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Die Unis: Wo die Republik Hunderte Millionen liegen lässt …

… und dem Land auch sonst schweren Schaden zufügt. Das geschieht eindeutig durch die katastrophalen Zustände des österreichischen Hochschulsystems. Gewiss, in Zeiten, da ausgerechnet die SPÖ beide für die Universitäten relevanten Ministerien (Wissenschaft und Finanzen) kontrolliert, scheint da keinerlei Besserung zu erwarten zu sein. Auch alle anderen Parteien haben offenbar jedes Interesse an echten Reformen verloren. Und selbst die Neos, die da eine Zeitlang mutiger gewesen sind, sind vollkommen schmähstad geworden.

Offenbar fürchten sich alle Parteien vor den Studenten. Sei es, dass diese halt einen neuen Grund für Demonstrationen finden könnten, sei es, dass die den Parteien nahestehenden Hochschülerschafts-Fraktionen den eigenen Mutterparteien ein Denkverbot in Richtung echter Reformen verhängt haben. Und die Linksparteien haben ohnedies als oberste Ideologie-Identität immer nur den Drang, das Geld anderer Menschen oder künftiger Generationen beim Fenster hinauszuwerfen, aber nie den Wunsch, etwas effizienter zu machen.

Dabei geht es darum, dass Österreichs Universitätssystem gleich drei fundamentale Mängel hat, die zu großen Problemen führen. Diese Mängel sind freilich bei vielen Studenten-Politikern sehr populär:

  1. In Österreich kann man mit jedem Maturazeugnis studieren, und sei dieses noch so schlecht. Damit wird de facto die gesamte Schulleistung für irrelevant erklärt. In einigen Fächern finden daher zwar Aufnahmsprüfungen zur Verteilung der knappen und limitierten Studienplätze statt. Diese bringen aber mit Sicherheit im Vergleich zu acht Jahren Schule ein extrem hohes Zufallsergebnis. Für die Zulassung zu deutschen Universitäten gibt es hingegen bei den meisten Studien einen strengen "Numerus clausus" auf Grund der Schulnoten. Dabei wird sogar berücksichtigt, dass man in manchen deutschen Bundesländern viel leichter zu guten Noten kommt als etwa im konservativen Bayern. Das heißt aber logischerweise, dass es immer jene sein werden, die schlechtere Noten haben, die dann ins Ausland zum Studieren gehen – etwa nach Österreich, wo deutsche Studenten ja nicht einmal eine andere Sprache lernen müssen.
  2. In Österreich müssen Studenten keine Studiengebühren zahlen. Das ist sonst nur in Deutschland und in den skandinavischen Ländern der Fall. Das gilt also zum Beispiel auch für jene Deutschen, die zu schlechte Noten haben, um daheim studieren zu können. Sie bilden die weitaus größte Gruppe unter den hier studierenden Ausländern. Für sie muss also der österreichische Steuerzahler aufkommen, obwohl die meisten von ihnen nach dem Studium wieder in ihre Heimat zurückkehren. Denn der EuGH zwingt uns zur Gleichbehandlung der Studenten aus allen anderen EU-Ländern mit jenen aus Österreich. Daher können auch jene EU-Bürger in Österreich gratis studieren, die daheim in ihren Ländern Gebühren zahlen müssten, oder die daheim wegen ihrer schlechten Noten keinen Studienplatz bekämen.
  3. Der dritte Mangel: Die Republik war bis jetzt unfähig, mit den Universitäten sinnvolle Leistungsvereinbarungen zu treffen im Gegenzug für das viele Steuergeld, das diese bekommen. Das sind alljährlich ja fast sechs Milliarden Euro. Das ist weit mehr als etwa für die österreichische Landesverteidigung nach deren verkündeter Stärkung ausgegeben wird. Aber nirgendwo wird überprüft, ob die Absolventen einer Uni etwas Sinnvolles studiert haben, für das auch gesellschaftlich Nachfrage besteht, welcher Prozentsatz überhaupt adäquat bezahlte Jobs findet, welcher Anteil der Absolventen lebensfähige StartUps gründen hat können.

Diese Defizite führen dazu, dass wir einen von niemandem benötigten Überhang etwa an – noch dazu meist schlecht ausgebildeten – Genderisten, Politologen, Philosophen oder Publizisten haben, während an vielen anders qualifizierten Absolventen wie Ärzten, Lehrern oder Ingenieuren Mangel herrscht.

Wie absurd das Ganze ist, geht auch aus einer Analyse hervor, die vor einigen Tagen in der renommierten "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht worden ist: Wegen des Mangels an Medizinstudienplätzen in Deutschland studieren jedes Jahr 9100 junge Deutsche im Ausland Medizin. Das ist eine gewaltige Zahl. Ein Drittel tut dies in Österreich.

Viele andere tun das aber in Osteuropa. Dort sind in den letzten Jahren sogar eigene Programme für internationale Studenten auf Englisch oder auch auf Deutsch gestartet worden, damit diese nicht etwa Ungarisch oder Rumänisch lernen müssen. Inzwischen gibt es bereits 55 solcher Programme in Ost- und Südosteuropa! 14 in Polen, 10 in Rumänien, 7 in Tschechien, usw.

Warum tun die Osteuropäer das? Sie haben zum Unterschied von den ideologisch belämmerten Österreichern erkannt, dass das ein tolles Geschäft ist. In Deutschland ist der Ärztemangel so groß, dass jeder der Absolventen bei der Heimkehr sofort einen Job bekommt – auch wenn manche in Deutschland die osteuropäischen Ausbildungsprogramme als etwas minderwertig ansehen mögen.

