Barack Obama, der Sieger auf ungedeckten Vorschuss
11. Oktober 2009 18:54
2009-10-11 18:54:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 2:30
Es ist immer wieder beeindruckend, wie souverän Barack Obama in jeder neuen Situation sympathische und gewinnende Worte findet. Etwa auch dann, wenn er Nutznießer einer offensichtlichen Fehlentscheidung des Friedensnobelpreiskomitees ist. Denn einen Präsidenten noch im ersten Jahr seines Amtes mit dieser angeblich höchsten Auszeichnung der Welt zu prämiieren, ist hanebüchener Populismus. Obama ist noch populär (in den USA freilich schon deutlich weniger); er verkündet begeisternde (freilich absolut unrealisierbare) Visionen wie etwa jene einer atomwaffenfreien Welt; aber Frieden und Sicherheit hat er noch in keiner einzigen relevanten Weise befördern können. Da war sogar sein unglückseliger Vorgänger George W. Bush erfolgreicher, der - wenn auch unter gewaltigen menschlichen und ökonomischen Kosten - die Bedrohung aus Libyen und Irak für deren Nachbarn reduzieren konnte. Dem - trotzdem - weitgehend gescheiterten Kurs Bushs, aller Welt Demokratie und westliches Werteverständnis notfalls mit brutaler Gewalt aufzuzwingen, steht ein anderes Konzept Obamas gegenüber, dessen Erfolg aber noch völlig offen ist: Er versucht viel an Verantwortung von Amerikas Schultern und auf die anderer Länder zu schieben; er versucht durch das freundliche Reichen seiner Hand einstige Schurkenstaaten zu ordentlichen Mitgliedern der Weltgemeinschaft zu machen. Nur: Ob ihm das gelingt, ist völlig offen. Lachen Irans und Nordkoreas Führung insgeheim über den naiven Mann in Washington, oder werden sie auf ihr aggressives Gehabe und Atomwaffen künftig verzichten? Da sicher in jenen beiden Staaten ein gehöriges Stück Einkreisungsneurose herrscht, ist Obamas neue Politik - eben diese Neurose zu entkrampfen - wahrscheinlich den Versuch wert. Freilich geht er ein großes Risiko ein: Seine Politik kann von den einstigen(?) Schurkenstaaten auch als Schwäche gewertet werden, die sie zynisch zum weiteren Aufbau ihrer Massenvernichtungswaffen ausnutzen werden. So wie in den 30er Jahren Adolf Hitler eine ähnliche Politik der Briten und Amerikaner hinter einer Schutzmauer scheinbar friedliebender Worte zum Aufbau seiner Wehrmacht genutzt hat. Angesichts der Ungewissheit, welche Folgen Obamas Politik hat, ist daher die Ehrung jedenfalls verfrüht und ein Fehler. Nur naive Menschen können glauben, dass bei jeder politischen Weichenstellung schon klar wäre, wohin nachher die Reise wirklich weitergeht. Bisher sehen wir nur: Bei Bush hieß der Wegweiser "Amerika als Weltpolizist", bei Obama "Isolationismus". Beides aber könnte in der Endstation "Irrweg" landen. Zwei Minuspunkte hat sich Obama außenpolitisch jedenfalls schon eingehandelt: Er hat Israel zu keinem Stopp des voranschreitenden Baus israelischer Siedlungen zwingen können. Und er hat den kleineren Staaten, die vor 20 Jahren dem brutalen Diktat Moskaus entkommen sind, indirekt schon deutlich signalisiert, dass ihm das Verhältnis zur Russland viel wichtiger ist als jene Länder mit ihren seltsamen Starrköpfigkeit. Die Nobelpreiser haben letztlich ein altes Prinzip der Geschichte bestätigt: Sieger ist der, der die Geschichtsschreibung für sich gewinnen kann. Und das gelingt mit Worten meist viel besser als mit Taten.
