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Eine Wahl, bei der gleich vier historische Sensationen möglich sind

Studiert man die (seriösen) Meinungsumfragen genau, dann scheint bei den Oktoberwahlen gleich eine vierfache Sensation möglich zu sein.

Die erste Sensation: Schafft die ÖVP etwas, was sie noch nie geschafft hat?

Wobei nur die erste Sensation praktisch schon von allen erwartet wird – nämlich ein Sieg der derzeit ja bei allen Umfragen deutlich führenden ÖVP.

Ein solcher Sieg, so weit entfernt er auch ist, hätte aber auch eine wirklich historische Dimension, die noch kaum jemandem bewusst ist: Denn in der gesamten österreichischen Parteiengeschichte hat die ÖVP noch nie eine Wahl gegen einen gewählten sozialistischen Bundeskanzler gewonnen. Wolfgang Schüssel hat das Kanzleramt ja aus der dritten Position heraus erobert. Und sonst hat die ÖVP immer nur dann gewonnen, wenn sie davor schon selbst den Kanzler gestellt hat.

Ein ÖVP-Sieg wäre auch deshalb so sensationell, weil ja die SPÖ ihre Machtposition derzeit so heftig missbraucht wie noch nie. Weil sie den ORF als einseitiges Propagandainstrument einsetzt, wie das noch nie seit dem ORF-Gesetz 1967 der Fall gewesen ist. Weil sie auch den gesamten (in hohem Ausmaß ja subventionsabhängigen) Kultursektor in hohem Ausmaß instrumentalisiert.

Das würde eine Niederlage der SPÖ im Oktober trotz allem erstaunlich machen. Das würde dann im übrigen auch in der SPÖ den parteiinternen Atomkrieg ausbrechen lassen. Christian Kern wäre dann wohl bald Geschichte, und der linke Flügel rund um die Frauengarde im Wiener Rathaus und der rechte rund um die Burgenland-Fraktion würden einander so heftig bekriegen, dass man selbst einen Zerfall der Partei nicht ganz ausschließen kann.

Das wäre übrigens gar nicht so ungewöhnlich. Von Frankreich bis Italien, von den Niederlanden bis Griechenland, von Ungarn bis Spanien: Fast überall haben neue, fast aus dem Nichts entstandene Bewegungen die alte Sozialdemokratie zertrümmert und links (etwa in Griechenland) oder rechts (etwa in Italien und Frankreich) als Häufchen Elend liegengelassen.

Zweite Sensation: ÖVP erobert Frauen und Pensionisten

Die zweite Sensation hat sich etwa nach dem Puls-4-Sommergespräch von Sebastian Kurz gezeigt. Der (den Schwarzen gewiss nicht nahestehende) Privatsender hat danach – wie auch zuvor bei den Parteichefs Kern und Strache – eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Dabei hat Kurz nicht nur bei allen Fragen und in allen Untergruppen weit besser abgeschnitten als die beiden anderen Kanzlerkandidaten. Noch viel sensationeller ist, dass Kurz von den Frauen noch deutlich besser beurteilt wird (67 Prozent von ihnen fanden ihn "insgesamt überzeugend") als von den Männern (58 Prozent tun dies); und von den Pensionisten (72 Prozent) noch besser als von den Jungwählern (59 Prozent).

Das ist vor allem deshalb so erstaunlich, weil beide Gruppen in den letzten Jahren Schwachstellen der ÖVP gewesen sind. Die Pensionisten waren überhaupt die treueste (und fast letzte) Bastion der SPÖ. Und auch die Frauen waren auf der Linken seit längerem etwas stärker repräsentiert als auf der Rechten.

Beides hat Kurz offenbar umgedreht. Was auch immer die Ursache sein mag. Wirkt Kurz emotional, obwohl er eigentlich sehr nüchtern agiert? Ist es seine angenehme und höfliche, aber doch selbstsichere und überzeugende Art, die besonders bei weiblichen und älteren Wählern gut ankommt, die in ihm den idealsten Schwiegersohn der Nation zu sehen scheinen? Ist es seine konsequente Haltung in Sachen Flüchtlings-Stopp, der Frauen und Pensionisten besonders wichtig ist?

