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17 Gründe, warum am Ende der Sieger des Krieges China heißt

Das wird aus vielen Gründen der Fall sein – nicht zuletzt deshalb, weil Donald Trump die globale Wirtschaft in der sehr simplen Denkwelt eines Immobilienhändlers mit einem Pokerspiel verwechselt. Das ist sie aber keineswegs.

Beim klassischen Pokern gewinnt einer immer so viel, wie der andere (oder die anderen) verliert – je nachdem, wer am Schluss die besseren Karten oder beim Lizitieren die besseren Nerven hat. Diese einem Typen wie Donald Trump durchaus vertraute Denkwelt hilft aber gleich aus zwei Gründen nicht, um die Weltwirtschaft und damit auch den von Trump ausgerufenen Handelskrieg zu verstehen.

  • Denn erstens können in einer globalisierten Weltwirtschaft, wo Waren frei wandern können, alle nur gewinnen, weil ja jede Seite freiwillig(!) an dem Tausch von Ware gegen Geld teilnimmt, dabei immer einen subjektiven Vorteil anstrebt und diesen auch fast immer erzielt, während umgekehrt bei einer Unterbrechung des freien Handels auf freien Märkten immer beide Seiten verlieren. Wer das nicht versteht, versteht die Grundlogik der globalen Wirtschaft nicht.
  • Und zweitens ist der Nachteil für die USA durch die von Donald Trump ausgerufene weitgehende Unterbrechung des bilateralen Handels mit China weit größer als für die Ostasiaten. Aber das haben offensichtlich weder er noch seine handverlesenen Ratgeber begriffen, als sie China den wirtschaftlichen Atomkrieg erklärt haben. Daran, dass das ein schwerer Fehler ist, ändert Trumps gleichzeitige Entscheidung überhaupt nichts, wenigstens die wirtschaftliche Kriegserklärung an die ganze übrige Welt vorerst wieder zurückzuziehen. Auch das war schon zu spät, um den Schaden für die USA und die restliche Welt wieder auszubessern. Maßnahmen gegen die Verbrechen und die wirtschaftlichen Tricks Chinas können nur dann effektiv sein, wenn sie im internationalen und abgesprochenen Gleichschritt von Europa bis Australien erfolgen.

Damit sind auch die Luftsprünge der internationalen Börsen massiv verfrüht, die derzeit ringsum bejubelt werden.

In der Folge seien die 17 wichtigsten Gründe im Detail analysiert, warum die USA den Handelskrieg mit China wohl verlieren werden. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ausgangs des Handelskrieges sollte man auch dann zur Kenntnis nehmen, wenn einem emotional wie rational ein Sieg der Amerikaner viel lieber wäre:

