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Was sagt es aus, wenn am "Tag danach" der Wander-Elch Emil mehr Platz in den ORF-Hörfunk-Journalen eingeräumt bekommt als "Sommergespräche"-Gast Andreas Babler? Jenseits aller Lächerlichkeit – das ist kein gutes Zeichen für die politische Landschaft unseres Landes.
Einmal muss man nach den ersten drei Ausgaben dieser Gerspräche im zu Ende gehenden Sommer – wie jedes Jahr - feststellen, dass dieses Format ausgedient hat. Auch wenn es wohltuenderweise heuer keine Kasperliaden wie einen "lustigen Fragen-Rap" gibt, ist der Erkenntniswert für politisch Interessierte gleich Null. Dass etwa die wichtigste Neuigkeit über die neue Grünen-Chefin Gewessler ist, dass sie neuerdings durchgehend breiten Dialekt spricht, sagt viel über inhaltliche Qualität des ORF-Sommer-Rituals aus.
Aber es ist nicht in erster Linie Schuld des streichelweichen Interviewers – der sicher in den beiden kommenden Gesprächen rasiermesserscharfe Kanten zeigen wird, denn da sitzt er dann den bürgerlichen Exponenten gegenüber.
Auch das Format ist nicht das Hauptproblem – Vorgefertigtes wird abgespult, wie immer die Frage lautet (ob es die "Wir sind einfach die Größten"-Überheblichkeit der Neos-Chefin oder Bablers Rezitation sozialistischer Lyrik der 50er Jahre ist), was dann trotzdem noch in der Nachbetrachtung auf zwei Sendern endlos zerdehnt wird. Öde und unnötig.
Die Hauptursache aber, warum die Sommergespräche auch heuer baden gehen, ist die mangelnde Qualität unseres politischen Spitzenpersonals.
Und das sollte allemal beunruhigen. Denn im besten Fall mittelmäßige Politiker machen, wenn es hoch kommt, mittelmäßige Politik.
Wenn sich aber die existenziellen Probleme für unser Land wie für die Welt häufen, ist das gefährlich. In einer Zeit der heißen Kriege halten unsere Polit-Spitzen immer noch den Popanz der Neutralität hoch. Und in den Tagen der immer akuter werdenden demographischen Katastrophe erzählen sie uns immer noch, dass man ruhig weiter jahrzehntelang in Pension verbringen kann, was bald weder der Staat noch die immer weniger werdenden Menschen im Erwerbsalter stemmen werden. Um nur die beiden akutesten Beispiele zu nennen.
Überfordert und mutlos. Ständig auf Umfragen schielend. Den Mitbewerber nur als Gegner betrachtend. Phantasielos. Zu oft vollkommen unerfahren, wie Gesetze entstehen. Dafür allzu oft mit einem überschäumenden Selbstbewusstsein ausgestattet. Sie selbst sagen über die anderen gerne "zukunftsvergessen" – aber sehen den Balken im eigenen Auge nicht. Die Liste der Mankos in der Politik könnte noch lange fortgeführt werden.
Warum ist das so?
Es an "mangelndem Charisma" festzumachen, greift zu kurz. Charisma ist eine Seltenheit und eigentlich "nur" eine zusätzliche Qualität. Auch ohne Charisma kann man ein guter Politiker sein – man denke an Franz Vranitzky, der alles andere als ein Charismatiker war, dem aber nicht zuletzt der EU-Beitritt unseres Landes zu verdanken ist (weil er seine Partei "umgedreht" hat).
In einem derartigen Umfeld kann es nicht weiter verwundern, dass es für den Beruf des Politikers nur mehr eine negative Auslese gibt. Mit allen negativen Folgen für das Land und seine Menschen.