FN 740: Ärzte, Chuzpen und Genossen
10. März 2015 01:02
2015-03-10 01:02:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Wiens Ärzte haben in einer Urabstimmung den Vertrag von Gewerkschaft und Ärztekammer mit der Gemeinde Wien über Arbeitszeiten und Entlohnung abgelehnt. Tun sie das aus parteipolitischem Bestemm?
Das scheint nahezuliegen, weil ja die nun "gespritzte" Einigung zwischen einer SPÖ-Stadträtin und zwei SPÖ-Ärztevertretern ausgeschnapst worden ist. Genossen unter sich. Anscheinend erkennen etliche Ärzte nun, dass es doch nicht gar so klug war, in Wien einen gestandenen Genossen zum Ärztepräsidenten zu machen. Aber der Hauptgrund ist die Chuzpe der Gemeinde und ihres Krankenanstaltenverbundes: Zwar hat man den Spitalsärzten ein höheres Grundgehalt zugestanden, weil sie auf Grund einer neuen EU-Richtlinie viel weniger der (bisher das schlechte Einkommen kompensierenden) Nachtdienste machen dürfen. Nur: Die Gemeinde hat bei diesen Verhandlungen verschwiegen, dass sie zur Finanzierung der höheren Grundgehälter einfach 400 Ärzte weniger beschäftigen will. Eine gigantische Zahl. Durch diese Ärztereduktion wird nicht nur der Arbeitsdruck auf die verbliebenen Mediziner gewaltig erhöht. Damit reduziert sich unweigerlich auch die Qualität der ärztlichen Versorgung in Wien signifikant. Was die Patienten noch viel mehr als die Ärzte auf die Barrikaden bringen müsste. Jetzt müssen die Patienten halt hoffen, dass die Ärztegewerkschafter endlich doch mehr an das Gesundheitssystem als an die Partei denken. Sonst wird die Zweiklassenmedizin noch viel stärker und rascher Realität, als sie es ohnedies schon ist.
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Die rote Fraktion in der wiener Ärztekammer erhielt bei der Wahl 2012 lediglich 16 von 90 Mandaten. Um die erforderliche Mehrheit in seiner Koalition zu erreichen, wurde auf angekündigte Einsparungen verzichtet und der Posten der gut dotierten 3. Vizepräsidentin geschaffen, die mit lediglich 3 Mandaten jedoch das Zünglein auf der Waage war. Das Ganze war ein Coup, um den allmächtigen und autoritär, aber stets mit Handschlaqualität regierenden Präsidenten Dorner auszuschalten. Szekeres war, als Betriebsrat im AKH, im technischen Fach Labormedizin, mit ausreichend Zeit ausgestattet, eine ideale Person, um der durchaus nicht sozialistisch gesinnten Ärzteschaft einen roten Büttel einzuverleiben. Seine (von der Löwelstrasse angeordneten) Alleingänge haben ihn mehr als rücktrittsreif gemacht. Das politische Ziel, den Arzt zu einem willfährigen medizinischen Facharbeiter zu machen, wird dank des bestehenden Mangels nicht aufgehen.
Der Schaden, der an einer lückenlosen Gesundheitsversorgung mit freier Arztwahl entstanden ist, wird jedoch gewaltig sein. Eine Politik, die an den (auch finanziellen) Erfordernissen eines modernen Gesundheitssystems scheitert, wird automatisch auch ihre Wähler verlieren. Leider haben sich die Ärzte (sicherlich auch aufgrund der enormen Arbeitsbelastung und ihrer schwachen Vertreter) in den letzten Jahren nicht ausreichend öffentlich geäußert. Die Bevölkerung wird sich vom aufopfernden unterbezahlten altruistischen Mediziner trennen müssen. Überbezahlte Politiker und ihre wohldotierten'Gesundheitsökonomen' werden ihr Scheitern mit der Zweiklassenmedizin bezahlen (obwohl diese, gerade wenn ihresgleichen ein Wehwechen drückt, dieselbe für sich rücksichtslos, gratis und unverzüglich einfordern).
Wieder einmal eine Offenbarung der Gemeindepackelei.
Muss denn wirklich alles, was ein SPÖ Bonze angreift dem Selbstzweck (der Selbstbedienung und der Partei) dienen ? Kann keiner dieser Hirnis verstehen, dass er dem Volk zu dienen hat und nicht sich und seiner Partei ?
Nun die Ärzte als solche sind natürlich auch eine eigene Nummer, zuerst wählen sie sich einen linken Präsidenten und dann wundern sie sich, dass der ohne Skrupel gegen sie packelt, wie es die Linken immer tun.
Bloß die Menschen kapieren das nicht, obwohl sie es sehen müssten.
Diese Geschichte zeigt die Unterschiede bürgerlich-konversativen Agieren versus sozialistisch-sozialdemokratisch-linken auf.
Daß ein schwarzer Kammerpräsident, der mit einer schwarzen Arbeitgebervertretung verhandelt, etwas unterzeichnet, was nicht von der Mehrheit der von ihm vertretenen unterstützt wird, ist nicht überliefert und im Grunde nicht denkbar. Schwarze sind denen, die sie vertreten, immer mehr verpflichtet, als ihrer Ideologie bzw. ihren parteipolitischen Seilschaften.
Man kann dies sowohl als schwarze Schwäche (siehe zB bündische Strukturen der ÖVP) ansehen, als auch als große Stärke, denn ein Funktionär ist in erster Linie jenen verantwortlich, von denen er mit der Funktion betraut wurde.
Jene Wiener Ärzte, die dem roten Genossen im weißen Kittel in seine Funktion gehieft haben, sollten nun genau darüber nachdenken, welche Geister sie riefen.
Ich fürchte, die Lernfähigkeit wird enden wollend sein, denn vor der nächsten Ärztekammerwahl werden die Genossen im Rot- pardon Rathaus wieder rote Karotten sehr tief hängen.
Ich bitte dringend um eine rasche Einigung!
Weniger aus Besorgnis um meine ärztliche Betreuung im Gemeindespital, sondern weil ich das Gequetschte der Frau Wehsely in den Nachrichten nicht mehr aushalte ...
(da mach' ich mir solche Sorgen um den Andi Schieder ...)
Schon wieder eine dieser bei der SPÖ beliebten und stets wirksamen Seilschaften. Hinterfotzig, aber probieren wir es halt. Die Ablehnung von rund 90% spricht Bände. "Wien ist anders"! Als was?