  1. Donald Trump hat sich durch seine tagelangen wirtschaftspolitischen Kampfansagen an wirklich die gesamte Welt überall nur Feinde gemacht. Das kann er durch sein jetziges, noch dazu befristetes Friedensangebot an alle außer China nicht mehr rückgängig machen. Damit hat er in wenigen Tagen den gar nicht zu beziffernden Wert der globalen Sympathien für sein Land zertrümmert. Niemand mehr vertraut den USA. Aber ohne vertrauensvolle Freunde kann man keine Kriege gewinnen, auch keine Wirtschaftskriege. Dabei bräuchte Trump in Wahrheit ganz dringend Freunde in Europa und in sämtlichen Ländern rund um China, wenn er gegen China einen Krieg (welcher Art immer) führen will – hat er doch in einem Punkt sicher recht: Die rapide globale Machtvermehrung Chinas ist beklemmend.
  2. Während Trump durch seine chaotischen Zollaktionen Amerika aller Freunde beraubt hat, schließen sich China und Russland – dessen Angriff auf die Ukraine ja alles andere als programmgemäß läuft – bedrohlich eng zusammen. Es ist jedenfalls ein auffallender "Zufall", dass wenige Tage nach Trumps ökonomischer Kriegserklärung an China die Russen in chinesischen Medien für Söldnerdienste im Ukrainekrieg zu werben begonnen haben.
  3. Auch sonst hat China in Russland nun einen wertvollen Alliierten, um nicht zu sagen Satelliten gefunden: Präsident Putin ist so sehr abhängig von Chinas Staatschef Xi Jinping geworden, dass dieser die Preise fast diktieren kann. China kann sich dadurch eindeutig billiger mit Öl und Gas versorgen als jeder andere Staat. Damit verschafft sich China billige Energie. Dies alleine gibt schon in wirtschaftlichen Auseinandersetzungen dramatische Wettbewerbsvorteile.
  4. China ist eine Diktatur, die ihre Unterworfenen zwingen kann, eventuelle raue Zeiten durchzustehen. Die USA hingegen sind eine Demokratie. Eine solche kann dramatische Krisen nur dann durchstehen, wenn die ganze Bevölkerung hinter der Führung steht (wie es etwa in den beiden Weltkriegen der Fall war, nachdem die Deutschen in ihrer Dummheit die USA hineingezogen haben). Die volle Unterstützung durch die Bevölkerung ist heute in den tief polarisierten USA aber schon aus parteipolitischen Konflikten heraus keineswegs gegeben. Sie wird noch weiter sinken, sobald die einfachen Bürger die durch die Trump-Zölle ausgelöste Inflation und den Werteverfall ihrer Altersvorsorgen am eigenen Leib zu spüren bekommen.
  5. Die US-Bürger sind in keiner Weise emotional auf einen extremen Handelskrieg vorbereitet, hat der Präsident doch so getan, mit seinem "Befreiungstag" würden gleichsam Milch und Honig zu fließen beginnen.
  6. Trump muss, im Gegensatz zur chinesischen Führung, vor allem die Wähler (die vor allem Konsumenten und Pensionsansparer sind) fürchten, die ihn und seine Partei in eineinhalb Jahren bei den Kongresszwischenwahlen dramatisch besiegen und damit zu einer lahmen Ente machen könnten, wenn er nicht bis dahin echte Erfolge in seinem Wirtschaftskrieg erzielt haben sollte. Das würde wohl chinesische Konzessionen voraussetzen, die aber fast unvorstellbar sind, wenn sich ein Land wie China wirklich als Mittelpunkt der Welt versteht.
  7. Die von Trump angesprochen Möglichkeit, alle derzeit aus China kommenden Produkte künftig im eigenen Land zu produzieren, ist nur eine theoretische: Denn das amerikanische Lohnniveau ist viel höher als fast in ganz Asien.
  8. Außerdem werden viele Investoren schon wegen der erratischen und rational kaum begründbaren Zickzack-Politik der Trump-USA unwillig sein, wichtige Produktionslinien in den Zugriff eines solchen Präsidenten zu bringen. Der Bau von Fabriken dauert außerdem oft länger als die noch mögliche Amts- oder gar Mehrheits-Zeit des US-Republikaners, und bei einem Nachfolger wäre eine Rückkehr zu einer rationalen Handelspolitik zumindest wahrscheinlich: Das macht größere Investitionen ins Hochlohnland USA langfristig unwirtschaftlich.
  9. Die Amerikaner beziehen aus China viele Produkte, die unersetzlich für ihre eigenen Exporte sind. Diese werden sich jetzt durch die Trump-Zölle dramatisch verteuern und an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Das bekannteste, aber keineswegs einzige der dadurch schwer getroffenen Unternehmen ist Apple.
  10. Noch gravierender ist die Abhängigkeit der USA im Bereich der Medizin. Zahllose pharmazeutische Produkte und Vorprodukte kommen aus China. Auch in Europa sollte noch jeder in Erinnerung haben, wie sehr der Kontinent während der Pandemie plötzlich wichtige Medikamente von China nicht bekommen hat. Allein durch einen Ausfuhrstopp im Bereich der Antibiotika könnte China wahrscheinlich die USA sehr rasch in die Knie zwingen. Dafür muss es gar nicht erst die verzögerte Wirkungskette abwarten, die etwa so aussieht: US-Zölle – Preiserhöhungen für US-Konsumenten – Inflation – Wirtschaftsflaute in den USA – Wahlniederlage für Trumps Republikaner.
