Ein Virus wie ein Weltkrieg

Große Katastrophen gab und gibt es seit Anbeginn der Welt – und es werden noch viel größere kommen (damit meine ich nicht die unmittelbar zu erwartende Apokalypse der Greta-Religion). Statistisch gesehen wird Covid-19 die weltweite Sterblichkeit um den Bruchteil eines Promilles steigern.

Die "normale" Grippe fordert jährlich nahezu eine dreiviertel Million Todesopfer in allen Altersgruppen (wobei in Österreich gerade einmal acht Prozent einen aufrechten Impfstatus vorweisen). In einer massiv überalterten Bevölkerung mit entsprechenden Vorerkrankungen ist daher mit entsprechend höheren Todeszahlen zu rechnen, wobei auch eine für Junge harmlose Erkältung in dieser Kohorte der Alten regelmäßig zu tödlichen Komplikationen führt.

Alarmierend jedoch ist die Tatsache, dass vorwiegend ältere Menschen durch das Virus besonders gefährdet sind; daher halte ich die derzeitigen Maßnahmen NICHT für überzogen, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Was uns jedoch so betroffen macht, ist, dass dieser Konflikt uns und unser soziales Umfeld ohne Ankündigung unmittelbar zu Beteiligten macht und Viele sich der Situation fassungslos und scheinbar hilflos in Hysterie mit Hamsterkäufen und dann tiefer Depression ergeben.

Leider ist es mir nicht gelungen, so manchen Mitbürger, der sich mit Klopapierbergen auf dem Wagerl durch den Supermarkt zwängte, davon zu überzeugen, dass es sich bei Corona nicht um eine Durchfallerkrankung handelt …

Wer denkt jetzt noch an die zigtausenden Toten, die weltweit sinnlosen Konflikten zum Opfer fallen? Und tritt dann wie bei allen Katastrophen nach kurzer Fehleranalyse wieder kollektive Amnesie ein?

Statt, wie das Kaninchen vor der Schlange, auf den tödlichen Biss zu warten, sollten wir die gewonnene arbeitsreduzierte Zeit dazu nutzen, über essentielle Werte in unserem Leben und der uns umgebenden Gesellschaft zu räsonieren, sofern neben dem instinktiven Notfallprogramm in den Gehirnen noch Kapazitäten für ein Mindestmaß intellektueller Abstraktionsfähigkeit verblieben sind.

Das Virus scheint die Welt auf den Kopf zu stellen. Und ja – wie nach einem globalen Krieg wird danach kein Stein auf dem anderen bleiben. Die seit langem von seriösen Ökonomen angekündigte wirtschaftliche Katastrophe wird nun mit voller Wucht marode Banken und Betriebe treffen, die, statt auf Innovation, moderates Wachstum und Rücklagen zu setzen, mit billigen Krediten ihren ökonomischen Status Quo auf Pump und Hoffnung auf ein Wunder erhalten haben – nur halt ein paar Monate früher.

Vielleicht verhindert aber die gleichzeitig global aufgetretene Krise zumindest ausgedehnte kriegerische Auseinandersetzungen, da die militärischen Kräfte in den meisten Ländern mit Ordnungs- und Versorgungsaufgaben gebunden sind. Letztendlich ist die hemmungslose Globalisierung neben allen ihren guten Errungenschaften an ihre Grenzen gelangt und hinterlässt die einzelnen Staaten, die nun von den pulsierenden Arterien des grenzenlosen Handels abgeschnitten sind, in heller Verzweiflung.

So gibt es hierzulande schon seit Monaten einen Engpass bei wichtigen Arzneimitteln, da große Pharmakonzerne und Generikaproduzenten sich bei der Produktion wichtiger Grundagentien und Medikamente fast exklusiv auf China und andere asiatische Staaten verlassen haben. Dieses Beispiel ist auf fast alle wichtigen Wirtschaftsbereiche anwendbar. Gelddrucken durch die EZB wird die Situation lediglich ganz kurzfristig entlasten. Nur eine ökonomische Neuordnung Europas mit einer Währungsreform kann unseren kollektiven Wohlstand langfristig garantieren. Und diesmal haben wir die Chance dies, ohne vorangegangenen physischen Krieg, mit den vorhandenen Ressourcen zu schaffen.

Daher bietet uns die Krise auch wertvolle Erfahrungen, die wir tunlichst nutzen sollten:

  • Nationalstaaten mit funktionierender Exekutive, Infrastruktur, einem soliden Gesundheitssystem und einem starken Zusammengehörigkeitsgefühl unter der Bevölkerung werden mit einem blauen Auge davonkommen. Denn, wer unterversichert ist, verliert im Schadensfall letztendlich alles und begibt sich in die Abhängigkeit vom Almosen Anderer.
  • Die Bevölkerung wird sich wieder solidarischer Grundwerte bewusst – man hilft den Schwächeren, Junge versorgen Alte – familiäre Strukturen und Nachbarschaftshilfe erleben eine Renaissance.
  • Kleine Betriebe und Geschäfte im Umkreis spielen als Nahversorger eine essentielle Rolle, bieten Arbeitsplätze – und die Wertschöpfung bleibt im Land.
  • Grundnahrungsmittel und Produkte des täglichen Bedarfs werden wieder verstärkt im eigenen Land hergestellt, auch wenn die Gewinnmargen zunächst bescheiden sein mögen.
  • Eine verbesserte öffentliche Verkehrsinfrastruktur ermöglicht die Reduktion eines kostenintensiven Individualverkehrs.
  • Der Urlaub in unserem wunderschönen Land bleibt leistbar, erhält Arbeitsplätze im Fremdenverkehr und garantiert die Existenz der Bauern.

Bei alledem muss klar werden, dass wir unsere Erwartungen und Ansprüche einige Gänge zurückschalten müssen. Die Bescheidenheit, für die wir unsere Altvorderen verlacht haben, wird sich als eine der wertvollsten Tugenden erweisen. Die rechtzeitige und verständliche Vermittlung dieser Tatsachen wird eine der wichtigsten Aufgaben einer verantwortungsbewussten Regierung sein. Auch wenn dies zu einem Aufschrei der unproduktiven Linken führen wird, sei uns doch vor Augen geführt, dass alle kollektivistischen sozialistischen Systeme gescheitert sind und nicht selten kausal für wirtschaftliche Katastrophen waren.

PS: Noch ein medizinischer Aufruf: Bitte bedecken Sie Mund und Nase mit einem engmaschigen Schal, oder Tuch, wenn Sie Geschäfte, Arztpraxen oder öffentliche Verkehrsmittel betreten. Das schützt Sie persönlich zwar nicht vor Infektionen, aber die Anderen, indem der wichtigste Übertragungsweg – die Tröpfcheninfektion – deutlich verringert wird. Bei lautem Sprechen, Husten, Nießen ist auch der Abstand von 1 Meter viel zu gering! Dies sollte eigentlich bei jedem Atemwegsinfekt Usus werden. Diese kollektive Rücksicht trägt schon seit Langem in überbevölkerten Ländern wie Singapur oder Taiwan zu allgemein niedrigen Infektionsraten bei.

Dr. Georg Ludvik Ist niedergelassener Facharzt für Urologie in Wien.

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