FN 705: Ursula Stenzel, das spannende Politikerleben nach der ÖVP
13. November 2014 00:20
2014-11-13 00:20:00
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Die Wiener ÖVP hat ihre rührigste Bezirksvorsteherin, die konservative Ursula Stenzel, entsorgt. Das dürfte aber noch nicht Stenzels Ende gewesen sein.
Selbst wenn man mit manchen ihrer Aktionen und ihrem Stil nicht einverstanden war, so ist die nun Gefeuerte doch etwas, was der ÖVP gerade in Wien ansonsten fehlt: Sie ist mutig, rührig und hat keine Scheu, sich auch bei kantigen Themen im Interesse ihrer Wähler zu exponieren. Und sie war in Wien die letzte klar konservative Persönlichkeit. Hat die ÖVP so viele attraktive und interessante Alternativen? Gewiss nicht. Es dominieren vielmehr Feigheit und Orientierungslosigkeit. Außer in den Bezirken 13 und 18 hat die Partei jetzt weder im Land noch in den Bezirken spannende Persönlichkeiten oder eine substanzielle Politik für bürgerliche Wähler. Im Fall Stenzel wäre ich jedenfalls sehr überrascht, würden nun bei ihr nicht interessante Einladungen anderer Parteien einlangen. Stenzel wäre sowohl für die Freiheitlichen als auch das Team Stronach (wenn es überhaupt noch antreten sollte) eine Attraktion. Übrigens könnten auch die Neos mit ihr zeigen, dass sie doch ein breiteres Publikum ansprechen wollen als bloß das relativ kleine Grüppchen wirtschaftsliberal gewordener Grüner aus der Bobo-Generation.
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Die unelegante Verabschiedung von Frau Stenzel wird mit Sicherheit den Verlust des Bezirksvorstehers für die ÖVP mit sich bringen - schon bei der letzten Gemeinderatswahl war es vor allem ihr zu verdanken, dass eine als unabhängig auftretende, in Wahrheit rote, Tarnliste der ÖVP nicht so viele Stimmen weggenommen hat, dass die SP stärkste Fraktion geworden wäre. Was nach der kommenden Wahl nunmehr ziemlich sicher eintreten wird. Es ist unverständlich, dass Figl & Co allesamt scheinbar nicht begreifen: Die Herren "Investoren", Geschäftsinhaber, Gastronomen mit oder ohne Schanigärten u.a.m., denen sie alles zu Gefall tun, für die sie die Stadtbuslinien auf unbrauchbare Routen schicken und die auch sonst jeden Wunsch erfüllt bekommen und dafür die Innenstadt zu einem zweiten Wurstelprater machen, wohnen und wählen in Grinzing, Hietzing oder überhaupt nicht in Wien, sondern in Klosterneuburg, Bisamberg oder Perchtoldsdorf. Völlig vergessen sie aber auf die Interessen derjenigen, die sie wirklich wählen (sollten) - die Bewohner der Inneren Stadt, denen das Leben immer schwerer gemacht wird.
Spenden für den Life-Ball, Spenden für das Volkstheater und den Schottenberg, und jetzt die Stenzl gehen lassen und damit die Innere Stadt verlieren, dazu eine ganze Reihe von Bezirksobleuten, die nur als Parteipfründner am Sessel kleben ....
Tiefer gehts nicht mehr Herr Juraczka ....
Also das mit einer Stenzel-Kandidatur bei den NEOS wir sich nicht mehr ausgehen, denn - "Presse"-Leser wissen mehr - Spitzenkandidat der NEOS im Ersten ist ein gewisser Gregor Michael RAIDL. Sollte der Name jemandem bekannt vorkommen: "Sohn des bekannten Managers und jetzigen Nationalbanks-Präsidenten Claus Raidl", wie die "Presse" genüsslich erläutert. Paßt ins Bild der derzeitigen ÖVP und ihrer Nutznießer. Markus Figl kommt in dem Bericht übrigens gar nicht gut weg: "... farblos, wenig charismatisch und handwerklich nicht gerade für höhere Weihen prädestiniert..." und er soll sich 2012 intensiv um einen Top-Job im König-Abdullah-Zentrum in Wien beworben haben (Stichwort Claudia Bandion-Ortner).
Jetzt hoff' ich nur auf eine direkte Kandidatur von Frau Stenzel.
1) zu Frau Stenzel:
wenn eine 69-jährige Politikern die Zeichen der Zeit in ihrem Umfeld nicht sieht, oder nicht sehen will, dann hat sie nichts anderes verdient.
Sie hätte sich ehrenvoll selbst verabschieden können, statt mit einem einstimmigen Beschluss hinaus geworfen zu werden ...
2) Wo und mit welchen Leuten hat die ÖVP in Wien noch einigermassen gepunktet?
Genau - im 1., 13., 18., und 19. Bezirk mit den Oldies Stenzel, Gerstbach, Homole und Adi Tiller!
Im 13. hat Gerstbach für sich und den Bezirk richtig gehandelt und sein Bezirkszepter rechtzeitig an die nächste Generation übergeben. Der Bezirk und die ÖVP scheinen dort mit Frau Kobald eine gute Nachfolgerin im Amtshaus zu haben.
Als Entsorgungseinrichtung für verstoßene ÖVP-Politiker scheint also dem Blogbetreiber die FPÖ gut genug zu sein, ansonsten ist sie ja pfuigack, typisch bürgerlich eben.
Achtjährige (!) Moslems misshandeln in Tirol einen einheimischen Mitschüler und ritzen ihm ein Kreuz in den Rücken.
Der Staatsfunk schweigt es tot.
Wenn Einheimische einem Moslem einen Halbmond einritzen würden, wäre wochenlang Alarmstimmung im ORF samt Sondersendungen, runder Tische, ausgiebigen Einspielern von SOS Gutmensch, radebrechenden und fordernden Immigranten und Co., und natürlich auch mit tränenerstickter Stimme von Thurnher bis zur Dittlbacherin.
Aber solange es in die "richtige" Richtung geht, herrscht dort brüllendes Schweigen...
Es ist ein immer wieder zu beobachtender Fehler gerade der Konservativen, dass man jeden, der auch nur irgendwie "einen auf konservativ" macht, als einen von den seinen akzeptiert. Und verteidigt.
In Wahrheit war und ist Frau Stenzel nicht wirklich wertkonservativ, und ihr politischer Stil war immer eher fragwürdig. Sie hat sich als Bezirksvorsteherin zwar in der Tat fallweise gegen gröbere Blödheiten, die aus dem Rathaus gekommen sind, gestellt - dies sei ihr selbstverständlich positiv in Rechnung gestellt. Aber weltanschaulich war sie nie eine von uns. Sie gehört vielmehr haargenau zu dem selbstzufriedenen, vornehm gesagt intellektuell schwachbrüstigen und weltanschaulich farblosen bis leicht linksliberalen Parteifilz, der für die Ära schüssel so typisch war. Also exakt zu den Leuten, die dazu geführt haben, das wirklich konservative Menschen sich mit Grausen von der ÖVP abgewandt haben.
Dass wenig besseres nachkommt, ist angesichts des Gesamtzustandes der ÖVP leider auch nicht erstaunlich. In Wahrheit wir die ÖVP so oder so weiter schnurstracks in den Ausguss unterwegs sein, solange sie mehr Energie in die Bekämpfung bzw. Ausgrenzung von wertkonservativen Elementen steckt, als in den Kampf gegen Links.