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Die klaren Worte des „Superstars“

Vielen Österreichern wird die Reise von Bundespräsident Heinz Fischer nach China entgangen sein. Das ist eigentlich schade. Denn die Berichte dazu enthüllen gleich mehrere Seltsamkeiten, die zu denken geben sollten.

Die eine ist der Kommentar des in der Fischer-Entourage mitreisenden Christoph Leitl. Wie wenn er oberster Wahlkampfmanager Fischers wäre, bezeichnete er den Bundespräsidenten wörtlich als „Heinz Fischer Superstar“.

Eine ziemlich geschmacklose Anspielung auf Jesus Christus. Sie fällt umso mehr auf, als sie von einem Mann in der wohl schwersten Krise seiner eigenen Karriere kommt.

Leitl hat ja als oberster Vertreter der Wirtschaft erst ein paar Tage davor einem großen Belastungspaket für Hunderttausende Unternehmen zugestimmt. Anscheinend nur um die Wünsche seiner Lieblinge vom ÖGB zu erfüllen. In China dürfte es Leitl aber gedämmert sein, dass er da einem argen Wahnsinn zugestimmt hat. Und jetzt redet er endgültig wirr, um irgendwie aus diesem Schlamassel herauszukommen: Er will nur unter der Bedingung, dass er nicht zustimmt, zugestimmt haben. Oder so ähnlich.

So ein Mensch wird nicht einmal mehr mit „Superstar“-Sagern ernst genommen.

Noch merkwürdiger aber ist, was man über Fischer selbst lesen kann. In der „Wiener Zeitung“ heißt es wörtlich:

„Angesprochen wurden jedoch auch heikle Punkte wie die Menschenrechtsfrage. Fischer gab an, sowohl von Xi als auch von Zhang relativ konkrete Antworten bekommen zu haben. Letzterer habe auf die Frage nach einer mittelfristigen Abschaffung der Todesstrafe "zumindest nicht sofort mit ‚Nein‘ geantwortet", so Fischer. Allerdings habe Xi im Gespräch klargestellt, dass es Unterschiede gäbe zwischen der Rechtsauffassung in China und in Europa und die Stabilität des Systems im Vordergrund stehe. Die Vorherrschaft der kommunistischen Partei dürfe demnach nicht infrage gestellt werden.“

Jetzt weiß ich, was eine „relativ konkrete Antwort“ ist: Wenn jemand nicht sofort mit Nein antwortet. Andererseits: Im Vergleich zu Fischers eigener Ausdrucksweise ist das ohnedies sehr konkret.

Diesem Bericht entnimmt man auch, dass der Bundespräsident gelernt hat, dass es Unterschiede in der Rechtsauffassung zwischen China und Europa gibt. Wer hätte das gedacht! Sind solche epochalen Erkenntnisse eine weite Reise wert gewesen?

Oder lag der Wert dieser Reise im Interesse Fischers an der Mitteilung des chinesischen Parteichefs, dass die Herrschaft der kommunistischen Partei nicht infrage gestellt werden dürfe? Auch das hätte Fischer ohne Reisekosten sogar in der Kronenzeitung lesen können.

Da nicht einmal ein Halbsatz einer kritischen Distanzierung Fischers zu diesen von ihm selbst übermittelten chinesischen Aussagen rapportiert wird, ist anzunehmen, dass er nicht einmal Journalisten gegenüber zarte Andeutungen einer etwas anderen Sichtweise gewagt hat.

Erstaunlich? Nun, gar nicht so sehr. Zieht sich doch der Respekt vor der Unantastbarkeit der Herrschaft kommunistische Parteien durch das ganze politische Leben Fischers. Man erinnere sich nur, wie der Mann etwa einst über Kuba oder Nordkorea geredet hat. Warum sollte er dann jetzt etwas dagegen haben, dass die KP-Herrschaft in China nicht infrage gestellt werden dürfe?

Die einzige sonstige politische Äußerung, die über Fischers China-Reise berichtet wird, ist dann umso überraschender eine arge persönliche Unhöflichkeit gegen Parteichef Xi Jinping. Nur ist Fischer das Grobe an seinen barocken Wortkaskaden mit Garantie gar nicht aufgefallen. Er sagt nämlich über Xi, dieser sei „in der Lage, längerfristig und langfristig zu denken“.

Na bumm. Der Satz heißt ja nichts anderes als: Ich halte es für mitteilenswert, dass Herr Xi keinen Alzheimer hat.

Langsam werden die Wortmeldungen Heinz Fischers zunehmend peinlich. Ob jemand in dieser Republik wagt, ihm dies schonend beizubringen? Oder fällt dies gar nicht mehr auf, weil von Leitl bis Faymann auch sonst niemand mehr aus der Führungsgarnitur im Ausland herzeigbar ist? Weil sich niemand mehr an einen Mock und einen Schüssel, an einen Kreisky und - ja auch - einen Gusenbauer erinnern kann?

 

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