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Was wir in den letzten Tagen erlebt haben, war ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Reform nicht macht. Was die Neos mit ihrer verpflichtenden zweiwöchigen Deutsch-Sommerschule vorgeführt haben, zeigt deutlich, dass sie nicht wirklich wissen, wie Regieren geht.
Es hat genügend Stimmen gegeben, die vor dem pinken Bildungsminister Christoph Wiederkehr gewarnt haben: In seiner Zeit als Bildungsstadtrat in Wien hat er nichts, aber auch gar nichts im Bildungs-Notstands-Gebiet Wien verbessert. Es ist ihm nichts eingefallen, wie man Lehrern in Volksschulen ermöglichen könnte zu unterrichten, wenn sie sich oft mehr als 75 Prozent Kindern ohne Deutschkenntnisse gegenübersehen. Zumindest hätte er über die Bildungsdirektion erreichen können, dass die Kinder besser verteilt werden, schließlich werden die Schulanmeldungen mehr als ein halbes Jahr vor dem Beginn des neuen Schuljahrs entgegengenommen. Da könnte man noch einiges tun, um den absoluten Unterrichts-GAU zu verhindern. Der aber bis auf weiteres prolongiert ist.
Kaum waren die Pinken Partner einer Dreier-Koalition auf Bundesebene, war unserem Herrn Wiederkehr klar, dass er, aber wirklich nur er, Bildungsminister werden muss. Und seine Parteifreunde haben mitgespielt.
Jetzt haben wir ihn. Österreichweit.
Und voll Stolz will er die zwei Wochen Sommer-Deutsch-Schule für außerordentliche Schüler also zur Pflicht erklären.
Nun gibt es ein kleines 1x1, das bei Reformen zu beachten ist. Um nur drei grundlegend notwendige Schritte zu nennen:
Aber schon jenseits dieser drei Punkte muss man sich fragen: Dieses zweiwöchige Arznei-Tröpfchen auf einen heißen Problem-Stein soll eine Reform sein?
Statt herumzudoktern wäre ein großer Wurf vonnöten.
Und zwar einer, der auch allen anderen Schülern und ihren Eltern zugutekommt. Denn eigentlich ist die Ferienordnung, wie wir sie jetzt haben, längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Neun Wochen Sommerferien sind eine Regelung aus der Vergangenheit, als Kinder noch als Erntehelfer gebraucht wurden. Und als Frauen noch nicht berufstätig waren. Heutzutage müssen sich Eltern, die beide im Beruf stehen, entweder um teure Ferienbetreuung kümmern, die Großeltern (so vorhanden) aktivieren oder sie haben ein gröberes Problem. Und für die Kinder, so sagen die Experten, sind die neun Wochen auch zu lang – also erteilt man vielerlei Ratschläge, wie die Schüler in der zweiten Ferienhälfte freiwillig(!) den Schulstoff wieder auffrischen sollen.
Addiert man da noch die Probleme mit den Deutsch-Defiziten dazu, die durch viele Ferienwochen mit "Heimat"-Urlaub und nicht Deutsch sprechender Familie verschärft werden, dann wäre es hoch an der Zeit, dass sich Politik, Gewerkschaft und Elternvertreter zusammensetzen und zu einer neuen, modernen Einteilung des Schuljahrs finden. So könnte Herr Wiederkehr beweisen, dass die Pinken der Reform-Motor sind, der sie immer behaupten zu sein.