Das Ergebnis bleibt jedenfalls sensationell. Dabei hat Kurz in dem ganzen TV-Gespräch keinen einzigen Satz des politikerüblichen Feminismus-Gequatsches von sich gegeben. Er hat ganz im Gegenteil sogar das ÖVP-System der Vorzugsstimmen betont und gelobt, obwohl dieses ja von den ÖVP-Frauen eher skeptisch gesehen wird, weil dadurch das formalistische Reißverschlusssystem ausgehebelt werden kann.

Dritte Sensation: vom Sechs- zum Dreiparteien-Parlament?

Die dritte nach dem jetzigen Wissensstand durchaus mögliche Sensation wäre, dass aus einem Sechs-Parteien-Parlament ein Drei-Parteien-Parlament werden könnte. Das Team Stronach scheidet jedenfalls aus. Und Grüne wie Neos liegen bei den aktuellsten Umfragen nur noch an oder knapp über der Vierprozentgrenze. Das tut auch Peter Pilz, trotz des Hypes, den Kronenzeitung und alle Linksmedien bis auf den ORF rund um ihn und seine an Irmgard Griss erinnernde Inszenierung – er kandidiert, er kandidiert nicht, er kandidiert – entfacht haben.

Es ist daher durchaus möglich, dass am Wahlabend alle Kleinen draußen sind, weil sich eben alles auf ein Kanzlerduell hin entwickelt. Das wäre zumindest bei den Neos schade, denn so links und weltfremd verbissen sie gesellschaftspolitisch (vom Feminismus bis zur Schwulenehe) wie auch beim Thema Migration sind, so positiv wären sie doch als wirtschaftsliberale Stimme im Parlament.

Hingegen sind die Grünen mit und ohne Pilz verzichtbar. Vom Thema Heumarkt-Hochhaus bis zum Thema Migrations-Förderer sind sie ja zu einem der übelsten Elemente der Politik geworden.

Das Ausscheiden aller Kleinparteien wäre freilich nur dann möglich, wenn Pilz wirklich kandidiert. Daher wäre seine Kandidatur eigentlich im Interesse der ÖVP. Offen mag bleiben, ob dieses Interesse auch so weit geht, dass die ÖVP auch ein paar nahestehende Sponsoren für Pilz zu motivieren versucht.

Das wäre gar nicht so absurd. Denn umgekehrt hat ja auch die SPÖ ein paar Wochen lang versucht, mit "guten" Argumenten das Team Stronach zum Kandidieren zu bewegen. Dieses wäre zwar trotz Hilfe nichts ins Parlament gekommen, hätte aber doch ÖVP und FPÖ auf der politischen Rechten ein paar Prozent abgenommen.

Vierte Sensation: rechte Verfassungsmehrheit

Mit einem Ausscheiden aller drei Kleinparteien wäre die Bahn frei für die vierte, die allergrößte Sensation: Das wäre eine potenzielle Verfassungsmehrheit für Schwarz-Blau. Denn die SPÖ liegt bei den Umfragen (sobald sie diese nicht selbst macht) immer weit hinter der ÖVP und meist, wenn auch knapp, hinter der FPÖ.

Eine solche Verfassungsmehrheit könnte viele der schlimmsten Baumängel dieser Republik beheben. Sofern sich nicht diese beiden Parteien bald wieder zerstreiten und diese einmalige Chance verstreichen lassen, die wohl nie mehr wiederkehren wird.

Gewiss: Absolut nichts ist fix. Und drei Monate vor der Wahl kann sich noch sehr viel ändern. Insbesondere im Schmutzkübel der SPÖ ist mit Sicherheit noch jede Menge Schlamm vorhanden, der vielleicht doch noch Auswirkungen hat. Bisher hingegen haben ja die gegen die ÖVP geschleuderten Packungen meist die SPÖ selbst beschmutzt.

Dabei fällt auf, dass diesmal die FPÖ fast nie Ziel von SPÖ-Attacken ist. Darin dürfte weniger die Vorwirkung einer insgeheim schon ausgemachten Rot-Blau-Koalition zu sehen sein als vielmehr der Umstand, dass diesmal alles Richtung ÖVP läuft und nicht mehr Richtung FPÖ wie in den letzten Jahren. Daher attackieren jetzt alle die ÖVP ...

Nichts ist fix. Aber alles scheint derzeit möglich. Selbst bis vor kurzem noch völlig Undenkbares.

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