Es fällt erst im Rückblick auf: Ausstände, gar Generalstreiks sind fast überall weitgehend außer Mode gekommen. Selbst in Italien, wo „Il sciopero“ ja jahrzehntelang schier selbstverständlicher Teil gewerkschaftlicher Folklore war. In Zeiten der Krise sind solche kollektiven Selbstbeschädigungsaktionen wirkungslos geworden. Jetzt streiken nur noch sehr spezifische Gruppen: Lokführer und Piloten. Aus einem klaren Grund.
Diese beiden Berufsgruppen glauben nämlich nicht nur ständig, gerechtfertigte Forderungen zu haben, sondern auch taktisch in einer guten Position zu sein. Sie sind überzeugt, ihre Arbeitgeber mit einigen Erfolgsaussichten erpressen zu können, indem sie die Passagiere als Geiseln nehmen. Dazu haben diese nur relativ schwer austauschbaren Schlüssel-Arbeitskräfte in Deutschland sogar eigene Gewerkschaften gebildet, in Konkurrenz zu den großen Einheitsgewerkschaften. Das ist einer der ganz wenigen Fälle, wo Konkurrenz zu gesamtwirtschaftlich problematischen Folgen führt.
Für diese Luft- und Zugspiloten gilt der Gewerkschaftsslogan „Solidarität!“ nicht mehr. Dieser Ruf ist immer nur dann zu hören, wenn jemand erwartet, von der Solidarität der anderen zu profitieren. Sobald eine Gruppe hingegen im Alleingang Vorteile sieht, geht sie lieber allein.
Jedoch: Langfristig irren Lokführer wie Piloten. Denn in Wahrheit gibt es immer Konkurrenz. Auch für sie. Auch wenn es zur Entwicklung von Alternativen bisweilen etliche Zeit dauert. Auch wenn Arbeitnehmer oft glauben, Konkurrenz gefährde nur das Unternehmen, nicht sie selbst.
Man denke etwa an die Bahn. Diese hat in Wahrheit heute schon massive Konkurrenz: die Straße. Auf dieser findet nicht nur zu immer größeren Prozentsätzen der Fracht-Transport statt. Gerade in Deutschland entsteht auch im Personentransport durch die immer zahlreicher und billiger werdenden Fernbusverbindungen eine ganz neuartige Konkurrenz.
Wettbewerb gibt es aber auch in der Luftfahrt. Das sind für die Flugzeuglenker die freien Piloten, die jetzt von der Lufthansa kurzfristig engagiert worden sind, und die ohnedies arbeitswilligen Kollegen.
Langfristig gibt es eine noch viel gefährlichere Konkurrenz für alle einstigen Platzhirsche am europäischen Himmel. Das sind erstens die Billigfluglinien, bei denen man als Passagier zwar froh sein muss, wenn man noch ein Glas Wasser bekommt, wo man aber viel weniger fürs Ticket zahlt. Und das sind zweitens die arabischen Luftlinien. In diesen stecken viele Milliarden an Investitionen aus Öl-Geldern, die sich durch Dumping den Luftmarkt erobern wollen. Und wo die Mitarbeiter an Bord weit weniger Lohn bekommen als die Crews von Lufthansa oder AUA.
Diese ignorieren aber weiterhin die Bedrohung. Bei der AUA ruft der Bord-Betriebsrat in seiner Uralt-Denkwelt sogar dann einen Streik aus – offiziell heißt das Betriebsversammlung –, wenn es bloß darum geht, die Kollegen über ein gewonnenes(!) Gerichtsurteil zu informieren. So als ob es sonst keine Kommunikationsmöglichkeiten gäbe. Dass in der Folge etliche Flüge ausfallen, und dass damit wieder die Passagiere das Opfer waren, stört die Privilegienritter nicht. Noch nicht.
Doch die Passagiere tun das, was Konsumenten immer tun. Sie starten zwar keinen Arbeitskampf, aber lassen sich das alles dennoch nicht gefallen. Sie suchen und finden Alternativen. Sie fliegen immer öfter mit den Billigfluglinien oder den Asiaten. In manchen Verbindungen sind diese daher schon vier Mal so oft unterwegs wie etwa AUA oder Lufthansa.
Es gibt aber noch eine Konkurrenz: den Verzicht. Wenn Flüge, wenn weite Bahnreisen als Folge dieser ständigen Erpressungen zu teuer werden, dann verzichtet halt ein Teil der Konsumenten überhaupt darauf. Sie geben dann ihr Geld für andere Zwecke aus. Es gibt ja keine Verpflichtung, drei Mal im Jahr auf ferne Inseln zu düsen. Oder mit dem Schlafwagen auf einen Tag nach Venedig zu fahren.
Denn nichts ist alternativlos.
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Der ewige Terror der Minderheiten, eine Unsitte der Gegenwart, mit ihren komplexen Strukturen und verwundbaren Netzknoten. Wie die Kuenringer den Handelsfahrern auf der Donau die Kette aus Eisen herunterließen ... sind die Antworten die Gleichen.