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Vielleicht erfolgt die Verleihung so rasch, weil das Nobel-Komittee befürchtet, dass der Preisträger bald schon den Weg seines Vorgängers Kennedy kennen könnte und die Verleihung posthum nicht erwünscht ist?
Korrrektur: nehmen könnte
Schweden, Norwegen leiden ebenso wie Österreich am, Minderwertigkeitskomplex kleiner Staaten mit großer Vergangenheit. Anders als in Ö, wo die Außenpolitik seit Kreisky und Mock inexistent ist, haben die genannten skandinavischen Staaten einen ausgeprägten Hang zur Weltverbesserung. Nicht zuletzt um von internen Schwierigkeiten abzulenken, die durch die Realitäsferne der Nomenklatura verstärkt wird.
Der NP an Obama passt da bestens dazu. Wie Unterberger feststellt, Obama ist in seiner Heimat nicht einmal halb so populär wie in Europa. Je weiter nach Norden, desto populärer. Damit rücken die beiden Zwergstaaten wieder in das Zentrum der Aufmerksamkeit, auch wenn die Relevanz dieses Aktionismus begrenzt sein dürfte.
Ob es klug war oder nicht, einen neuen amerikanischen Präsidenten für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen, bleibe wohl dem Komitee überlassen und ist umstritten. Die Besetzung des Preiskomitees ist eher "jugendlich" - kein Senatsalter - und besteht nur aus Nordländern. Fehlentscheidungen gab es immer schon, man denke nur Begin oder Arafat. Es sind politische Entscheidungen und die sind, wie bei allen "Geisteswissenschaften" wertgetönt und im Sinne K.R. Poppers zu beurteilen (Poverty of Historicism und Open Society).
Leider ist nicht nur der Kapitalismus einer der unzureichenden Ismen, sondern auch Kommunismus, Sozialismus, natürlich Faschismus, Kirche, Staat usw. - alles Organisationen/Netzwerke, die zur Machtkonzentration und zum Mißbrauch der Macht einladen. Kontrolle der Macht und aus dieser Macht resultierenden anderen Psychopathien ist nur im Kleinen möglich.
Siehe Leopold Kohr http://www.leopold-kohr-akademie.at/lka/pdf/zitate/Kohr-Ende-der-Grossen.pdf
Obama ist Repräsentant einer Großmacht und daher weder mutig noch weise, denn die Weisheit liegt vor allem in der Beschränkung der Macht, weil sie vor allem Toleranz erfordert.
Dafür gibt es eine plausible Erklärung aus dem Wessen Haus:
http://www.dailymotion.com/video/xap296_oval-office-message_shortfilms
Eine köstliche Satire - speziell für verregnete Herbsttage
a.u.
Obama wäre weise gewesen, diesen Preis zu diesem frühen Zeitpunkt seines Regierens NICHT anzunehmen.
Zwei Fakten:
1. Am 21. Januar 2009 ist Barack Obama als Präsident der USA vereidigt worden.
2. Die Eingabefrist für Nominationen zum Friedens-Nobelpreis läuft jeweils am 1. Februar jeden Jahres ab.
Ergo: Barack Obama war gerade 'mal elf (!) Tage im Amt, als er für den Friedens-Nobelpreis nominiert worden ist.
In den USA ist die Brutalität des Kapitalismus so gross, dass Obama wie eine Marionette herumgeschubst wird und nur wenige seiner Ankündigungen wahrmachen wird können. Die Waffenlobbies brauchen weiter Kriege, die Wirtschaft braucht weiter Länder, die sie ausbeuten können, die Ferderal Services brauchen weiter die Macht über die Banknotenpresse und, und, ... Das sind keine guten Vorzeichen, dass seine naiven, ehrlichen Ankündigungen, für die er den Friedensnobelpreis bekommen hat, jemals für ihn erfüllbar werden. Tut er aber wirklich was, so ist er ganz sicher der 3. erschossene amerikanische Präsident. Es ist dies die unerfüllte Sehnsucht der Menschen auf Frieden, der von Kapitalisten und Bonzen nachhaltig zerstört wird.