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Der Tod eines Humanisten und Gentleman

Heinrich Treichls Tod berührt mich persönlich sehr tief. Nicht nur weil ich vielfach mit dem einstigen Chef von CA, Rotem Kreuz und Hayek-Institut zu tun hatte. Nicht nur weil er einer der wenigen wirklich Liberalen in diesem Land war (vielerorts wird „liberal“ ja oft nur als Tarnwort für denkfreien linksgrünen Mainstream missbraucht). Nicht nur, weil er einer der seltenen Menschen mit natürlicher Autorität war, die von keiner billigen Anbiederung überdeckt worden war. Nicht nur weil er einst als Bankchef einer brutalen Politiker-Ent- und Versorgungsaktion weichen hat müssen (Bruno Kreisky hat Hannes Androsch dort an- und untergebracht).

Meine persönliche Beziehung beruhte vielmehr darauf, dass ich von Treichl – offiziell vom Roten Kreuz – mit dem allerersten „Humanitätspreis“ (Heinrich-Treichl-Preis) geehrt worden bin, den diese humanitäre Organisation vergeben hat.

Dies erwähne ich nicht deshalb, weil ich Preise für sonderlich wichtig halte (an solchen herrscht ja eine fast unerträgliche Inflation). Ich habe auch sicher nie zu den bewundernswerten Menschen gezählt, die Verletzten, Notleidenden, Gefangenen, Katastrophenopfern im Sinne Henri Dunants helfen. Diese habe ich nur als Berichterstatter über Kriege in der Dritten Welt kennen und schätzen gelernt. Sie sind sehr effizient. Sie handeln statt zu reden. Sie verdienen schon deshalb jede Auszeichnung, weil sie nicht den üblen Ideologieguss über ihre Tätigkeit gießen, der bei vielen anderen NGOs so beliebt ist (die ja oft nur noch aus Ideologie und PR bestehen).

Emotional und intellektuell wichtig ist mir aber vor allem die Begründung, die Treichl damals für diese Preisentscheidung genannt hat. Er destillierte nämlich eine Grundhaltung heraus, die mir in meinem Schreiben immer sehr wichtig war und ist. Die sich aber nur sehr schwer durchsetzt. „Das wichtigste Instrument, um künftige Kriege und Bürgerkriege zu vermeiden, um mehr Humanität in der Welt zu haben, ist das Recht. Recht ist untrennbar mit Humanität verbunden.“ Dass Treichl genau dies als zentralen Gedanken hinter vielen meiner Analysen erkannt und gelobt hat, hat mich tief berührt und ermutigt.

Recht und Gerechtigkeit bedeuten ja nicht die Produktion von immer mehr Gesetzen und Verträgen, sondern eine klare Hierarchie und Durchsetzung von Rechtsprinzipien vor allem im internationalen Leben. Die bei vielen Völkerrechtlern, Politikern und Diplomaten so beliebte Überregulierung führt ja nur dazu, dass am Ende in der Flut Zehntausender Paragraphen die grundlegenden Menschenrechte überhaupt nicht mehr erkennbar und damit bedeutungslos sind. Eine Herrschaft des Rechts bedeutet auch kein totales Gewaltverbot, sondern die nüchterne Erkenntnis, dass Gewalt manchmal, in sehr eingeschränkten Fällen, notwendig ist, um großangelegten Menschenrechtsverletzungen entgegenzuwirken.

In all den vielen Kriegen und Bürgerkriegen, über die ich zu schreiben hatte, hatte sich immer mehr diese fundamentale Bedeutung eines geordneten SelbstbestimmungsRECHTS als Konfliktsreduktions-Strategie herauskristallisiert. Zwar ist die Welt und nationaler wie religiöser wie ideologischer Wahn mehrheitlich noch weit davon entfernt, das zu akzeptieren. Umso dankbarer bin ich Treichl, dass er da zu einem ganz ähnlichen Blick auf das für mich Wesentliche gekommen ist.

PS.: Noch eine kleine persönliche Anekdote, für die ich Treichl ebenfalls bewundert habe: Ich war zu einem privaten Mittagessen bei ihm geladen, als unerwarteterweise einer seiner Söhne, ein damals in London sehr erfolgreicher Investmentbanker, auftauchte. Treichl machte uns bekannt und wurde gleich gefragt: „Vater, darf ich zum Essen bleiben?“ Worauf der nun Verstorbene mit spitzem Finger auf seinen Sohn zeigte: „Nur wenn du dein Handy abdrehst.“ Was der Sohn gehorsam machte. Und was mir den Unterschied zwischen einem Bankier und einem Banker anschaulich vermittelte.

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