Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Menschen, die irgendeine Zeitung lesen, geht seit Jahren leicht, aber kontinuierlich zurück. Es gibt aber auch zwei positive Nachrichten: Erstens, in Österreich wird noch immer mehr Zeitung gelesen als anderswo. Und zweitens, vor allem die unerfreulichsten Papierprodukte verlieren.
Ja, der Rückgang der Zeitungsleser ist an sich eine schlechte Nachricht. Auch wenn dieser Blog durch die wirtschaftliche und vor allem inhaltliche Krise der Zeitungen erfreulicherweise ständig – und ganz besonders seit August 2015 – neue Leser gewinnt. Auch wenn dieser Blog sehr häufig Qualität, Linkslastigkeit und Mainstream-Einseitigkeit der meisten österreichischen Medien kritisiert hat.
Aber Zeitungen sind dennoch in jeder Demokratie und insbesondere in Österreich angesichts der noch viel schlimmeren Zustände beim Gebührenmonopol ORF absolut unverzichtbar. Freilich sind sie das nur dann, wenn sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe, einer wirklich unabhängigen Information und Kommentierung in aller ideologischen Breite und Vielfalt widmen und sich von allen Bestechungsinseraten und korrumpierenden Einflussnahmen loslösen würden. Was sie aber nur sehr mangelhaft tun.
Vor diesem Hintergrund scheint es fast erstaunlich, dass nach den Zahlen der soeben herausgekommenen Media-Analyse 2015 immer noch mehr als 68 Prozent der Österreicher angeben, eine Zeitung zu lesen. Das ist fast doppelt so viel wie in einigen anderen Ländern. Das ist wohl vor allem Folge der in Österreich sehr gut funktionierenden Hauszustellungsnetze.
Aber ebenso ist eindeutig: Die Jüngeren (sobald sie nicht mehr am Schulweg Gratiszeitungen lesen) wenden sich stärker vom Papier ab als die Älteren, die ihren Gewohnheiten treu bleiben. Dennoch deutet viel darauf hin, dass die Zeitungsleser zwar weniger werden, und damit wahrscheinlich elitärer, dass sie aber keineswegs ganz aussterben.
Agonie bei "News" und "Profil"
Bei manchen Medienprodukten wäre ich da freilich nicht so sicher. Vor allem, wenn man ihren MA-Wert für 2015 mit den letzten zwanzig Jahren vergleicht (nicht nur immer mit dem Vorjahr, wie es die Zeitungen selbst tun). Dabei zeigt sich insbesondere ein katastrophaler Verfall zweier einst vielgelesener Wochenprodukte.
„News“, das einst einen Marktanteil von 19,7 Prozent hatte, wird heute nur noch von 5,8 Prozent gelesen! Ein absoluter Minusrekord. Und das „Profil“ ist von früher 9,4 auf 4,8 Prozent abgestürzt. Zugegeben, gegen „News“ nimmt sich dieser Absturz fast noch harmlos aus. Das Heft hat ja nur jeden zweiten Leser verloren…
Nun, die allgemeine Trauer um diese beiden Hefte wird sich wohl in engen Grenzen halten. Linkes Zeitgeistgeschreibsel ist halt nicht mehr zukunftsfähig.
Ein großer Erfolg sind hingegen alle gedruckten Red-Bull/Servus-Produkte, obwohl sie erst wenige Jahre existieren. Sie erzielen durchwegs gute zweistellige Prozentsätze. Freilich hat keines von ihnen politische oder wirtschaftliche Inhalte, sondern befriedigt ganz andere Bedürfnisse, dies dafür recht gut.
Bei den Tageszeitungen fällt am meisten auf, dass beide jahrelang im Aufstieg befindlichen Gratiszeitungen etwas verlieren. „Heute“ hat nur noch 12,9 Prozent (es war vor drei Jahren auf 13,9). Und „Österreich“ (das einmal auf 10,3 war) hat gar nur 8,4 Prozent.
Die Schrumpfkrone
In Prozentpunkten den weitaus größten Verlust unter den Tageszeitungen hat aber die „Kronenzeitung“, wenn auch auf noch immer recht hohem Niveau. Sie war vor elf Jahren noch von 43,7 Prozent gelesen worden, im Vorjahr hingegen nur noch von 32,0 Prozent. Dieser steile Abstieg hängt wohl mit dem Tod des genialen Hans Dichand zusammen, aber wohl auch damit, dass sich die „Krone“ ebenso wie die beiden Gratiszeitungen allzusehr an den von SPÖ-Politikern aus Bund und Wien für Inserate vergebenen Steuergeldern zu orientieren scheint und viel weniger als früher an ihren Lesern. Freilich: Auch bei 32 Prozent ist die Angst vieler Politiker vor der Krone noch immer groß.
Jedenfalls hält sich in Hinblick auf alle drei Boulevard-Produkte die Trauer über den Leserrückgang in extrem engen Grenzen. Sie sind für das Funktionieren der Demokratie nicht unbedingt ein hilfreicher Beitrag.
