Fußnote 153: Fernsehen macht blöd
11. Dezember 2010 01:46
2010-12-11 01:46:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Das ist wohl die spannendste und hilfreichste Erkenntnis aus den Pisa-Tests: Fernsehen macht unsere Kinder blöd. Mütter, die nachmittags daheim sind, machen sie hingegen gescheiter.
Denn jene Kinder, in deren Heim kein einziger TV-Apparat steht, schnitten am besten ab; bei den schlechtesten Test-Kindern gab es hingegen sogar drei Fernseher. Ob sich der ORF mit diesem wichtigen Aspekt ausführlich auseinandersetzen wird, der uns im Auftrag der SPÖ ständig einzureden versucht, dass die Gesamtschule die Schulergebnisse verbessern würde (was Pisa in keiner Weise beweist)? Ist das eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag, für den wir Gebühren zahlen müssen, dass unsere Kinder immer blöder werden? Wohlgemerkt: Jene Familien, bei denen es keinen Fernseher gibt, verzichten aus Klugheit, nicht aus Armut auf den Fernseher. Die österreichischen Pisa-Sieger haben nämlich im Schnitt akademisch gebildete Eltern, zwei Autos und sehr viele Bücher daheim. Und was noch peinlicher für alle linken Gesellschaftsveränder ist: Die Mütter der erfolgreichsten Kinder arbeiten nur Teilzeit, obwohl die getesteten Kinder schon 15 Jahre alt sind. Viel schöner kann man das gute alte konservativ-bürgerliche Familienbild gar nicht preisen, als es Pisa tut: Lieber Bücher und eine zumindest halbtags verfügbare Mutter als eine Flimmerkiste. Wenn irgend ein Politiker aus Pisa also wirklich lernen wollte, müsste er erstens eine Kampagne gegen das Fernsehen lancieren und es zweitens Müttern auch bis zum 15. Lebensjahr erleichtern, Teilzeit zu arbeiten. Aber Schmied und Co machen ja nur auf dem Rücken der Kinder Politik, nicht für die Kinder.
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an alle hausfrauen, die sich um ihre kinder kümmern:
vielen dank für ihre selbstlose zuwendung zur familie, für ihre lebensbejahung und verneinung eines gesellschaftszerstörenden konkurrenzkampfes mit den männern!
männer zerreiben sich am arbeitsplatz häufig sehr ehrgeizig um einkommen und gesellschaftliche anerkennung zu scheffeln, sie stellen sich selbst hintan um das von ihnen geborene leben zu hüten, zu pflegen und ihm grösstmögliche chancen zu geben!
ich plädiere für die aufwertung des begriffes "hausfrau" durch die pc und für die gesellschaftliche wieder-anerkennung einer arbeit, die man gar nicht human genug nennen kann. mit der diskriminierung der hausfrauen durch proponentInnen der emanzipation muss schluss gemacht werden. mit androhung eines zukünftigen anti-hausfrauen-diskriminierungsparagraphen. die ankündigung soll reichen, keine umsetzung, wir wollen keinen diskriminierungs-gesetzgebungsterror.
ihr ehemann soll für jedes kind steuerlich sehr spürbar entlastet und dinkies aliquot belastet werden. diese steuerersparnis soll rechtlich ausschliesslich IHNEN zustehen, liebe hausfrauen. weitere echte familienfördermassnahmen nicht ausgeschlossen.
Die Einwirkung des Fernsehens (und anderer "Ablenkungsmaschinen") auf unsere Kinder und Jugendlichen sehe ich ambivalent, und dies aus eigenem familiären Blickwinkel:
Ja, auch in der Familie meines jüngsten Sohnes und seiner Frau (beide Vollakademiker, im universitären und Mittelschulbereich tätig), lassen ihre zwei hochtalentierten Kinder dosiert, aber doch immer wieder fernsehen: da wird dann auch etlicher Müll konsumiert (als "wertkonservativer" Großvater kann ich da manchmal nur den Kopf schütteln!).
Doch andererseits werden die Beiden (9 und 12 Jahre alt) von Eltern und Großeltern mit einer Unzahl von Büchern "überschüttet", lernen Geige und Klavier (ich freue mich schon jetzt auf die weihnachtliche Vorführung!), und sind auch sonst liebe, aufgeweckte junge Menschen. Das freut mich sehr und gibt mir Hoffnung für die Zukunft!
