Drei neue Casinolizenzen sind für Wien und Niederösterreich vergeben worden. Die Vergabe war eigentlich sehr erstaunlich, aber jedenfalls lehrreich. (Mit nachträglicher Ergänzung)
Es ist schon einmal erstaunlich, welches Gedränge um diese Lizenzen herrscht. Ist uns doch in letzter Zeit ständig beigebracht worden, dass fast das gesamte Spielgeschäft online gegangen sei. Weshalb man wohl am besten für die armen Casino-Betreiber spenden solle. Und jetzt drängen sie sich plötzlich so um weitere Lizenzen.
Der Beobachter lernt: Schon wieder ist er halt angeschwindelt worden. Freilich, es wird ja ohnedies den ganzen Tag geschwindelt. Es gilt bis zum (mutmaßlichen) neuen EU-Präsidenten Juncker: Man wird ja noch ein bisschen lügen dürfen.
Ich selbst kenne übrigens nur die Casinos in Baden und Velden (wo ich berufliche Termine hatte). Ich finde beide so abgrundtief hässlich, dass ich schon deswegen nie wieder freiwillig hingehen würde. Überhaupt hält sich meine Spielsucht in Grenzen. Unlängst wollte ich einmal bei den „Euromillionen“ mitspielen, wusste aber nicht wie, weil ich den diversen Finanzministern eigentlich noch nie ein freiwilliges Opfer bringen wollte – so blieb es dann auch diesmal. Und in Les Vegas waren wir drei Tage, haben aber nur einen einzigen Dollar für eine dieser Tausenden Maschinen geopfert, die dort in jeder Hotellobby bis hin zum Flughafen stehen.
Nach Österreich zurück: Viel gravierender ist die Entscheidung, wer die offenbar doch sehr begehrten Lizenzen bekommen hat. Denn die Empfehlungen des eigens eingerichteten „Experten“beirats wurden binnen einer Woche ins Gegenteil verkehrt. Es haben sowohl der Wiener wie auch der niederösterreichische Landeshauptmann heftig zugunsten der letztendlichen Sieger interveniert. Worauf die "Experten" plötzlich gegenteiliger Meinung waren.
Woran man sieht: Erstens, dass diese Beiräte der Politik nicht einmal das bei ihren Sitzungen verabreichte Wasser wert sind. Zweitens dass es im Glücksspielbetrieb wie eh und je sehr dubios zugeht. Drittens, dass dieses Land nur noch von den Landeshauptleuten regiert wird; niemand weiß, wozu es überhaupt noch eine Bundesregierung braucht. Und viertens, dass der Balkan doch schon in der Himmelpfortgasse beginnt; dass Prinz Eugen – der dort sein Winterpalais und seine Lustknaben hatte – die Türken zwar militärisch besiegt hat, dass aber letztlich doch die balkanischen Sitten über Mitteleuropa gesiegt haben.
PS: Erfreulich ist bei aller Dubiosität der Vergabe, dass trotz Bewerbung keine Spielbank in das den Parteien so nahestehende Hotel Intercontinental kommt. Das war ja angeblich einer der Gründe, weshalb sich die Politik so sehr für dessen Aufstockung und den Hochhausbau neben dem Konzerthaus engagiert hat. Wer freilich den letzten „Spiegel“ mit der beklemmenden Reportage über die vielen Hochhäuser in London und die damit verbundene Geschäftemacherei liest, sollte sich freilich im Klaren sein: Das Hochhausprojekt ist damit alles andere als vom Tisch! Und sonst ist es am besten, die Inserate in den Medien und die Spenden an die Regierungsparteien zu verfolgen.
(Nachträgliche Ergänzung: Der Vorsitzende des Beirates hat nun dementiert, dass es ursprünglich eine andere Empfehlung des Beirates gegeben hat. Dieses Dementi ist zur Kennntnis zu nehmen. Aber dann wäre umso rätselhafter, wieso tagelang undementiert eine ganz andere Meinung dieses ja per Gesetz vertraulichen Beirats gemeldet werden konnte. Was zumindest die Punkte Zweitens und folgend umso mehr unterstreicht).
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Wir haben in Österreich schon seit einigen Jahren
==========viel zu viel Glücksspielbetrieb!==============
Ob das mit dem komentenhaften Aufstieg der NOVOMATIC des Herrn Graf zu tun hat?
Völlig richtig, Herr Dr. Unterberger.
° Der Finanzminister ist an zusätzlicher Geldabschöpfung durch moralisch bedenkliche Glückspiele sehr interessiert, denn der wirkliche Gewinner ist immer der Staat. So werden beim Toto 50% der Einnahmen gar nicht mehr ausgesschüttet.
° Der Expertenbeirat bei der Lizenzvergabe war für die Katz', denn den Ausschlag gaben die besseren Lobbyisten.
° Im Casionogeschäft geht es dubios wie in der Prostitution zu.
° Die wahren Sager in unserem Land sind die Landeshauptleute (in diesem Fall Pröll und Häupel), die Bundesregierung (bes. Faymann und Spindelegger) sind nur die Hampelmänner der Landesfürsten.
