Toxischer „Schnee“: TV-Serie im Klimawahn-Modus

Dass der "Für-Alle"-ORF seine Informationsschiene gesellschaftspolitisch gleichgeschaltet hat, ist für aufmerksame Hörer und Seher (und alle, die es nicht mehr sind) kein allzu großes Geheimnis. Hoch im Kurs stehen derzeit, nachdem auf den angeblichen Rekord-Hitzesommer jäh Dauerfrost und meterhoch Schnee in den Bergen gefolgt sind, negativ konnotierte Berichte im Themenspektrum Klimawandel/Wintersport/Skitourismus, die am Küniglberg längst auch auf Wetter- und Sportberichterstattung übergegriffen haben (wie im Tagebuch unlängst treffend ausgeführt wurde). Was aber noch fehlte war, auch den fiktionalen Hauptabend-Serienbereich mit einseitigem Framing hinsichtlich Klimakrise und wokem Gesellschaftsverständnis zu besetzen – was nun in den vergangenen Tagen mit der Mystery-Thriller-Serie "Schnee" aber endlich nachgeholt wurde.

In der Tat ist man in den öffentlich-rechtlichen Sendern des deutschsprachigen Raumes einiges gewohnt, was die "Botschaft" so mancher Filme und Serien betrifft. Man denke nur an den "Tatort", wo es nur so vor Rechtsextremen wimmelt, aber selten bis nie der in der Realität vorhandene statistische Überhang migrantischer Straftäter abgebildet werden darf. Beim Sechsteiler "Schnee" – aufwändig und mit heimischer Starbesetzung in Szene gesetzt – ist ebenfalls schon bald klar, wer die Guten und wer die Bösen zu sein haben. Es wimmelt nur so vor Klischees und Stereotypen, sodass man das Ganze wie bei Thomas Bernhard eigentlich als sinistre Komödie, als Alpen-Satire lesen müsste (und vielleicht wird man das in einigen Jahrzehnte auch tun, falls die kommende Generation den Klima-Hype entlarven wird).

Hier die autochthone Bergbevölkerung, die als geldgierig, konservativ und einfallslos beschrieben wird und mit dem Raubbau an der Natur (schon vor 40 Jahren) den Grundstein für den eigenen Untergang gelegt hat (und natürlich konspirativ mordet); dort eine klima- und gesellschaftspolitisch aufgeschlossene Gruppe, die im Einklang mit den Kräften der übermächtigen Natur das Überleben sichern möchte und entsprechend positiv besetzt ist (und am Ende natürlich triumphiert). Das Ganze eingebettet in einen mitunter verwirrenden, schwülstig-esoterischen Plot, ein allzu plattes Alpen-Akte-X für Arme.

Aber wichtig war den Macherinnen (das fast nur aus Frauen bestehende Team wird explizit als großes Asset beworben) ja die korrekte Botschaft. Und die ist unübersehbar:

  • Das Dorf Rotten in Tirol leidet seit Jahren an Schneearmut und damit an leeren Hotels und Pisten – selbst für Schneekanonen ist es schon zu warm.
  • Also soll eine neue Gondelbahn ins hochalpine Gelände neue Flächen erschließen und so Touristen sowie den Ski-Weltcup zurückbringen.
  • Dafür muss ein Bergrücken abgesprengt werden (klarerweise eine Anspielung an die letztlich gescheiterte "Gletscherehe" Pitztal-Ötztal, wo für eine Seilbahn ein Gipfel begradigt werden sollte).
  • Der Seilbahnchef ist ein übler Patriarch, ein klassischer "alter, weißer Mann", der kraft seiner toxischen Männlichkeit für seine Pläne auch über Leichen zu gehen bereit ist.
  • Das Aufreger-Thema Wolf kommt natürlich auch vor: Der ist natürlich nur in den Augen des Bergvolks eine blutrünstige Bestie – denn eigentlich beschützt er die Natur und jene Menschen, die diese achten.
  • Die Familienbande über drei Generationen wird durchwegs negativ konnotiert; zudem kokettiert der Familienvater mit einem Seitensprung zu seiner alten Tiroler Liebe, während seine Frau eine starke Band mit lesbischen Anklängen zu einer progressiv denkenden Dorfbewohnerin knüpft.
  • Da dürfen selbstredend zwei Hauptmotive des morbiden Österreich auch nicht fehlen – nämlich schmelzende Gletscher, die Leichen freigeben (Ötzi), und dunkle Keller, in denen Personen eingesperrt werden (Kampusch/Fritzl).
  • Und am Ende darf natürlich das Leitmotiv der Klimahysterie nicht fehlen – nämlich dass die Menschheit, wie von manchen ohnedies prophezeit (die halt leider nicht gehört wurden), von der Natur für ihr Tun bestraft wird: Der sich rächende Berg begräbt das Dorf unter einem Felssturz – die Alpen-Apokalypse ist endlich da!