  11. Selbst wenn die USA am Ende Taiwan opfern sollten, um Peking zu besänftigen, würden sie wirtschaftlich durch eine Okkupation Taiwans durch China schwer verlieren. Denn Taiwan produziert etwas, was weder die Festlandchinesen noch sonst jemand hat: Die besten und fortgeschrittensten Halbleiter-Chips der Welt kommen von dieser Insel. Fällt auch diese Produktion am Ende in die Hände Pekings, dann würden sich die wirtschaftlichen Karten der USA noch mehr verschlechtern.
  12. Während die USA auf viele Produkte chinesischer Herkunft nicht verzichten können oder nur unter schwersten Folgen, kann sich Peking sogar einige Zeit einen theoretischen Gesamtausfall der Exporte leisten. Denn das einzige, was China dadurch verliert, ist Geld. Aber Geld hat China in einem unglaublichen Ausmaß: 3,2 Billionen – die USA hingegen nur 0,3 Billionen, nicht einmal ein Zehntel.
  13. Noch schlimmer: Die Chinesen halten einen guten Teil ihrer Währungsreserven in Form von amerikanischen Staatsanleihen. Diese Tatsache macht aber auch klar, weshalb deren Wert  gleichzeitig mit dem Absturz der Börsenkurse gesunken ist. Normalerweise flüchten Anleger genau in diese Anleihen, wenn die Aktienkurse riskant werden. Diesmal haben die Anleger jedoch US-Anleihen nicht nur nicht gekauft, sondern sogar verkauft. Und selbst wenn China noch nicht begonnen haben sollte, amerikanische Staatsanleihen zu verkaufen, genügt die Furcht der Investoren, dass China das tun könnte. Damit entstehen schwere Schäden für die USA, ohne dass China überhaupt aktiv werden müsste. Denn die Amerikaner müssen nun für jede neuaufgelegte Anleihe deutlich höhere Zinsen zahlen.
  14. Die wirklich entscheidende Aktion, warum die Chinesen den Wirtschaftskrieg gegen Trump gewinnen werden, haben sie schon in den letzten Jahren und Jahrzehnten gesetzt: Sie haben über eine lange Zeit durch Niedrighalten ihres Lebensstandards ihre Kriegskasse mehr und mehr aufgefüllt, während Amerikaner und Europäer üppig konsumiert und als Folge der sozialdemokratischen Populismus-Pandemie immer weniger daran gedacht haben, dass Konsum, Sicherheit und Altersversorgung zuerst verdient werden müssen.
  15. Insbesondere die US-Amerikaner konnten das lange als Zinsen ihrer militärischen Stärke tun. Denn solange die USA auf Grund dieser Stärke als der sicherste Platz der Welt gelten, um sein Geld – durchaus legal – dort zu investieren, wird der Dollar massiv überbewertet. Damit haben sich die Amerikaner das erspart, was anderswo die Folge ist, wenn eine Gesellschaft über ihre Verhältnisse lebt, wenn sie ständig weniger arbeitet als andere, wenn sie mehr konsumiert als produziert, wenn sie also ein Handelsbilanzdefizit hat. Normalerweise führen solche Defizite zu Währungs-Abwertungen (wie sie etwa Italien und andere europäische Konsumfreunde vor Einführung des Euro regelmäßig erlebt haben, wie sie viele Drittwelt-Staaten immer noch erleben). Nur durch eine – ebenfalls unpopuläre – Dollarabwertung könnte wieder ein Gleichgewicht der Handelsströme erreicht werden, keinesfalls aber durch willkürliche und provokative Zoll-Exzesse. Denn diese sind noch viel schädlicher als Dollarabwertungen.
  16. Dieses Phänomen der anhaltenden Dollar-Überbewertung könnte man auch als Folge der langjährigen Rolle als unbedankter Weltpolizist Nummer eins ansehen.
  17. Kann die in den letzten Tagen durch Trump der globalen Weltwirtschaft angetane Zerstörung wieder gut gemacht werden? Höchstwahrscheinlich nicht. Das wird schon gegenüber den Europäern und der Dritten Welt nicht glücken. Zu schwer ist der Vertrauensschaden. Noch weniger gegenüber China, das sich jetzt noch mehr auf künftige Konflikte vorbereiten wird.

Trotzdem sei angemerkt, dass es eine Ideallösung für das gegenwärtige Chaos gäbe: Das wäre ein weltweites Handelsabkommen, das Handelsschranken aller Art zwischen allen Ländern abbauen würde, das bei Verstößen wirksame Sanktionen verhängen könnte, das zum größten Wohlstandsgewinn seit Erfindung des Kunstdüngers und der Pocken-Impfungen führen würde. Ein solches Abkommen abzuschließen hatte man insbesondere schon im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO in der Doha-Runde am Beginn des Jahrtausends versucht. Es ist an nationalen Kurzfrist-Egoismen ebenso gescheitert wie an grüner und sozialistischer Panikmache und nicht zuletzt an zahllosen Bauernlobbys.

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