Aber:
° Der Balkan beginnt nicht am Rennweg oder in der Himmelpfortgasse, sondern viel weiter westlich (vielleicht schon im EU-Brüssel?).
PS: Ich gewinne jede Woche bei Lotto, Toto, Brieflos usw., indem ich den vorgesehenen Betrag nicht einzahle. Die Gewinnquote beträgt zwar nur "one for one" (or British: 2/2 = even money), aber diese ist immer sicher. Egal ob Brutto- oder Nettoquote, ich habe mein Geld wieder.
"Entscheidungskriterien bleiben geheim"
Das sagt wohl alles über die Lizenzvergaben des BMF an die neuen Casinobetreiber und das "gemeine Stimmvieh" wird wieder einmal für dumm verkauft.
Ad P.S.: Zeichnet sich da ein weiterer Erfolg des Tagebuchautors ab, mit seiner hartnäckigen Kritik an dem Hochhausprojekt neben dem Konzerthaus? Gratuliere!
http://wien.orf.at/news/stories/2654688/
Zumindest scheinen die Dinge in Bewegung zu geraten und es wäre dem Wiener Stadtbild von ganzem Herzen zu wünschen, wenn da endlich Vernunft einkehrte.
Ohne eine Präferenz für eine Seite oder für das Glücksspiel insgesamt auszudrücken, soviel doch zur Klarstellung für all jene Guten und Aufrechten, die Übles nur auf Seiten des Privatunternehmens Novomatic sehen: seit Jahrzehnten hat der Staatsfunk ORF in zahllosen herzzerreißenden "Dokumentationen" Spiel- und Alkoholsüchtigen Gelegenheit gegeben, vor laufender Kamera dem Unternehmen Novomatic Schuld an ihrem Unglück zu geben. Bereitwillig des öfteren unterstützt von zahllosen Aktivitäten und Initiativen grüner und anderer selbsternannter Erretter der Menschheit. Als Alternative dazu wurden nicht nur einmal die Casinos Austria dargestellt, bei denen Spielerschutz etc. vorbildlich und verantwortungsvoll praktiziert würden.
Ohne auch nur ein einziges Mal darauf hinzuweisen, mit 5 % am bis dahin durch Politikerwillkür geschützten Glücksspielmonopol Lotto Toto, Casinos Austria etc. beteiligt zu sein.
Und ohne auch nur einmal darauf hinzuweisen, daß dieses Lotto-Toto-Monopol der mit Abstand wichtigste Werbekunde dieses Staatsfunks ORF ist.
Noch einmal in einfachen Worten, damit es auch wirklich ALLE verstehen: Der ORF hat jahrelang, zuletzt nur gestoppt durch einstweilige Verfügungen, angestrengt von Novomatic, mit dem Geld ALLER österreichischen Zwangsgebührenzahler Propaganda gegen den einzigen relevanten privaten Mitbewerber im österreichischen Spielmarkt und damit Propaganda für jenes bis dahin quasi-Monopol betrieben, an dem er selbst mit 5 % beteiligt ist und von dem er einen wesentlichen Teil seiner Werbeeinnahmen lukriert.
Also, wenn DAS nicht Balkan ist, was dann?
Dagegen ist die aktuelle Öffnung des Marktes samt Lobbyings von Pröll und Häupl, und ganz gleich, wie man nun zu Glücksspiel und all den damit verbundenen Problemen steht, direkt ein Fortschritt....
"die balkanischen Sitten.."
Vorsicht, das könnten migrationsafine Gutmenschen gleich in die falsche Kehle bekommen ...
Wenn es um viel Geld geht und die Vorgänge nicht ganz transparent sind, aber dennoch gejubelt wird, als hätte man etwas geschenkt bekommen:
dann handelt es sich um eine mafiose Struktur;
dann ist das eo ipso Unrecht und daher auch unmoralisch verderblich;
dann wird etwas verdorben und das ist das gedeihliche Zusammenleben;
dann wird etwas korrumpiert und das ist das Rechtsgefühl jedes einzelnen Bürgers;
dann ist das ein Fanal, wobei man sich viele Dinge denken kann.
Und wieder kann man Freund und Feind nicht unterscheiden. Das ist das Schlimmste.
In solchen Lagen ist es denkunmöglich, die Grundlage des Geschäftes - hier der Novomatic - festzustellen. (Nicht einmal wenn man die Bilanzen selber gefälscht hätte!) Die viele Kohle kann gar nicht von den Negeranten, die man in den Glücksspielbuden sehen kann aufgebracht werden.
Nur woher stammt das Geld dann?
Sicher ist nur, dass dieses Geld unrechtmäßig besessen wird.
Womit wir wieder bei den mafiosen Strukturen sind, von denen also anzunehmen ist, dass sie sich bereits unsere Regierungen gekauft haben.
Und wer sitzt im Aufsichtsrat der Novomatic genauso wie im Benko-Konzern?
Natürlich Genosse Gusenbauer, da läuft das Werkl gleich wie geschmiert.
Hat schon was für sich, wenn man als Ex-Bundeskanzler Lobbyist wird.