Der Kurier (8,3 Prozent) andererseits kann seit fast zehn Jahren seinen Marktanteil halten. Das ist angesichts einer Nicht-Fisch-Nicht-Fleisch-Zeitung ein schöner Erfolg. Allerdings: In den Jahren davor hat die Raiffeisen-Zeitung besonders viel verloren, war sie doch einst die größte Zeitung des Landes. Was aber eben keine Garantie für ewiges Leben ist – siehe die längst verblichene Arbeiterzeitung, die vor dem Kurier die Größte gewesen ist.
Die absolute Kontinuität verkörpert der „Standard“, der (soweit meine Aufzeichnungen zurückreichen) immer zwischen 5,0 und 5,7 liegt. Seine 5,4 Prozent für 2015 bestätigen das erneut. Er bedient sein rotgrünes Publikum perfekt auf akzeptablem Niveau.
Sehr kontinuierlich halten sich auch die Bundesländerzeitungen. Lediglich die „Salzburger Nachrichten“ erlitten mit nur noch 3,2 Prozent einen – nicht nur in der Langfristperspektive, sondern auch im Einjahresabstand signifikanten – Absturz. Das Blatt hatte früher lange mehr als 4 Prozent gehabt. (Kleine persönliche Anmerkung - zugegeben nicht ganz ohne Schadenfreude: Das ist passiert, nachdem die SN-Redaktion meine wöchentliche Kontroverse mit einer linken Kollegin gestrichen hat. Jene Streitkolumne hatte mir damals übrigens auch im Online-Voting der SN allwöchentlich sehr viel Zustimmung gebracht. Was aber viele Linke in der SN-Redaktion wenig gefreut hat, wie mir berichtet worden ist).
Last not least „Die Presse“. Sie landete bei 4,0 Prozent, nachdem sie in den letzten Jahren unter meiner Leitung immer über 5 Prozent erreicht hatte. Die 4,0 bedeuten aber immerhin eine leichte Stabilisierung, da die „Presse“ in den meisten Jahren nach meinem Abschied einen noch tieferen Wert gehabt hatte.
PS: Die „Wiener Zeitung“, eine andere meiner Ex-Zeitungen, nahm nicht an der MA teil.
PPS: Auch wenn es die Zeitungen – vor allem jene mit schlechten Zahlen – nicht gerne hören: die Media-Analyse ist die einzige objektive Messgröße für den Erfolg von Zeitungen, weil sie durch unabhängige Umfragen bei weit mehr als 10.000 Menschen erhoben wird. Auflagenmessungen hingegen sind – vorsichtig formuliert – zum Teil von der Melde-Ehrlichkeit der Zeitungen selber abhängig . . .
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Ich habe mich von der Presse auch im Internet abgewendet und lese nun - im Netz - die Kronen Zeitung mangels Alternativen. Das correct-weichgespülte Geschreibsel der Presse ist unerträglich und besonders unerträglich, wenn man einen konservativen Maßstab anlegt. Die Krone schreibt dem Leser wiederum eher nach dem Maul, sprich sie stellt die Zustände nun aus welchem Grund immer viel realistischer dar, als der politcorrecten Gauklerei entspricht. Der Versuch, den "Kanzler" dabei gut aussehen zu lassen kommt allerdings zu offensichtlich durch, viele Leser erkennen das. So gesehen kann man natürlich auch der Krone nicht trauen, aber letztlich kommt es darauf an, daß Dinge als problematisch aufgezeigt werden, die problematisch sind, auch wenn dann der Supermannkanzler die Welt rettet.
Leider spielt "Niveau" einer Zeitung keine Rolle mehr, wenn man möglichst unverschleiert informiert werden will. Standard und Presse, die Qualitätszeitungen? Lachhafte Propagandanummern mit wenigen redaktionellen Ausnahmen, die auch der Bauernfängerei dienen können.
Der "Marsch durch die Institutionen" der 68er war leider von "Erfolg" gekrönt---es ist ein sehr zweifelhafter Erfolg, wie man allerorts feststellen kann und brachte uns dort hin, wo wir jetzt stehen: am Rande des Abgrunds.
Am Beispiel der Printmedien (ORF und Co. sind heute nicht Thema) zeigt sich dieser Pseudo-Erfolg besonders deutlich. Bei der "Presse" hat die Wandlung ein bißchen länger gedauert---nach AUs Abgang als Chefredakteur ging's dann aber los. Besonders die linkslinke Damenriege tat das ihre zum Verfall.
Was soll man von Absolventen des Publizistikstudiums groß erwarten? Sie sind natürlich LINKS zum Quadrat! Diese jungen Menschen werden von Leuten unterrichtet, die von den 68ern indoktriniert worden sind.
