. Und schon beginnen Geldgeber auch an der Kreditwürdigkeit Deutschlands und noch mehr Österreichs  zu zweifeln. Weshalb auch sie neuerdings höhere Zinsen zahlen müssen. Woraus wir lernen: Die Fehler rund um den Euro ruinieren uns. Da man aber Griechenland & Co. nicht zum Austritt aus dem Euro zwingen kann, haben Deutschland & Co. nur eine Wahl: entweder selbst dem Bankrott zuzutreiben oder in einer schmerzhaften Aktion einen Nordeuro als Notanker zu schaffen.

 

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