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Sobald jemand – wie etwa zuletzt Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer – das Problem anspricht, dass die Österreicher in Summe zu wenig arbeiten, wird das Böse-Ausbeuter-Drama abgespielt, egal ob von der Tages-, Wochen-, Jahres- oder Lebensarbeitszeit die Rede ist. Sofort wird von den Sozialisten in allen Parteien, aber am lautesten natürlich von jenen in der SPÖ, die Schimäre der alleinerziehenden Mutter als abschreckendes Beispiel ins Spiel gebracht, die neben der Aufzucht von mehreren Kindern jetzt auch noch mehr arbeiten soll. Dabei hat in Wahrheit ein sehr großer Teil der teilzeitarbeitenden Menschen gar keine Erziehungs- oder Pflegeaufgaben zu erfüllen, sondern arbeitet nur deshalb weniger, weil man es nicht notwendig hat, weil man sein Leben genießen will, weil man von einer diffusen "Work-Life-Balance" träumt. Dabei lägen die Interessen der Nation – ja, es geht um die Interessen Österreichs und damit all seiner Einwohner – in zwei ganz anderen Richtungen.
Diese zwei Interessen sind derzeit fast überhaupt die wichtigsten Aufgaben der Politik – nein, nicht nur der Politik, sondern auch des ganzen Landes (zusammen mit ein paar anderen großen Herausforderungen, wie der Sicherheit Österreichs nach außen und innen, wie der Zurückdrängung des Islamismus, wie der Reduzierung der Staatsverschuldung, wie des Abbaus von Bürokratie, wie der Verbesserung von Bildung, Rechtssystem und Forschung).
Dabei geht es um folgende zwei wichtige Aufgaben:
Beide Ziele gleichzeitig anzustreben, ist kein Widerspruch, aber es erfordert den Mut zu einem grundsätzlichen Umdenken und weitgehenden Reformen, die zusammenpassen. Dieser Mut ist aber in einer Regierung mit der heutigen Babler-SPÖ völlig undenkbar (während es von Dänemark bis Großbritannien sehr wohl Sozialdemokraten gibt, welche die Notwendigkeiten des 21. Jahrhunderts und seiner gesellschaftlichen Herausforderungen erkannt haben, scheinen solche Typen in Österreich ausgestorben zu sein; sie haben jedenfalls in der heutigen SPÖ im Gegensatz zu früher – mit Androsch, Vranitzky, Ruttensdorfer – keinerlei Rolle mehr).
Aber auch in der FPÖ gibt es heute viel weniger Exponenten als in den von Jörg Haider geprägten Jahren, die diese Notwendigkeiten begreifen würden. Unter Herbert Kickl ist die einstige Wirtschaftskompetenz der Freiheitlichen durch Übernahme des linken Sozialpopulismus ersetzt worden. So lehnt Kickl auch die allerdringlichste Maßnahme ab, die zweifellos für die Zukunft Österreichs nötig wäre, nämlich ein Hinaufsetzen des Pensionsalters angesichts einer dramatisch gestiegenen Lebenserwartung.
Welche Wege müsste Österreich nun eigentlich genau einschlagen? In Wahrheit sind die wichtigsten Strategien klar, wenn man die beiden zuvor genannten Ziele – notwendigerweise – gleichzeitig anpeilen muss. Freilich gibt es weder bei ÖVP noch Neos volle Zustimmung zu dem folgenden Katalog, bei den Grünen noch weniger, wenn auch etwas mehr als bei SPÖ oder FPÖ). Dennoch ist es wichtig, diesen Katalog klar auszusprechen, weil in Wahrheit irgendwann kein Weg an ihm vorbeiführen wird.
Seine Eckpunkte:
In etlichen Aspekten und Details besteht da gewiss noch Diskussions- und Präzisierungsbedarf. Freilich sollten die notwendigen Maßnahmen keineswegs auf bloß kosmetische Marginalreformen reduziert werden. Solche sind etwa jetzt die bloß leichten Verschlechterungen der Frühpension.
Das Tragische ist aber, dass es über eine solche große und gerechte Systemumstellung nicht einmal eine ernsthafte Diskussion gibt, dass alle Parteien, aber auch die meisten Wirtschafts- und Familienforscher Angst haben, von den anderen als "unsozial" gebrandmarkt zu werden, wenn sie Ähnliches auch nur zur Diskussion stellen würden. Daher wird es solche Reformen wohl erst dann geben, wenn es Österreich noch viel schlechter geht. Wenn es ungefähr so unterwegs ist, wie es Griechenland 2015 oder Argentinien 2023 gewesen sind. Diese sind in jenen Jahren mit schlimmen Verwundungen als Folge des dort Jahrzehnte lang gewütet habenden Sozialdemokratismus gegen die Wand gedonnert. Dort sind dann Maßnahmen nötig geworden, die noch viel umwälzender in das Wohlfahrtssystem eingegriffen haben als hier angeregt wird, wie es etwa die Halbierung der Pensionen in Griechenland gewesen ist.