Ein gutes Deutsch ist heutzutage bereits ein negatives Kriterium---Deutsch? Pfui! Das ist doch nur noch etwas für "Rechte"! "Linke" lieben den "progressiven" linken, schludrigen Stil und natürlich "gegendert" bis zur Unleserlichkeit und hoffen, daß die deutsche Sprache bald der Vergangenheit angehört.
Aber möglicherweise VERSCHLAFEN die heutigen Schreiberlinge eine Veränderung dessen, was die Menschen heute interessiert. Diese Schreiberlinge sind in der Realität nicht "angekommen", sondern stecken immer noch im linken Denken fest. Das ist aber bald überholt! Das hoffe ich zumindest!
Welche Wohltat wäre eine Zeitung, die wirklich objektiv berichtet, deren Leute unsere schöne, ausdrucksstarke deutsche Sprache beherrschen und vor allem auf das idiotische "Gendern" pfeifen!
Seit Dr. Unterberger weder bei der Presse, noch bei der Wiener Zeitung zu finden ist, lese ich seine Beiträge eben hier in seiner Vielfalt.
Ich wäre wohl ein Jurymitglied, das für ihn plädieren würde, ginge es um einen Journalistenpreis oder eine Journalistenauszeichnung.
Was allein durch sein Engagement an Gedanken hinübergekommen sind und hinüberkommen, das würde ich als 'konservatives Gewissen Österreichs' bezeichnen.
Es wäre wohl interessant, auch solche Medien in die Medienanalyse einzubeziehen.
'Der meistgelesene Blog Österreichs' lässt sich ja auf Grund von Internetzugriffen abschätzen.
Was mich aber sehr stört an unserer Medienlandschaft ist diese Ideologie der 'political correctness', des Genderns, des Verschweigens, des Manipulierens, diese Linkslastigkeit, diese Parteilastigkeit, etc. Können diese Medien nicht die Fakten bringen und eventuell auf Meinungsseiten Meinungen kundtun ?
Jedenfalls etwa 30% lesen Kronenzeitung, das hieße eigentlich große Verantwortung der Redaktionen, was die Veröffentlichungen und die Themen angeht. Hat eigentlich der ORF noch eine solche Reichweite ?
Ich muss gestehen, dass ich mittlerweile selbst die Gratisangebote der ÖBB in der 1. Klasse und der Lounge an österreichischen Zeitungen ablehne. Ich habe es satt, einen "Kurier am Sonntag" oder gar eine linke "Tiroler Tageszeitung" (deren Abonnent ich 22 Jahre war) zu lesen. Der ständige Ärger über die Meinungsmache hat nun sein Ende.
Am Sonntag schaue ich halt noch in die "Krone", seit diese Zeitung wieder deutlich mehr Mißstände der Völkerwanderung thematisiert. Dann hat es sich mit österreichs Zeitungen. Der ORF-Propagandasender bleibt bei uns den ganzen Tag (Radio und TV) abgedreht. Dafür werden mir durch kalte Enteignung alle zwei Monate 46,55 Euro an Strafsteuer für den ORF weggestohlen!
Der einzige Grund um eine Zeitung zu kaufen ist die Notwendigkeit beim unterzünden eines Holzofens. Und da diese Art der Heizung zurückgeht, gehen auch die Verkaufszahlen zurück,:-)
Im Internet kann ich viel schneller und effizienter zu Informationen kommen, Nachteil ist nur das ein Tablet am Klo etwas störend ist.
Diese Duelle zwischen Unterberger und dieser Krawalltante von den Salzburger Nachrichten vermisse ich wirklich! Was war das doch für eine Genugtuung, wenn die KKP wöchentlich ihre Watschen von den Lesern bekommen hat. Nicht selten ging es 90 : 10 für AU aus.
Ich machte mir immer den Spass, dass ich zuerst die Überschrift las und dann die Augen zumachte und überlegte, was die KKP doch wohl geschrieben haben könnte. Dann öffnete ich die Augen und verglich meine Gedanken mit dem Geschreibsel der KKP.
So lernte ich die Denkweise der Linken.
Eine Bitte an Dr. Unterberger: Vielleicht kann man diese Duelle wiederbeleben und hier im Tagebuch austragen. Muss ja nicht wöchentlich stattfinden.
Mich würde interessieren, wie viel Prozent der Redakteure einer Redaktion, wirklich davon beseelt sind, die objektive Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu berichten.
Zur Presse:
diese habe ich seit Anfang der 90er (mit Unterbrechungen) abonniert. Schlimm, wenn ein liberal-konservatives Blatt derart auf sein konservatives Fundament vergisst. Gäbe es dort den Urschitz nicht, wäre die Zeitung völlig wertlos. So ist sie ziemlich wertlos geworden.
Zu hoffen ist, dass NZZ.at besser aus den Startlöchern kommt. Die machen das bislang ziemlich erfrischend und analysieren differenzierter als jedes andere Blatt. Kattinger ist jedenfalls ein Gewinn.