Die Mehrzahl unserer Jungen hat nun die für die Charakterreifung so notwendige Zuwendung seitens der Eltern (teils aus deren Zeitmangel, teils aus Bequemlichkeit, zum Teil sicher auch aus Desinteresse). nicht mehr zur Verfügung.
So kommt es dann zwangsläufig zu Mankos in Charakterbildung und Erziehung, die durch die - sagen wir - sehr ungleichmäßige Qualität des schulischen Erziehungspersonals nicht wirklich behoben werden können.
Wir können - auch mit klügsten Kommentaren und Vorschlägen - die diesbezüglichen Um- und Zustände nicht wirksam verändern:
Große, allgemein wirksam werdende Veränderungen können nur durch starke politische Kräfte herbeigeführt werden!
Wenn wir wollen, dass in unserem Land unsere Wertvorstellungen wieder mehr Anwert bekommen sollen, dann müssen wir die politischen Kräfte stärken, denen dies am ehesten zuzutrauen ist. Es liegt (auch) an uns, die richtige Wahl zu treffen!
Eine kleine aktuelle Geschichte dazu:
Wir hatten gestern Elternsprechtag und ich war stolz, von einem Lehrer zu hören, dass es ihm auffällt, wie gut sich mein Sohn ausdrücken kann. Ich führe das auf 2 Faktoren zurück: Erstens liest er sehr viel und zweitens bemühen wir uns zu Hause sehr, gepflegtes Deutsch zu sprechen.
Abends haben wir dann kurz die ORF-Sendung "Helden von morgen" angesehen: Ein Sammelsurium von Ausdrücken wie Sch****, F**k, A****loch, und das zur besten Sendezeit.
Ich musste abdrehen.
Dazu eine Geschichte aus der Volksschule meiner Tochter:
Die 'Fraulera' hat beklagt, daß die Kinder zu viel fernsehen und zu wenig für die Schule tun. Wie zu erwarten haben die Eltern darauf nicht reagiert oder zu wenig.
'Fraulera' hat dann in der ersten Volksschule Hausaufgaben gegeben und zwar täglich eine bestimmte Kindersendung anzusehen und mit den Kindern am nächsten Tag darüber diskutiert.
Bei meiner Tochter ging der Fernsehkonsum genau auf diese Sendung zurück, Gott sei Dank, und noch heute liest sie Unmengen von Büchern trotz Stress.
Fernsehen ist eine Ersatzdroge und eine Stillhaltepille für Rabeneltern, denen die Kinder egal sind oder für arbeitende Alleinerziehende, die da schwer benachteiligt sind.
So kann man sich auch erklären, warum es heute trotz Wrabetz&Konsorten noch Fernsehzuseher gibt.
Nicht jede Korrelation ist ein Beweis.
Es ist leicht nachvollziehbar, dass gerade bei der Lesekompetenz Kinder die Bücher lesen besser abschneiden, als Kinder die fernsehen (außer vielleicht in Skandinavien, wo fernsehen bedeutet Untertitel lesen zu müssen). Wobei das nicht daran liegt, dass Fernsehen blöd macht, sondern dass eben das Lesen fehlt.
Wir hatten auch mehrere Fernseher zu Hause und ich habe trotzdem mehr gelesen als die meisten Kinder in meinem Alter.
Fernsehen kann sogar bei der Bildung helfen. Es kommt halt immer auf die Programmgestaltung an. Es ist ein Unterschied, ob man reine Unterhaltungssendungen (und das auch noch auf unterstem Niveau) ansieht, oder Dokumentationen oder wissenschaftliche Sendungen (auf hohem Niveau - Galileo & Co zählen definitiv nicht). Es können auch Unterhaltungssendungen für Kinder eine Anregung sein sich mit bestimmten Themen näher zu befassen - was dann auch wieder dazu führen kann, dass die Kinder sich top motiviert auf Bücher stürzen - was in vielen Fällen mehr bringt, als wenn die Kinder nur lesen, weil sie müssen.
