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Die Krise ist auch eine große Chance

Jene Menschen, die ob des Trommelfeuers schlechter Nachrichten über die gesundheitliche Gegenwart und wirtschaftliche Zukunft noch nicht depressiv geworden sind, sind heute die weitaus wichtigsten Zeitgenossen. Denn sie haben erkannt: Krisenzeiten können auch Zeiten gewaltiger Innovationen sein und zu einer Explosion von Kreativität führen.

So löst die Krise mit Sicherheit viele langfristige Verbesserungen des Gesundheitssystems aus, von der Pharma-Forschung bis zur Erkenntnis, was wir an strategischen Reserven bei Medikamenten oder Spitalskapazitäten brauchen. Solche Fortschritte sind ja immer primär durch Probleme mit schlimmen Krankheiten ausgelöst worden.

So passiert Ähnliches im Bildungssystem: Lehrer lernen im Blitztempo die bisher oft wenig geliebten Anwendungen der Digitalisierung; umgekehrt aber begreifen viele EDV-Freaks erstmals den gleichzeitig unersetzbaren Wert eines leibhaftigen Lehrers.

So kommt es zumindest zu einem leichten Abbau von Überregulierungen im Rechtssystem, wo die Blockademöglichkeiten für Gewerkschaften abgebaut werden, wo Arbeitgeber plötzlich die Mitarbeiter zum Abbau von altem Resturlaub zwingen können, wo Ärzte neuerdings auch in anderen "Fächern" arbeiten dürfen – allerdings hat der Liberalisierungswille nicht mehr dazu gereicht, das Vetorecht der Gewerkschaft bei der Genehmigung von Kurzarbeit zu beenden. Obwohl eine solche Veto-Ausübung dann zwingenderweise zu noch mehr Kündigungen führt.

Und vor allem gibt es gewaltige Chancen in der Wirtschaft. Da ist weniger die Hochschaubahn der Börsenkurse gemeint, sondern die vielen kreativen Schübe in Stunden der Not. Da bauen österreichische Techniker plötzlich mit Bestandteilen aus dem Baumarkt ganze Sauerstoffgeräte. Da entwickelt ein junger Österreicher eine Internet-Plattform zum Tarockieren. Da baut ein philippinischer Schüler mit dem zu Weihnachten bekommenen 3D-Drucker Vollvisiermasken. 

Niemand kann wissen, welche dieser plötzlich in Gang gekommenen Entwicklungen – und von hundert anderen, die irgendwo anders, oft noch unentdeckt vorangetrieben werden – langfristig zum großen Erfolg wird. Man hat ja auch im 20. Jahrhundert nicht gewusst, in welcher der vielen, von Studenten umfunktionierten kalifornischen Garagen gerade der Grundstein zu den größten Unternehmen des 21. Jahrhunderts gelegt wird.

Aber ganz sicher ist, dass nie die Chance auf tolle Entwicklungen größer ist, als in Stunden der Krise und Not.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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