Springers Rücktritt und die Folgen
23. Juni 2014 18:10
2014-06-23 18:10:04
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 1:30
Der – nach monatelangem Hinhalten erfolgte – Rücktritt von Georg Springer löst mindestens auf drei Ebenen Folgen aus.
Erstens geht es um die persönliche Verantwortung der gefeuerten Burgdirektoren wie auch des Bundestheater-Chefs: Haben sie etwas Rechtswidriges getan? Das wird wohl noch jahrelang die Gerichte befassen. Denn derzeit gibt eigentlich immer nur zwei Botschaften: Das eine Mal schiebt jeder die Schuld auf den anderen; das andere Mal kann man dann wieder hören: „Das war doch in der Kultur schon immer so.“ Beides ruft nach unabhängiger Klärung - wobei man annehmen darf, dass sich der Jurist Springer besser selbst gesichert hat als die beiden früheren Burg-Chefs, die ganz in der wirklichkeitsfremden Kulturwelt gelebt haben. Aber ein Aufsichtsratschef muss eigentlich schon Etliches mehr wissen, als Springer zu wissen vorgab.
Zweitens wird zunehmend auch Kulturminister Ostermayer hineingezogen: Denn der mit einem Gutachten beauftragte Rechtsanwalt hat zuerst unter ganz anderen Vorzeichen auch ein Gespräch mit dem (Ex-)Burgchef geführt. Angeblich auf Rat des Ministers. Doppelvertretung ist jedenfalls nach Anwalts-Recht streng verpönt.
Drittens aber muss man einmal auch die Regierung loben. Denn bisher ist dort noch kein einziges Mal der Ruf lauf geworden: Na, soll halt der Steuerzahler wieder einmal den Schaden zahlen. Die SPÖ ist offensichtlich nicht mehr wie früher die Partei der Kulturlobby, sondern ganz die der Gewerkschaft. Und die hat heute ganz andere Anliegen, als zusätzliches Geld für Kultur auszugeben. Das kann sich zwar noch immer jeden Tag ändern (mit zusätzlichen Arbeitsplätzen kann ja jede zusätzliche Verschuldung begründet werden). Aber vorerst ist das durchaus eine interessante Entwicklung.
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Mich fasziniert die Frechheit unserer Eliten. Da ist jemand Aufsichtsrat und weiß von nichts, kennen wir ja bestens von unserem Sozialminister. Gleichzeitig haftet in der realen Wirtschaft jedes Organ einer Gesellschaft. Inzwischen sogar die Gesellschafter, wenn diese eine Schieflage nicht rechtzeitig durch Maßnahmen im Geschäftsführung und Aufsicht bereinigt haben, denn man muß sich um seine Sachen schon kümmern und informieren. Diese Haftung wurde von genau Leuten, wie eben diesem Sozialminister, eingeführt.
Und nun hat schon wieder so ein mieser, von Steuergeld lebender, Gauner die Frechheit nichts gewusst zu haben? Wo ist der Staatsanwalt? Der gibt ja zu, daß er sich nicht gekümmert hat. Wo sind die Politiker die selbst Gesellschafter (Aufsichtsorgane und Geschäftsführer sowieso) haften lassen?
Aber wie schon Orwell richtig feststellte: Alle Tiere sind gleich, nur einige sind Gleicher! (Gleicher sind dabei die Schweine – wie treffend).
Hat man jetzt Springer genug Zeit gelassen, alles relevante Beweismaterial zu vernichten und sich in die "hochverdiente" Pension zu begeben? ;-)
Dann müßte Ostermayer gleich mit den Hut nehmen.
Schließlich imformierte der zuständige Wirtschaftsprüfer schon beim Jahresabschluß 2011/2012 den Aufsichtsrat über gravierende Mängel und hat beim Auffliegen des Skandals klar und deutlich zu verstehen gegeben: "Jedem hätte die alarmierende Entwicklung auffallen können"!
http://wien.orf.at/news/stories/2633333/
Daher kommt dieser Rücktritt viel zu spät und die Kosten für das politische Versagen muß wieder einmal der Steuerzahler tragen.
Wer denn sonst? Die SPÖ sicher nicht, auch wenn sie sich derzeit diplomatisch bedeckt hält. Seit wann hätten die Genossen Skrupel den "Klassenfeind" zur Kasse zu bitten?
Zitat AU: "Denn bisher ist dort noch kein einziges Mal der Ruf lauf geworden: Na, soll halt der Steuerzahler wieder einmal den Schaden zahlen."
Na ja und wer steht jetzt gerade für den hinterlassenen Schuldenberg?
Die Herren Springer und Hartmann, oder wer, dass ich nicht lache, natürlich wird der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, mit oder ohne Ruf!
O.T. Veröffentlichte Abhörprotokolle aus Polen:
Wie der polnische Außenminister das Verhältnis zu den USA beurteilt:
"Totaler Bullshit“, soll Außenminister Radoslaw Sikorski dem ehemaligen Finanzminister Jacek Rostowski gesagt haben, wie polnische Medien am Sonntag aus einer Vorabveröffentlichung des Magazins zitierten. „Wir werden uns einen Konflikt mit Deutschland und Russland einhandeln, und wir werden behaupten, das alles super ist, weil wir den Amerikanern einen Gefallen tun. Verlierer. Totale Verlierer.“
http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/neue-abhoerprotokolle-in-polen-totaler-bullshit-13003962.html
Ziemlich peinlich für Donald Tusk!
Was soll's! Ein typischer österreichischer Sesselkleber, der über viele Jahre hinweg UNFÄHIG war, seine Aufgabe zu erfüllen, hat im letzten Moment doch aufgegeben. Naja, bald kommt der nächste "Vertrauensmann" von Ostermayers Gnaden in den "Aufsichtsrat"---ändern wird sich nichts.