Der wichtigste Faktor bleibt aber in meinen Augen immer noch die Einstellung der Eltern. Wenn die Eltern jede kindliche Neugier, jeden Ehrgeiz was neues zu lernen sofort unterdrücken, weil das Kind "lästig" ist, dann hat das eben eine ganz andere Wirkung, als wenn das Kind von den Eltern motiviert wird Fragen zu stellen, Anerkennung für Eifer bekommt usw.
Die Anerkennung durch die Eltern ist eben doch ein wichtiger Motivationsfaktor für alles, was Kinder tun. Zumindest wenn die Eltern in ihrem Leben eine wahrnehmbare Rolle spielen.
Der Werner hat g`sagt, daß die Claudia eigentlich ja gar nix dafür kann, daß der PISA-Turm so schief is, weil die war ja no gar net in der Toskana, oder wo das ist.
Und außerdem hat er g`meint, daß ihm die Diskursion jetzt schon langsam auf den Senkel geht, mit derer Bildung. Wenn die Schwarz`n da jetzt net endlich mitgeh`n mit der gesamten Schule, dann schmeißt er den Seppi auße und holt si an ander`n für`s Regier`n, den HC, oder so, weil der macht überall mit, wo`s a Macht gibt.
Dazu bedurfte es keines Pisa-Tests, denn bereits im Jahre 1986 erschien in der Wiener Zeitung ein Bericht von Prof. Neil Postman, dem bekannten
Medienforscher und Professor für Media Ecology an der New York Universität unter dem Titel "Gefahren im Medium Fernsehen - Reduktion des geistigen Niveaus infolge Verkommerzialisierung der Television", worin er alle Gefahren aufzeigte, welche eine Verkommerzialisierung des Mediums Fernsehen mit sich bringt.
Das Kommerzfernsehen wird seinen Druck auf staatlich kontrollierte Kanäle erhöhen, mit ihrem Programm um die Zuschauer und Werbegelder zu konkurrieren, was zu einer Vermehrung von Programmen im US-Stil führt. Das heißt, es werden Komödien, Autorennen, Gewalt-und Sexfilme zunehmen. Je mehr das Publikum schnelle, visuell aufregende Programme erwartet, um so langweiliger wird es problemorientierte Programme über öffentliche Angelegenheiten und Nachrichten finden.
Als Folge davon werden auch einige Zeitungen und Zeitschriften vom Markt verschwinden, andere werden Format und Stil ändern und sich der vom Fernsehen geförderten Denkart anzupassen. Sie werden mehr Bilder enthalten und dramatische Titelzeilen, Berühmtheiten und Sensationsgeschichten bringen. Die Anzahl des substanziellen und komplexen Journalismus wird sich verringern.
Unter anderem meinte er schon damals prophetisch, daß sich die Verwenung von Büchern verändern wird. Es ist so gut wie sicher, daß sich die Zahl der Analphabeten und Aliteraten, also jemand der zwar lesen kann, es aber nicht tut - drastisch erhöht.
Damals gab es in den USA 60 Millionen Analphabeten und entsprechend einem Bericht des Kongreßbibliothekars (!) eine etwa gleich hoge Anzahl von Aliteraten. Es werden (höchstwahrscheinlich) die analytischen und kritischen Fähigkeiten der Leser abnehmen.
Die Auswirkungen auf das politische Leben werden verheerend sein. Es werden weniger Wert auf Probleme, Substanz und Ideologie gelegt und mehr auf äußeres Ansehen und Stil. Die Politiker werden sich mehr um Augenblicksveränderungen der öffentlichen Meinung als um langfristige Strategien kümmern. Falls nicht die Benutzung des Fernsehens für politische Kampagnen streng verboten wird, können Wahlen dadurch entschieden werden, welche Partei mehr Geld für Fernsehen und Medienberater ausgibt.
Das alles ist seit damals eingetreten, wie uns von vielen Medien tagtäglich vorgezeigt und bestätigt wird. Aber nicht nur von diesen. Auch viele österreichische Politiker haben sich an diese Prognose gehalten und tun es weiterhin.
Das Ergebnis des Pisa-Tests war also nur eine Bestätigung dessen und man sieht mit Sorge in die Zukunft, frei nach Karl Kraus: "Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie einmal wahr.