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Martin Rhonheimer, der einsame Rufer in der kirchlichen Wüste

Die katholische Kirche hat – vorsichtig ausgedrückt – ein gespanntes Verhältnis zum Kapitalismus. Mehrere päpstliche Enzykliken widmen sich seit dem Jahr 1891 ("Rerum Novarum", Leo XIII.) der "sozialen Frage" und fordern Unternehmer und Manager auf, mehr Augenmerk aufs Gemeinwohl zu richten. Dass Unternehmer nur dem Profit hinterherjagen und darüber die Interessen der Gesellschaft als Ganzes übersehen, wird von der Kirche – speziell von den zuletzt extrem weit nach links gedrifteten katholischen Sozialakademien und der Caritas – scharf kritisiert (von der evangelischen Kirche ganz zu schwiegen, die sich mittlerweile völlig unverhüllt als Vorfeldorganisation der Sozialisten positioniert).

Wer seine Urteile vom Elfenbeinturm aus und von jeder ökonomischen Sachkenntnis ungetrübt spricht, neigt dazu, in die Sirenengesänge sozialistischer Gerechtigkeits- und Umverteilungsapologeten einzustimmen, wie man bei Auftritten von Klerikern mit schöner Regelmäßigkeit erleben kann.

Doch noch ist Polen nicht verloren! Es gibt zumindest eine Ausnahme: Martin Rhonheimer, seines Zeichens Professor für Ethik und politische Philosophie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom und Gründungspräsident des Austrian Institute of Economics and Social Philosophy in Wien, ist ein überzeugter Anhänger der "Österreichischen Schule der Nationalökonomie propagiert den freien Markt und steht damit in wirtschaftlichen Fragen in scharfer Opposition zum kirchlichen Hauptstrom.

In einem aktuellen Interview mit der "Wirtschaftswoche" erklärt er, dass die Wurzel vieler einschlägiger Missverständnisse in der unter Klerikern verbreiteten Ahnungslosigkeit in Fragen der Ökonomie liegt. So wird etwa meist übersehen, dass die Erzielung von Gewinnen einen Beitrag der Unternehmen zum Gemeinwohl voraussetzt, weil dieser ansonsten nicht zustande gekommen wäre. Nur ein Unternehmer, der die Bedürfnisse der Menschen mit den von ihm gelieferten Gütern und Dienstleistungen zu einem günstigen Preis befriedigt, kann langfristig erfolgreich Werte schaffen, von denen die Allgemeinheit profitiert. Ein Unternehmen, das keine Gewinne erwirtschaftet, vernichtet dagegen Werte und vermindert den gesellschaftlichen Wohlstand.

Die im System einer freien Marktwirtschaft entscheidende Anreizfunktion des Gewinns gereicht der gesamten Gesellschaft zum Vorteil – wie der schottische Moralphilosoph Adam Smith schon anno 1776 schrieb: "It´s not from the benevolence of the butcher (…) that we expect our dinner, but from their regard to their own self-interest…".

Jede staatlich erzwungene Umverteilung aber reduziert Leistungsanreize und schafft Anspruchsberechtigte, die nichts zum Gemeinwohl beitragen. Der zu verteilende Kuchen wird dadurch kleiner. Mit Steuern zu steuern erweist sich demnach als Schuss in den Ofen: Wird Leistung beispielsweise durch ein progressives Einkommensteuerstem pönalisiert, wird weniger davon erbracht. Keiner lässt sich aus freien Stücken zum Sklaven von Trittbrettfahrern und Sozialparasiten erniedrigen.

Und weil der Mensch auf gebotene Anreize prompt reagiert, treten oft unerwünschte Folgen politischen – also nicht auf Verträgen, sondern auf Zwang gestützten – Handelns ein. Warum wohl stößt man, wohin man auch blickt, unentwegt auf Politikversagen, während freie Märkte dagegen stets problemlos funktionieren?

Rhonheimer: "Non-Profit-Organisationen bewirken nicht mehr, sondern entschieden weniger für das Gemeinwohl als profitorientierte Unternehmen." Mit Aussagen wie dieser steuert der unerschrockene Kirchenmann, der auch mit Kritik am gegenwärtigen Bischof Roms nicht hinter dem Berg hält, hart am Wind.

Dass die Kirche sich – auch in Fragen der Caritas – immer stärker dem Staat anbiedert, sieht Rhonheimer ebenfalls kritisch. Sie verliert dadurch an Eigenständigkeit und verweltlicht mehr und mehr. In der Tat sind aus Kirchenkreisen in letzter Zeit so gut wie ausschließlich Kommentare zur Tagespolitik – etwa in der Migrationsdebatte – und kaum noch Stellungnahmen zu spirituellen Fragen zu hören.

Dass der Kapitalismus in der katholischen Kirche meist kritisch gesehen wird, liegt nach Ansicht Rhonheimers zu einem guten Teil an ihrer fatalen Einbindung in den Sozial- und Steuerstaat. Doch wie er bei einer anderen Gelegenheit einmal hellsichtig und korrekt feststellte: "Barmherzigkeit kann nicht mit Zwangsmaßnahmen realisiert werden."

Die Kirchen würden gut daran tun, sich mehr ums Seelenheil ihrer Schafe und weniger um tagespolitische Fragen zu kümmern, für deren Beantwortung ihnen jedes Verständnis fehlt.

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