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Oberhauser, das Unschuldslamm

Es ist absurd, aber wahr: Die Abberufung Elmar Oberhausers als ORF-Informationsdirektor ist berechtigt und nachvollziehbar. Das ist aber schon wirklich das Einzige, was Alexander Wrabetz in den letzten Jahren richtig gemacht hat.

Warum halte ich die Oberhauser-Abberufung für legitim? Einfach deshalb, weil es in keinem Großbetrieb angehen kann, dass ein Vorstandsmitglied in (wenn auch angeblich nur betriebsinternen) Massenmails eine Entscheidung des Vorstandsvorsitzenden massiv kritisiert. Die Entscheidung mag noch so falsch sein, der Schaden fürs Unternehmen wird jedenfalls noch viel größer, wenn ein wichtiger Mitarbeiter seine Kritik de facto öffentlich publiziert. Das Schweigen nach außen zu internen Disputen wird ja auch durch fürstliche Gagen erkauft.

Das erinnert aber auch an einen ganz parallelen Fall vor vier Jahren: Damals hat Armin Wolf die damalige ORF-Führung massiv attackiert. Er tat das nicht nur in einem internen Massenmail, sondern sogar in einem öffentlichen Vortrag. Daher wäre damals in genau der gleichen Weise eine sofortige Suspendierung und Kündigung beziehungsweise Entlassung am Platz gewesen. Die damalige Generaldirektorin Monika Lindner war jedoch zu feige dazu; sie glaubte in ihrer Naivität, noch einmal ihre Funktion retten zu können. Werch Illtum, muss man da mit Ernst Jandl ausrufen. Ihre Untätigkeit gegenüber der groben Illoyalität Wolfs kam im Gegenteil als deutliches Schwächesignal an.

Freilich muss man Lindner eines zugutehalten: Hätte Sie Wolf gefeuert, wäre der Aufschrei der linken Mafia extrem laut gewesen. Vom Standard, über die Journalistengewerkschaft (eine sonst völlig unbedeutende rot-grüne Vorfeldorganisation) bis zum Falter hätten sich die üblichen Verdächtigen laut empört. Sie hätten wieder einmal den endgültigen Beweis für den Ausbruch des Faschismus geortet.

Es braucht wohl nicht extra betont zu werden, dass diesmal aus dieser Ecke nicht einmal der Hauch einer Empörung zu bemerken ist. Jetzt feuern ja Rot und Grün und nicht die schwarze Lindner.

Zurück zu Oberhauser: So sehr er mit seinen Vorwürfen an Wrabetz in der Sache recht hat, so sehr ist er aber selbst hauptverantwortlich für die totale Langweile, die gesetzwidrige, fast totalitäre linke Einseitigkeit und die oft nur noch polemische Agitation in der Fernseh-Information der letzten Jahre. Er hat sich meist ja auch gar nicht ums Programm (bis auf den Sport) gekümmert, er hat so wie die gesamte übrige Führung den Informationssendungen keinerlei journalistischen Ethos oder geistige Führung geben können.

Bezeichnend ist auch, wen Oberhauser, wie er bei seinem Abtritt bekanntgegeben hat, anstelle des Herrn Dittlbacher am liebsten als Chefredakteur gesehen hätte: ausgerechnet Herbert Lackner! Also einen ehemaligen Mann der Arbeiterzeitung und jetzigen Profil-Chefredakteur, der das Wochenmagazin auf bravem Linkskurs und zunehmend langweilig steuert. Dem einzig zugute zu halten ist, dass er vor der Wiener Wahl nicht die Veröffentlichung der krakenartigen Verstrickungen der Wiener SPÖ in zahlreichen Firmen verhindert hat.

Oberhauser hat uns zu seinem Abschied auch noch darüber informiert, dass er tatsächlich mit einer Laura Rudas über ganz konkrete Namen für die Chefredaktion verhandelt hat (Oberhauser skizziert selbst den beschämenden Ton des Gesprächs: „Andere von mir genannte Alternativen lehne sie kategorisch ab.“ Was ziemlich erstaunt, ist doch Rudas in keiner Weise Mitglied des Stiftungsrates). Also hinten und vorne kein Anlass, sich als unschuldiges Opfer der Linken zu präsentieren. Oberhauser ist bis zuletzt absolut kein Gegengewicht zum alles dominierenden SPÖ-Einfluss gewesen, er hat brav mitgespielt – er hat nur einen ganz persönlichen Machtkampf mit Wrabetz ausgefochten. Und verloren.

Beschämt stehen auch die Grünen da: Obwohl Armin Wolf – der von Oberhauser dann nach Lackner vorgeschlagen worden war – in seinen ideologischen Äußerungen am ehesten dem linken Rand der Grünen nahesteht, haben die Grünen als einzige andere Partei wie ein braver Zinnsoldat mit der SPÖ gestimmt. Aber Grün und Rot unterscheidet eh schon lange nichts mehr (was man gerade auch in Wien sehen kann, wo die Grünen jubeln, obwohl sie nur einen einzigen Stadtrat bekommen, und obwohl die SPÖ parallel zu den Regierungsverhandlungen im Alleingang das nächste Budget präsentiert hat).

Die allerjämmerlichste Figur macht aber zweifellos Wrabetz: Durch den Rundumschlag Oberhausers mit seinen vielen pikanten Details steht nun außer Zweifel, dass Wrabetz auf direkten Pfiff des Duos Ostermayer-Rudas gehandelt hat. Dass im ORF in generalstabsmäßigem Umfang die totale Kontrollübernahme durch die SPÖ stattgefunden hat. Eine Partei, hinter der nicht einmal mehr jeder vierte Österreicher steht.

 

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