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Zentralmatura: bitte lassen!

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist eine der unzähligen Schulreformen eindeutig positiv zu bewerten, nämlich die Zentralmatura. Und dennoch verlangt ein Sturm ihre totale oder teilweise Abschaffung. Diese wäre aber ganz dumm. Freilich ist unabhängig davon dringend eine Reihe von Kinderkrankheiten zu kurieren.

Gewiss, die Zentralmatura wäre überflüssig, gäbe es eine echte und transparente Qualitätskontrolle für die Schulen. Diese ist ja der einzige legitime Zweck einer Zentralmatura.

Bis zur Einführung der Zentralmatura hat die politische Kontrolle über die Schulen ja immer nur ein Ziel gehabt: Nirgendwo sollen zu viele Schüler durchfallen. Dieser Druck von Politik und etlichen Stadt/Landesschulräten hat natürlich für das Gegenteil von Qualität gesorgt. Dadurch haben auch solche Schüler ein positives Zeugnis bekommen, die es nicht verdient haben. Dadurch sind die Zeugnisse der anderen und die Qualität ihrer Qualifikation zunehmend entwertet worden.

Wie könnte eigentlich eine echte Qualitätskontrolle aussehen, die ja für unseren künftigen allgemeinen Wohlstand so wichtig wäre?

  • Sie könnte und sollte in Aufnahmsprüfungen durch die jeweils nächste Bildungsstufe bestehen. Deren Ergebnisse müssten in Hinblick auf die davor besuchten Schulen unbedingt veröffentlicht werden, sodass man daraus ablesen kann, wie gut welche Volksschule, NMS, AHS, BHS die Kinder auf die nächste Stufe vorbereitet haben.
  • Sie könnte und sollte auch darin bestehen (was es in anderen Ländern schon gibt), dass erhoben wird, wie erfolgreich Absolventen jeder einzelnen Schule fünf und/oder zehn Jahre nach Verlassen der Schule in Beruf oder Universität im Schnitt sind. Diese Ergebnisse sind gegliedert nach Schulen immer zu veröffentlichen. Auch das würde einen positiven Qualitätsdruck auf die Schulen ausüben, statt der lähmenden Frage, ob nicht zu viele durchgefallen sind.

Da aber solche Wege zur Qualitätskontrolle der österreichischen Politik noch sehr ferne liegen, ist die Zentralmatura jedenfalls die nächstbeste Maßnahme. Bei ihr entscheidet nicht mehr alleine der eigene Lehrer über das Schicksal des Kindes, sondern auch eine extern aufgelegte Messlatte.

Damit wird der Lehrer zunehmend zum Verbündeten, der mit Leistungsanforderungen die Schüler nicht mehr schikaniert, sondern trainiert. Damit ist auch jede verlorene Schulstunde (und deren Zahl ist im Laufe der Jahre durch zahllose Projekterln und Urlaubsverlängerungen immer größer geworden) ein Diebstahl an den Schülern und kein Grund zur Schülerfreude mehr.

Daher ist die Zentralmatura gut. Auch wenn eigentlich die diversen sozialistischen Unterrichtsministerinnen bei ihrer Einführung ganz andere Ziele hatten, nämlich den linken Drang, alles zu zentralisieren und nivellieren. Sie hatten in ihrer Naivität aber nicht erwartet, dass einige zu Kuschelschulen degenerierte linke AHS sowie das linke Ideologieprojekt Gesamtschule-Oberstufengymnasium dabei so signifikant schlecht abschneiden werden. Was jetzt evident ist.

Die Kinderkrankheiten

Dennoch hat die Zentralmatura einige Kinderkrankheiten. Solche sind bei einem neuen großen Projekt zwar normal. Sie sollten aber dennoch bald beseitigt werden, auch wenn wieder einmal eine neue Ministerin ohne jede Schulerfahrung angetreten ist, auch wenn im Parlament (bis auf einen linksradikalen Vorarlberger Ideologen) derzeit leider einschlägige Berufskompetenz fehlt.