Wenn man so in den Schmalztopf rot-weiß-roter Klischees greift, ist es kein Wunder, dass auf solch edler Mission das eine oder andere schon einmal durcheinanderkommt. Aber bitte, wer wird es den Filmemacherinnen, die von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann persönlich bei diesem Projekt unterstützt wurden, schon übelnehmen, wenn …

  • es völlig abstrus ist, dass auf den Gipfel eines gewaltigen Felsdomes (der der mächtige Monte Pelmo in Südtirol als Vorlage des "Muttsteins" zweifelsfrei ist) eine Seilbahn geführt werden soll, von wo klarerweise gar kein Wintersportler talwärts fahren kann (oder sollte auch eine Piste in die schroffen Felswende gesprengt werden?);
  • eine 6er-Gondelkabine im Stil der 90er-Jahre als künftige Seilbahn der Superlative angepriesen wird, die es "weit und breit so noch nicht gibt" (was der Regie nur passieren kann, wenn man nicht mitbekommen hat, wie modern es längst in den Alpen zugeht);
  • bloß drei Männer der Bergrettung ohne Hubschrauber-Unterstützung ein am Berg vermisstes Mädchen vor dem drohenden Tod in bitterkalter Nacht suchen (wo jeder weiß, dass in Österreich oft Hundertschaften unterwegs sind, um etwa nächtens tschechische Bergtouristen zu retten);
  • für jedermann klar ersichtlich ist, dass es sich bei der Jahreszeit nicht um den Hochwinter handeln kann, sondern um das Frühjahr (weil an den Südtiroler Drehorten einfach noch zu viele Gäste unterwegs gewesen wären), wie auch die Dreharbeiten zwischen März und Ende Mai belegen – was wiederum die Mär von "Kein Schnee mehr" komplett konterkariert;
  • die Szenerie zwischen ober- und unterhalb der Baumgrenze wild hin- und herspringt (was nur beweist, dass die Filmemacherinnen wenig Bezug zum alpinen Raum haben);
  • gestoche scharfe Landarzt-Ultraschallbilder aus dem Babybauch und Regional-Zeitungen mit Farbfotos vorkommen (wiewohl es beides vor 40 Jahren noch gar nicht geben konnte).

Aber wer redet von solchen Regiefehlern, wenn doch der gute Wille und die hehre Absicht zählen? Und man sollte als bald Zwangsgebührenzahler noch froh sein, dass in den Dialogen nicht auch noch gegendert wird und – der Sichtbarmachung und des woken Selbstverständnisses wegen – nicht auch noch schwarze Protagonisten (pardon, "People of Color" natürlich) und welche aus der (queeren) Migranten-Community in die düstere Bergszenerie hineinverwoben werden.

Apropos Quoten: Die waren dem Niveau dieses Mystery-Thrillers durchaus angemessen, denn bloß 405.000 Zuseher (Marktanteil 15 Prozent) schauten am ersten der beiden Sende-Montage zu; dass der ORF die Quoten für das Finale gleich gar nicht publizierte, lässt in der Folge auf einen massiven Einbruch schließen – also ein veritables Quoten-Desaster. Zum Vergleich: Bei echtem Skisport, etwa dem Schladminger Nachtslalom, sind es am selben Sendeplatz mitunter 1,5 Millionen Zuseher (49 Prozent Marktanteil), die ORF1 aufdrehen.  

Dass auch die Mainstream-Medien zwar die Serie im Vorfeld geradezu hymnisch bewarben, sich dann aber mit Kritik nobel zurückhielten – weil es wohl oder übel eine Vernichtung hätte geben müssen –, passt perfekt ins aktuelle Medien-Meinungsmachungsbild unter ORF-Dominanz. Dabei hätte der Zuseher schon erfahren können, was ihn eine derartige Klima-Woke-Erziehungsmaßnahme eigentlich so kostet. Das erfährt er nämlich nirgends in einer der vielen Aussendungen. Da "Schnee" in Koproduktion von ORF, BR, NDR und ARTE entstanden ist, kann sich jeder ausrechnen, dass da viele Millionen an deutsch-österreichischen Gebührengeldern hineingeflossen sind.

Und schließlich hat sich ja auch ORF-General Weißmann persönlich für dieses Werk eingesetzt. Gleich und gleich gesellt sich eben gern.

 

Thomas Bukowski ist das Pseudonym eines österreichischen Journalisten.

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