Die Osteuropäer tun damit dasselbe, was die US-Amerikaner und Briten schon lange getan haben, was langsam auch die Chinesen versuchen: Sie erfüllen die Bedürfnisse einer internationalen Nachfrage. Die Angelsachsen machen das mit Universitäten, die internationale Spitzenausbildungen zu garantieren scheinen, nach denen sich die Söhne und Töchter wohlbetuchter Eltern aus aller Welt (sowie einige glückliche Stipendiaten) sehnen. Und die Osteuropäer machen das eben mit der Ausbildung von künftigen Ärzten, die anderswo keinen Studienplatz bekommen haben.

Ihre Universitäten verdienen gut daran. Mancherorts müssen die deutschen Studenten bis zu 175.000 Euro für ein Medizinstudium zahlen (plus den Kosten für Quartier und sonstige Spesen, die allerdings noch ein wenig niedriger sind als in deutschen oder österreichischen Städten).

Müssten allein die deutschen Medizinstudenten diesen Betrag in Österreich zahlen, dann würde die Republik, dann würden die Universitäten nicht weniger als 530 Millionen Euro verdienen. Oder anders formuliert: Österreich leistet auf Grund eigener Dummheit der Bundesrepublik Entwicklungshilfe von über einer halben Milliarde! Und das allein für die deutschen Medizinstudenten, in anderen Studienrichtungen noch etliches mehr.

Gewiss könnte es nach Einführung kostendeckender Studiengebühren so sein, dass dann etwas weniger Deutsche nach Österreich zum Studium kommen werden, wenn sie auch hier Studiengebühren zahlen müssen. Obwohl die österreichischen Medizin-Universitäten noch immer einen exzellenten Ruf haben. Obwohl die Deutschen hier jedenfalls auf deutsch und in einer deutschsprachigen Stadt mit exzellentem kulturellen Angebot studieren können. Obwohl die Heimreise von Österreich in die jeweilige Heimatstadt viel kürzer ist als von den meisten osteuropäischen Universitäten.

Vor allem aber gilt: Es sollte nie etwas Schlimmeres passieren, als dass dann weniger Deutsche nach Österreich zum Studieren kommen. Denn dann wären mehr Plätze für etliche der Tausenden Österreicher frei, die jedes Jahr ebenfalls Arzt werden wollen, aber keinen Studienplatz finden. Diese würden dann mit viel größerer Wahrscheinlichkeit auch nach dem Studium in Österreich bleiben, um hier eine der vielen leerstehenden Arzt-Stellen zu übernehmen.

Was sollte Österreich daher tun? Zuerst vor allem aufwachen. Danach gibt es klare Notwendigkeiten:

  • Der Abschluss an Leistungsvereinbarungen der Republik mit den Unis, welche streng die Erreichung der zuvor erwähnten Ziele messen und Gelder dementsprechend verteilen, welche auch Rektoren und Professorengehälter mit diesbezüglichen Prämien verbinden.
  • Die Einführung von kostendeckenden Studiengebühren. Das kann des EU-Rechts wegen nur für alle EU-Bürger in gleicher Weise geschehen, muss also auch für Österreicher gelten. Daher sollte die Republik wirklich großzügige Kredite in der Höhe der gesamten Studienkosten gewähren, die man nicht zurückzahlen muss, wenn man mindestens fünf (oder zehn) Jahre lang nach dem Studium in Österreich einem steuerpflichtigen Beruf nachgeht.
  • Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen in österreichischen Spitälern, damit die dann ansteigende Zahl österreichischer Absolventen auch die Turnus- oder Fachausbildung in der Heimat machen könnte.
  • Österreich sollte bei allen EU-internen Kontroversen (wie etwa den Finanzverhandlungen) ständig geradezu erpresserisch auf eine Neuordnung des EU-Rechts drängen, damit Österreich jene Studenten aus anderen EU-Ländern nicht mehr aufnehmen muss, die daheim keinen Studienplatz bekämen. Das müsste für Österreichs EU-Politik (zusammen mit der Erreichung einer effizienten Anti-Migrationspolitik) an der Spitze ihrer Anliegen liegen.

Dieses Modell müsste eigentlich – sobald sie es verstanden haben – auch die Babler-Sozialdemokraten überzeugen. Denn dabei sind – ganz im Sinne ihres Klassenkampfdenkens – ja die Kinder reicher Deutscher beziehungsweise deren Eltern die einzigen, die einen Nachteil erleiden. Ärmere Deutsche studieren eh kaum im Ausland Medizin.

Gleichzeitig würde eine solche Reform für das heimische Gesundheitssystem mehr machen als sämtliche bisherigen Vorschläge der SPÖ, die alle papieren und unfinanzierbar sind.

PS: Diese Reformen würden auch bei allen anderen Studienrichtungen potenziellen Nutzen für Österreich haben, wenngleich nicht so einen dramatischen wie bei der Medizin.

PPS: Wenn man diese vier Prioritäten setzte, dann würde mit absoluter Sicherheit ein leistungsorientierter Aufwind durch die gesamte heimische Universitätslandschaft stürmen. Dann würden Schwachsinnigkeiten sofort verschwinden, wie die Verwendung von Steuergeld für eigene Trans-Toiletten, wie der Skandal, dass irgendwelche als Wissenschaftler getarnte Kampffeministen Arbeiten von Studenten nur dann akzeptieren, wenn diese Arbeiten gegendert sind. Was übrigens auch verfassungswidrig ist, aber von manchen Rektoren toleriert wird ...

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