Die wichtigsten zu kurierenden Kinderkrankheiten der Zentralmatura:

  1. Die Ergebnisse werden derzeit nur pro Bundesland bekanntgegeben und nicht pro Schule. Aber nur eine schulweise Veröffentlichung könnte echten Verbesserungsdruck auslösen. Nur das würde insbesondere auch demokratisch die Entscheidungsfreiheit der Eltern bei der Schulwahl ermöglichen, also Eltern von Untertanen zu entscheidungsfähigen Bürgern machen.
  2. Die sogenannten Kompensationsprüfungen nach negativen Noten auf eine schriftliche Maturaarbeit sollten künftig nicht mehr durch den eigenen Lehrer erfolgen, sondern durch einen fremden; oder sie sollten überhaupt neuerlich zentral vorgegeben werden und schriftlich erfolgen. Damit würde es wirkungslos, dass Kärntner und Burgenländer Lehrer offenbar besonders schülerfreundlich sind, die in Salzburg weniger. Damit würde verhindert, dass langfristig ein Kärntner oder Burgenländer Maturazeugnis von Arbeitgebern als minderwertig angesehen würde.
  3. Die starke Orientierung am Modebegriff „Kompetenz“ ist lebensfremd und hörsaal-theoretisch. Sie sollte im gleichberechtigten Dialog mit den Lehrern, die ja damit arbeiten müssen, überarbeitet werden.
  4. Die Deutsch-Matura muss (wieder) primär die Fähigkeit, einen ordentlichen Aufsatz fehlerarm und logisch aufgebaut zu schreiben, ins Zentrum rücken, statt sich in Firlefanz wie Leserbriefen zu verlieren, die so nie abgedruckt würden. Das Maturaniveau sollte auf Grund der wachsenden Zahl von Kandidaten fremder Muttersprache nicht gesenkt werden. Für diese soll es vor allem beim Schuleinstieg eigene Förderklassen geben, aber keinesfalls eine allgemeine oder individuelle Niveauabsenkung. Das schadet ihnen letztlich nur.
  5. Die Aufgabenstellungen müssten danach differenziert werden, wie viele Stunden im jeweiligen Fach in den Jahren davor absolviert worden sind.
  6. Auch jene Fächer, auf die einzelne Schulen oder Schultypen spezialisiert sind (und die eine wertvolle Vielfalt bedeuten!), sollten möglichst nicht mehr – nur – durch den eigenen Lehrer abgeprüft werden.

Freilich: Auch jenseits des derzeit zentralen Themas Matura hat die Politik, hätte die Politik noch viele andere dringende Aufgaben beim Schulsystem zu erledigen (einmal angenommen, an der Völkerwanderungspolitik ändert sich – leider – vorerst nichts; einmal angenommen, das Voucher-System, das alle Schulen und Schüler endlich gleichberechtigt behandeln würde, kommt – leider – vorerst nicht).

Die wichtigsten dieser Aufgaben:

  1. Wiederherstellung der Rechte, Autorität und pädagogischen Freiheit der Lehrer, die ihnen auch spürbare Konsequenzen gegen aufsässige Schüler oder Eltern ermöglicht (was natürlich nicht körperliche Konsequenzen meint).
  2. Volle Autonomie der Schulen. Das heißt: Direktoren bekommen arbeitsrechtlich dieselben Rechte wie privatwirtschaftliche Arbeitgeber. Das heißt: In staatlichen Schulen werden Direktoren von Eltern und Lehrern gewählt, ohne jede politische Nachkontrolle. Das heißt: Jede Schule kann sich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens ihre Schwerpunkte selber aussuchen. Das heißt: Eltern können sexualisierte und von manchen Stadtschulräten geförderte Schwulenpropaganda in Schulen verhindern.
  3. In Schulen, die mehrere Jahre von Schülern (beziehungsweise Eltern) gemieden werden, oder in denen die Zentralmatura mehrere Jahre lang katastrophal endet, verliert der Direktor seinen Job.
  4. Mehr Nicht-Lehrer als Betreuungspersonal für die Schulen. Dabei geht es um Sekretärinnen ebenso wie um Psychologen (wenn dafür kein Geld da ist, könnte auch die zulässige Schülerzahl pro Klasse problemlos erhöht werden, könnte auch die Zahl der Wahlpflichtfächer in der Oberstufe reduziert werden, könnte – und sollte – der Unsinn von zwei gleichzeitig amtierenden Lehrern in NMS-Klassen eingespart werden).
  5. Verkürzung der Ferien um zwei Wochen.
  6. Last not least: Die inhaltliche („fachdidaktische“) Ausbildung von Lehrern an den Universitäten muss dringend verbessert werden, bis hin dazu, dass manchen Unis das Recht zur Lehrerausbildung in diesen Fächern entzogen wird. Negative Musterbeispiele von Fächern, wo nicht einmal ein minimales Niveau erreicht wird: Französisch und Geschichte an der Universität Wien.

 

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