Zwingburgen schleifen - da wie dort. Wohlerworbene Rechte verteidigen und Pfründe sichern mit der Drohung, die Friedensspflichten zu verletzen - das ruft nach Lizenz-verlusten und vorübergehenden Verzicht auf längst gewohnten Komfort ... nach einiger Zeit wird sich das schon wieder Einrenken ...
Wenn man lediglich im Urlaub ein Flugzeug betritt mag man ja Alternativen haben, wer aber beruflich die Flugverbindungen braucht, der wird in das Mark getroffen.
Streikrecht ist etwas perverses! Ein normaler Mensch schließt einen Vertrag und den hat er dann auch gefälligst zu erfüllen. Wenn ihm etwas nicht passt, so kann er kündigen oder den Vertrag neu verhandeln. Man stelle sich vor ein Unternehmer würde von versprochenen Leistungen zurücktreten, einfach weil er jetzt anderer Meinung ist als bei Vertragsabschluß. Da wären die Konsumenten schnell beim Gericht, auch die streiklustigen AUA-Leute – schon irgend wie seltsam, oder sind doch nicht alle Menschen vor dem Staat gleich?
Diese sogenannte Betriebsversammlung der AUA-Piloten (u.a.) habe ich als enorme Frechheit eingestuft. Das kann doch keiner glauben, auf diese Weise die Mitarbeiter, d.h. Arbeitnehmer, d.h. Kollegen informieren zu müssen: Es ist seit längerem publiziert, auch vom ORF, der sich am Mittwoch besonders generös (Sendedauer!) erwiesen hat, dass zum Vorteil der Belegschaft der frühere Kollektivvertrag Geltung hat. Also wozu das Getue?
Piloten verdienen wirklich nicht schlecht: Früher haben in der Südstadt ziemlich viele gewohnt. Da die Südstadt inzwischen "überholt" ist, sind sie ausgezogen. Wohl zu repräsentableren Quartieren.
Die Herrschaften im Goldstreif von der AUA werden noch schön blöd schauen, wenn die LH den Laden zudreht und neu gründet, denn dann sind alle betrieblichen Sonderregelungen aufgrund von Insolvenz hinfällig.
Aber wer sich selbst als Gottes Geschenk an die Menschheit empfindet und zahlende Passagiere bestenfalls als lästiges Ärgernis, der ist vielleicht mit einem (wenngleich nicht ganz freiwilligen) Wechsel der Branche eh nicht so schlecht bedient, denn als Dienstleister stellt man den zahlenden Kunden ins Zentrum des Handelns, nicht die eigenen Befindlichkeiten.
Da die Streifenhörnchen aber Jahre bzw. Jahrzehnzte in der staatlich finanzierten Wärmstube saßen und das Geld trotz Verlusten weitersprudelte, konnten sie sich diese kleine aber wichtige Lektion nicht verinnerlichen.
Tja, die Landung (Achtung, Wortwitz) in der Realität der freien Marktwirtschaft wird dafür umso härter, denn Arroganz und Entitlement-Attitüde von Gewerkschaftsgünstlingen sind dort nicht gefragt. SSKM.
Gesamtwirtschaftlich problematische Folgen hat das Verbot der Konkurrenz beim Erdgas. South stream wird verboten, damit die Schieber der Ukraine geschuetzt sind. Gleichzeitig werden ihre Banken um unser gutes Geld gerettet. Die EU-Politik schuetzt die Schieber anstatt ihre Macht zu beschneiden.
P.S.: In F bekomme ich Gluehbirnen aller Art im Kaufhaus.
Hätte ich einen Flug gebucht und dieser würde wegen eines Streiks des Bord- oder Bodenpersonals abgeblasen, hätte ich keinerlei Verständnis und wäre höchst verärgert; ich würde GEWERKSCHAFT und Betriebsräte verfluchen!
Streik ist ERPRESSUNG auf Kosten UNBETEILIGTER!
Bei den Streiks und sog. Betriebsversammlungen machen nicht mehr alle Mitarbeiter mit. Denn einige haben bereits erkannt, dass sie sich damit langfristig selbst schaden werden. Denn z.B. im aktuellen Fall der Austrian kann die Firma komplett aufgelöst und eine neue Naschfolgefirma mit ebenso neuen Anstellungsverträgen gebildet werden. Viele Mitarbeiter sind auch froh, eine Anstellung zu haben, denn es gibt schon teilweise mehrere Arbeitsplatzsuchende in dieser Branche.
Wer erinnert sich noch an die erpresserischen Methoden bei den britischen Eisenbahnen, wo der Staat als Unternehmer gezwungen wurde, dass die nicht mehr benötigten Heizer bei Umstellung auf Diesel- und Elektroloks bis zur Pensionierung in diesem Loks als nicht benötigte Beifahrer mitfahren konnten? Oder beiden Wiener Straßenbahnen, wo bei sämtlichen Rationalisierungsmaßnahmen ein fix vereinbarter Teil der Einsparungen dem Personal zu Gute kam?
Irgendwann werden auch die AUA-Bordbetriebsräte Minhard et al. erkennen, dass sie selbst an den Ästen sägen, auf denen sie sitzen. Denn der Krug geht so lange zum Brunnen …...